Geschäftsführung stellt aktuelle Fakten zum Asklepios Campus Hamburg vor
Auf Einladung der jeweiligen Klinikleitungen stattete Dr. Christoph Jermann, Geschäftsführer der Asklepios Medical School (AMS), allen sieben Hamburger Asklepios Kliniken zwischen Mai und Juli seinen jährlichen Besuch ab.
- Asklepios Campus Hamburg
- Dr. Christoph Jermann, Nicola Sauter-Wenzler
Er berichtete im Rahmen von Chefärzte-Treffen über aktuelle, erfreuliche Entwicklungen am Asklepios Campus Hamburg (ACH) der Semmelweis Universität: über die Situation der Studierenden, den Stand der akademischen Verfahren sowie wichtige Faktoren, die das Umfeld der AMS ausmachen.
Zuvor dankte Dr. Jermann jeweils allen anwesenden Ärztinnen und Ärzten, die sich als Dozentinnen und Dozenten am ACH betätigten, für ihr Engagement in Lehre, Prüfungsabnahme, Diplomarbeitenbetreuung und vielem mehr. „Uns ist sehr deutlich bewusst,“ so der AMS-Geschäftsführer, „dass dieses Engagement unter zusehends schwierigen Rahmenbedingungen im klinischen Alltag erfolgt. Umso mehr wissen wir es zu schätzen.“
Im folgenden können Sie den Bericht über den Status quo am ACH Nachlesen:
1. Studierende am ACH
Bei den Studienbewerbungen ist in 2016 gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung um rund 60 Prozent zu verzeichnen. Damit gibt es inzwischen rund 3,3 Bewerber für jeden der 60 Studienplätze für die vierjährige klinische Studienphase am ACH. Bei den Herkunftsuniversitäten, also dem Einzugsbereich des ACH, beträgt die Steigerung gegenüber dem Vorjahr sogar rund 80 Prozent: das Spektrum der Länder, aus denen Bewerbungen eintreffen, ist deutlich erweitert worden. Die spürbar erhöhte Wahrnehmung und Attraktivität des ACH geht dabei nicht auf verstärkte Marketingaktivitäten zurück. Entscheidend ist offensichtlich die Kombination aus gutem Unterricht, gutem Service, guter Studienatmosphäre plus zunehmender Mundpropaganda.
Die aktuellen Studierenden fühlen sich am ACH immer wohler. Dies kommt nicht nur in den Evaluierungen und in vielen informellen Rückmeldungen zum Ausdruck. Es zeigt sich auch in dem rasanten Anstieg gemeinsamer und meist jahrgangsübergreifender Aktivitäten. Diese werden durch die Studierendenschaft organisiert und durch ein Budget gefördert, das die Studierenden selbst verwalten.
Gleichzeitig mit der Entwicklung des studentischen Lebens am Campus (und außerhalb) ist auch die Leistungsentwicklung erfreulich. Gut ein Viertel der Studierenden am ACH haben im letzten abgeschlossenen Semester einen Notenschnitt von über 4,5 (beste Note nach ungarischer Notenskala ist 5,0) erzielt, mehr als jemals zuvor. Der Nebeneffekt: Diese Studierenden erhalten einen Abschlag von 10 Prozent auf die im nächsten Semester fällige Studiengebühr von 7.500 EUR. Hochgerechnet auf ein ganzes Jahr ergibt sich bei den Leistungsstipendien eine Gesamtsumme von rund 70.000 EUR. Dies bedeutet wiederum, dass der ACH rechnerisch für rund 4,5 Studienplätze ein volles Leistungsstipendium gewährt oder in jedem der vier Jahrgänge mehr als einen Studierenden nach reinen Leistungskriterien gebührenfrei studieren lässt.
Die Zahl der Alumni übersteigt erstmals die Zahl der aktiven Studierenden
Erstmals werden die Absolventen im Herbst dieses Jahres zu einem ACH Alumni Event eingeladen. Der Zeitpunkt passt: Ende Juli 2016 erhielten die Studierenden des 5. Jahrgangs am ACH ihre Semmelweis-Diplome. Für den immer noch jungen Campus bedeutet das ein halbes rundes Jubiläum. Dieser 5. Jahrgang ist zugleich der letzte Pionier-Jahrgang von Studierenden, die sich für einen Studienplatz am ACH zu einer Zeit entschieden haben, als es noch keine Absolventen und somit Erfolgsgeschichten gab. Und schließlich zählt der ACH mit Abschluss dieses Jahrgangs mehr Alumni, als es aktuelle Studierende am ACH gibt.
