Podiumsdiskussion zur Bürgerversicherung exklusiv am ACH
Im Rahmen der Vorlesung Hygiene, Umwelt- und Sozialmedizin fand am 3. Mai am Asklepios Campus Hamburg für die Studierenden des 8. Semesters eine Podiumsdiskussion zum Thema Bürgerversicherung statt.
Vertreter aus Politik und Medizin diskutierten dabei die Frage „Bürgerversicherung: Schreckgespenst oder Goldstandard?“. Dozent des Blockseminars und gleichzeitig Organisator der Podiumsdiskussion war Dr. Jochen Kriens, Leiter der Abteilung Politik und Öffentlichkeitsarbeit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hamburg. Ihm gelang damit gleich dreierlei: Ein aus seiner Sicht eher theoretisches Seminar am Ende mit einem praxisnahen Teil abzurunden, eine interessante Gesprächsrunde mit sehr unterschiedlichen Positionen am Campus zusammenzubringen und die Studierenden an einer kontroversen Diskussion zu einem komplexem gesundheitspolitischen Thema teilhaben zu lassen.
Mit dabei waren: Dr. Luzie Braun-Durlak, Kieferorthopädin und Vorsitzende des Landesfachausschusses Gesundheit der FDP Hamburg, Hauke Wagner, Mitglied im Landesvorstand der SPD Hamburg und Mitglied der Hamburger Bürgerschaft, Deniz Celik, Gesundheitspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburger Bürgerschaft, Dr. Bastian Steinberg, niedergelassener Arzt in Hamburg und fachverantwortlicher Dozent für Allgemeinmedizin am ACH, sowie Walter Plassmann, Vorstandsvorsitzender der KV Hamburg.
Mit sehr unterschiedlichen Positionen diskutierten die Podiumsteilnehmer die Wirkungsweise und Gerechtigkeit einerseits des aktuellen dualen Versicherungssystems mit Gesetzlicher Krankenversicherung (GKV, 87% aller Versicherten, je fast hälftig Mitglieder und Mitversicherte) und Privater Krankenversicherung (PKV, 11 % aller Versicherten), andererseits der vorgeschlagenen Bürgerversicherung für alle. Für das Auditorium wurde dabei deutlich, dass nicht nur sozialpolitische Ziele, sondern auch Fragen der medizinischen Grundversorgung oder der Finanzierung notweniger Innovationen eine große Rolle spielen. Mit vielen Fragen, auch kritischen Nachfragen, beteiligten sich die Studierenden so engagiert an der Diskussion mit den Vertretern der verschiedenen Parteien und Berufsstände, dass die Veranstaltung deutlich länger dauerte als ursprünglich geplant.
Dr. Kriens zeigte sich im Anschluss von zwei Dingen besonders beeindruckt: „Ich war sehr angetan, wie gut sich die Studierenden auf dieses Gespräch vorbereitet und wie intensiv sie sich an der Diskussion beteiligt haben. Ebenso war ich überrascht, wie groß das Interesse gerade in den Parteien war, bei dieser Podiumsdiskussion dabei zu sein – es scheint für sie durchaus von Bedeutung zu sein, vor einer Gruppe von Studierenden und angehenden Ärzten ihre Positionen darstellen zu können. Dass Ärzte selber ebenfalls gern für derartige Runden zusagen, hat mich nicht gewundert – sie sind erfahrungsgemäß immer sehr hilfsbereit und haben Freude daran, ihr Wissen an die nächste Generation weiterzugeben.“
Trotz der vielen gegensätzlichen Auffassungen stimmten am Ende alle den Worten von Dr. Steinberg zu: „Vielfalt ist gut für Ärzte und Patienten. Nur eins dürfen Sie nie vergessen: Welche Versorgung es auch künftig geben wird - es wird nie genug Geld im System sein, um ein unendliches Gesundheitsversprechen zu halten, wie es oft gegeben wird. Jeder fordert verständlicherweise die höchste Leistung für seine eigene Gesundheit und die seiner Angehörigen, aber jedes System ist endlich. Damit müssen wir alle ehrlich umgehen. Grundsätzlich gilt trotzdem: Egal, mit welcher Krankenversicherung Sie als Patient kommen, Sie werden im internationalen Vergleich in Deutschland in der Regel optimal versorgt.“