Vortrag zu Social Media und Demokratie am Asklepios Campus Hamburg
Angeregt durch die breite Diskussion um die Rolle von Social Media, Bots und Big Data im letzten amerikanischen Wahlkampf hat der Student Felix Reitz die Einladung des Politikberaters, Bloggers und Speakers Martin Fuchs zu einem Vortragsabend am 21. Februar am Asklepios Campus Hamburg initiiert.
„Klar war ich erst einmal erstaunt, als die Anfrage kam“, bemerkte Martin Fuchs am Ende eines Abends, der spannender und informativer nicht hätte sein können. „Ich fand es zunächst schon skurril, vor ‚Leuten in weißen Kitteln’ über ein so medizinfremdes Thema wie Social Media und Big Data zu sprechen“.
Doch spätestens seit dem US-Wahlkampf von Donald Trump ist dieses Thema in aller Munde. Für große Aufmerksamkeit hatte der Artikel „Ich habe nur gezeigt, dass es die Bombe gibt“. (https://www.dasmagazin.ch/2016/12/03/ich-habe-nur-gezeigt-dass-es-die-bombe-gibt/) gesorgt, der nach der Wahl eine Zeit lang zu den meistgeklickten Veröffentlichungen im deutschsprachigen Raum zählte und Felix Reitz zu seiner Initiative veranlasste. Laut dem Artikel wurden die Profile von Millionen von Facebook Nutzern durch die Firma Cambridge Analytica mit der sogenannten "Ocean-Methode" nach bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen ausgewertet, um die Wahlpropaganda Trumps per „Microtargeting“ sehr effizient individualisiert verbreiten zu können.
Martin Fuchs gilt als Kenner und zugleich kritischer Beobachter dieser Entwicklung im Spannungsfeld von Social Media und Demokratie. „Das Thema ist einfach interessant und wichtig. Da wir mittlerweile alle Facebook nutzen und Smartphones haben, betrifft uns das irgendwie alle“, so Felix Reitz, und also schrieb er kurzerhand den Wahl-Hamburger Martin Fuchs an, der sich öffentlich (eher kritisch) zu dem erwähnten Artikel geäußert hatte und spontan zusagte, vor den ACH Studierenden über seine Einschätzungen zum Präsidentschaftswahlkampf in den USA zu sprechen.
Vortrag vor vollem Hörsaal
Unter der Überschrift „Fake News, Microtargeting, Filterblasen & Social Bots - wie gefährlich ist das alles für unsere Demokratie?“ referierte Fuchs vor einem vollen Hörsaal, untermauerte seine Aussagen mit Daten und Fakten und würzte seinen Vortrag mit vielen Beispielen und Anekdoten.
So beunruhigend die aktuellen Entwicklungen zunächst wirken, Fuchs verstand es auch in der Diskussion, die in vielen Fragen zum Ausdruck kommende Sorge über deren möglichen Missbrauch und die beängstigenden Folgen zu relativieren. So gab er konkrete Tipps, wie jeder Einzelne seinen kritischen Blick schärfen und seine Medienkompetenz stärken kann. Daneben wies er auf wichtige Unterschiede zwischen den USA und Deutschland hin. Und nicht zuletzt hob er Ergebnisse der kritischen Recherchen von Medien wie BuzzFeed hervor, denen zufolge Cambridge Analytica weder den angeblichen ausschlaggebenden Einfluss auf den Ausgang der Wahl nachweisen noch überhaupt belegen kann, in so großem Umfang über personenbezogene Daten zu verfügen und in den Wahlkampf involviert gewesen zu sein. Die Schlussfolgerung von Fuchs lautete daher: „Ich bin überzeugt, dass all das, was wir in den USA gesehen haben, so in Deutschland nicht möglich wäre“.
Auch wenn Felix Reitz wegen des PJs selbst gar nicht teilnehmen konnte, dankte ihm Dr. Jermann in Abwesenheit für seine Idee und Initiative, diesen Abend zu veranstalten, der wieder einmal einen äußerst aufschlussreichen und anregenden Blick über den Tellerrand möglich gemacht hatte.