Tübinger Start-up-Geschäftsführerin referiert am ACH über Mikrobiome im Darm
Dr. Isabell Flade vom Center for Metagenomics (CeMeT GmbH) referierte am Asklepios Campus Hamburg (ACH) über die Bedeutung der Erforschung von Darmbakterien für die individualisierte Behandlung von Patienten.
Die Ursachen vieler Krankheiten gelten heutzutage nach wie vor als ungeklärt, Therapien und Medikamente werden oft auf Grundlage statistischer Zusammenhänge verordnet. Seit ein paar Jahren entwickelt sich mit der sogenannten Precision Medicine international ein neuartiger Ansatz, der auf die personalisierte Behandlung und Prävention von Krankheiten zielt. Dabei werden die Zusammenhänge zwischen der Genetik, den Lebensumständen, der Umwelt und weiteren individuellen Faktoren wie beispielsweise der Besiedlung des Darms mit unterschiedlichen Bakterien für neue Therapien berücksichtigt. Asklepios schenkt diesem Zukunftsfeld wachsende Aufmerksamkeit: Daher ist der Gründer und Alleingesellschafter von Asklepios, Dr. Bernard große Broermann, seit Anfang 2017 mit 40 Prozent an dem Tübinger Start-up beteiligt.
Diese noch junge Beteiligung nahm der Geschäftsführer der Asklepios Medical School, Dr. Christoph Jermann, zum Anlass, Dr. Isabell Flade am 27. September zu einem Abendvortrag an den ACH einzuladen. Nach der Begrüßung durch Herrn Jermann sprach die CeMeT-Geschäftsführerin vor den ACH Studierenden zum Thema „Das Mikrobiom und dessen Rolle für die Gesundheit – neue Methoden ermöglichen neue Erkenntnisse“.
Kenntnisreich und anschaulich erläuterte sie den Ansatz der Erforschung des menschlichen Mikrobioms (also der Wirkungen und Wechselwirkungen aller Mikroorganismen im menschlichen Körper) im Kontext der Precision Medicine. Im Vordergrund stand dabei der Zusammenhang zwischen der Zusammensetzung des Darmmikrobioms und unterschiedlichen Erkrankungen. „Unser Ziel ist es, mit Hilfe von Mikrobiom-Analysen zur Klärung verschiedenster medizinischer Fragestellungen beizutragen; dies soll zunehmend der Entwicklung von Vorsorge-Tests, aber auch der Diagnose und der Suche nach der richtigen Therapie dienen“, so Frau Flade. Da viele der anaerob, d.h. unter Ausschluss von Sauerstoff lebenden und sich vermehrenden Bakterien bislang nicht unter Laborbedingungen angezüchtet werden können, kann ein Nachweis nur mit Kultur-unabhängigen Methoden erfolgen, u.a. mit der sogenannten DNA-Sequenzierung.
Die weltweite Mikrobiom-Forschung entwickelt sich derzeit rasant, und immer mehr Organisationen und Firmen fragen eine Analyse und Interpretation von Mikrobiomen nach. Zu diesem Zwecke baut die CeMeT als Dienstleister für Mikrobiom-Analysen mit dem Tübiom-Projekt (www.tuebiom.de) eine der weltweit größten Referenzdatenbanken auf. Ziel des Projektes ist es, die Mikrobiome einer großen Zahl von Teilnehmerinnen und Teilnehmern für diagnostische Untersuchungen zu erschließen (bislang sind es bereits 5.400). So soll Stück für Stück die Rolle der Darmbakterien bei Erkrankungen wie Krebs, Alzheimer, Diabetes aber auch Vitaminmangel erforscht werden – und diese Ergebnisse werden zweifellos von großem Nutzen bei der Diagnose und in weiterer Zukunft auch bei der Therapie in den Asklepios-Kliniken und darüber hinaus sein.
Die Fragen der Studierenden im Anschluss an den kurzweiligen Vortrag zeigten, wie sehr das Thema das Interesse der angehenden Ärztinnen und Ärzte an diesem Zukunftsfeld geweckt hatte.