Expertenrunde bei Asklepios nimmt das Thema Rheuma unter die Lupe
Rheumatologie aktuell
Unter dem Motto "Rheumatologie aktuell" versammelten sich auch in diesem Jahr am 26. Januar wieder zahlreiche Fachleute im Kurhaus in Bad Abbach. Eingeladen zu dem Expertentreffen hatte die Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie des Asklepios Klinikums Bad Abbach unter Leitung von Prof. Dr. Martin Fleck.
Den ungünstigen Wetterbedingungen zum Trotz fanden sich rund 90 Ärztinnen und Ärzte zu der Veranstaltung ein. Nur einer der angekündigten Referenten konnte seinen Beitrag zu dieser hochinteressanten, pharmaunabhängigen Fortbildung dann leider doch nicht leisten, da auf der Autobahn in Neumarkt, verursacht durch einen querstehenden LKW, für ihn an diesem Tag Endstation war.
Acht namhafte Experten lieferten an diesem Tag von 8:45 bis 13:30 Uhr hochinteressante Vorträge mit neuen Erkenntnissen und innovativen Fragestellungen zu dem komplexen Thema Rheumatologie. Stets wurde auch das Publikum von den Referenten mit einbezogen. Die Anwesenden waren so nicht nur Zuhörende, sondern gleichermaßen als lösungsorientierte Therapeuten gefragt. So wurden z.B. zwei konkrete Fälle vorgestellt, bei denen jeder Teilnehmer mit Hilfe des TED Systems seine eigene Erfahrung einbringen und den Fall bewerten konnte. Die im Anschluss dazu durchgeführte Diskussion im Plenum war äußerst lebhaft, interessant und lehrreich.
Das hochinteressierte Publikum bestand aus etlichen Rheumatologen sowie auch aus Haus- und Fachärzten. Erster Referent des Tages war PD Dr. Hartung, Leitung Ultraschall, vom Asklepios Klinikum in Bad Abbach. Sein Thema „Polymyalgia rheumatica und Riesenzellarteriiitis – wie sichere ich die Diagnose?“ machte deutlich, wie wichtig aufgrund der großen Vielfalt an Beschwerdebildern dieses Erkrankungskomplexes eine möglichst frühzeitig gestellte Diagnose ist. Kann doch z.B. eine Vaskulitis, eine Entzündung der Blutgefäße, den Patienten erblinden oder einem Schlaganfall zum Opfer fallen lassen.
Dr. Jörg Wendler stellte die wichtige Frage nach den Leitlinien in der Rheumatologie und deren Praxisrelevanz. Zur Verdeutlichung seines Themas bediente er sich einer sehr einprägsamen, für alle Anwesenden nur allzu gut nachvollziehbaren Metapher: Er verglich die Leitlinien mit einem Kochrezept, das in seiner ja strikt festgelegten Rezeptur nicht für jede Mahlzeit und jeden Anlass Anwendung finden kann. Gerade im Umgang mit Patienten und ihren individuellen Beschwerden, die vom Behandler wahrgenommen und respektiert werden müssen, geht es darum, nicht an starren Linien (sprich Kochrezepten) festzuhalten, sondern unter Berücksichtigung aller Krankheitsaspekte individuell zu behandeln.
Fazit: Leitlinien sind absolut sinnvoll und im Alltag sehr hilfreich, eignen sich jedoch nicht in jedem Fall zu einer rein schematischen Umsetzung. Manchmal sei es einfach besser, abzuwarten und nicht sofort entsprechend der Vorgabe in die Behandlung einzusteigen. Wichtig sei dabei, alle Vorgehensweisen, Behandlungsansätze und erforderlichen Interventionen genau mit dem Patienten abzusprechen (shared decision!) und dann vor allem auch gut zu dokumentieren.
Und noch einmal griff Dr. Wendler am Ende seines Vortrags zur Freude seines Publikums die humorige Metapher aus der Welt der Gaumenfreuden auf: Ein Koch, der sich exakt an das vorgegebene Rezept halte, koche nicht unbedingt automatisch ein gutes Essen. In der Küche wie auch in der Rheumatologie gebe es so manche Besonderheit, die es zu berücksichtigen gelte, wie Veganer, geschmackliche Vorlieben und Abneigungen bis hin zu ernstzunehmenden mit Allergien.
Beim dritten großen Themenbereich unter dem Titel „Fehler in der Medizin – was macht der Rheumatologe falsch?“ führte Dr. Mathias Janneck, Hamburg, aus, dass bei allen Krankheitsbildern meist bestimmte Muster vorliegen. Hier kommt das Phänomen der Wahrnehmung ins Spiel: Alles, was in das Muster zu passen scheint, nimmt der Behandler wahr, bei Abweichendem droht die Gefahr, es unbeachtet zur Seite zu legen. Dies kann dann möglicherweise zu vermeidbaren Fehlern führen. Es gilt also, derartige Fehlerarten in der Medizin zu erkennen, aufzuarbeiten und zu vermeiden. Hierbei hilft in jedem Fall der analytischer Ansatz, den Dr. Janneck zu der Frage „Wie erkennt man Krankheiten in Mustern?“ als systemische Fehlerdarstellung zugrunde legte. Er verstand es, dieses sehr ernste und wichtige Thema äußerst unterhaltsam zu referieren und betonte abschließend noch einmal, dass es für den Behandler darum gehe, stets einen Schritt zurückzutreten und zu überlegen, was hinter den Erkennungsmustern steckt, was dann zu einer gesicherten Diagnose führt.
Auch das diesjährige 34. Wintersymposium der Rheumatologen in Bad Abbach wurde von den Teilnehmern wieder durchgehend sehr gut bewertet. Die Veranstaltung war erneut völlig pharmaunabhängig und zwei Drittel der Teilnehmenden begrüßten diese Tatsache ausdrücklich und sprachen sich dafür aus, dass dies auch in Zukunft so beibehalten werden sollte.
Unterstützt wurde die ebenso wichtige wie gelungene Expertenrunde und Fortbildungsveranstaltung in Bad Abbach wieder durch eine großzügige finanzielle Spende des Asklepios Klinikums. Die Organisation wurde von der Rheumahilfe Ostbayern übernommen.
Für das Jahr 2020 ist traditionsgemäß das nächste Wintersymposium vorgesehen.