Repräsentative Daten der letzten beiden Absolventenjahrgänge zeigen, dass ca. 40 Prozent für ihren Berufseinstieg eine Stelle bei Asklepios angestrebt und erhalten haben – und bei mehr freien Stellen wären es noch mehr gewesen. „Bei 0 Prozent Rekrutierung bekäme ich ein Problem mit der Geschäftsführung, bei 100 Prozent mit dem Finanzamt “, so Jermann. „Alles zwischen 30 und 60 Prozent ist ok, ja eigentlich mehr als nur ok. Es gereicht uns doch zur Ehre zu wissen, dass unsere Absolventen auch von Häusern anderer Träger eingestellt werden. Allein von den beiden Absolventen-Jahrgängen 2014 und 2015 machen mittlerweile mehr als ein Dutzend unserer Absolventen klinisch und wissenschaftlich Karriere bei angesehenen Universitätsklinika bzw. Mitgliedern des Medizinischen Fakultätentags, der sonst gegenüber Medical Schools eher kritisch eingestellt ist.
2. Akademische Verfahren am ACH
Die akademischen Verfahren Promotion, Habilitation und Honorarprofessur sind ein besonders interessanter Aspekt des ACH. Das gilt sowohl für Ärzte, für die diese Verfahren Perspektiven der wissenschaftlichen Betätigung bzw. Weiterqualifikation beinhalten. Aber auch die Personalverantwortlichen begrüßen diese Perspektiven, da diese einen Wettbewerbsvorteil von Asklepios gegenüber den privaten Konkurrenten darstellen, wenn es um die Gewinnung und Bindung der besten Experten und Potentialträger geht.
Studierende und Absolventen können am ACH über die Semmelweis Universität einen Doktortitel erwerben, zurzeit allerdings lediglich den Ph.D. („Dr.“). Hierfür entfällt die Pflicht, ein Promotionsprogramm zu durchlaufen, stattdessen sind Anforderungen an Veröffentlichungen etwas höher. Den international und wissenschaftlich weniger hoch angesehenen, im deutschsprachigen Raum aber immer noch verbreiteteren und attraktiveren klassischen Doktortitel („Dr. med.“) sollen die ungarischen Universitäten künftig ebenfalls vergeben dürfen. So jedenfalls ist es der Wille der Verantwortlichen an ACH und Semmelweis Universität. Dazu ist jedoch eine Änderung des ungarischen Hochschulgesetzes erforderlich. Die Bemühungen, eine entsprechende politische Willensbildung herbeizuführen, laufen seit längerem unter Einbindung der anderen medizinischen Fakultäten und Universitäten Ungarns, der ungarischen Hochschulrektorenkonferenz und Akkreditierungskommission sowie des zuständigen Ministeriums.
Dr. med. habil. und Honorarprofessor – zwei akademische Qualifikationen für Ärzte
Ärzte an Asklepios Kliniken können an der Semmelweis Universität habilitieren („Dr. med. habil.“). Der ACH bietet interessierten Kandidaten eine freiwillige Vorabprüfung des Antrags an, der aber auch unabhängig vom ACH eingereicht werden kann. Anträge werden von der Semmelweis Universität einmal pro Jahr jeweils zum 15. Januar angenommen. Gegenwärtig befinden sich die Anträge von einem Chefarzt und zwei Oberärzten der Asklepios Kliniken Hamburg im Verfahren und haben bereits die erste, schwierigste Hürde genommen. Der ACH setzt sich für eine Änderung der Satzung der Semmelweis Universität ein, damit diese an Habilitierte auch den Titel eines Privatdozenten („PD Dr. med.“) vergeben kann.
Schließlich können Asklepios-interne und -externe Dozenten am ACH eine Honorarprofessur der Semmelweis Universität erlangen („Honorarprofessor“, „Hon. Prof.“). Gleich drei weiteren habilitierten ACH Dozenten wurde im feierlichen Rahmen der traditionellen ACH Diplomverleihung in der ungarischen Botschaft zu Berlin im Juli dieses Jahres die Honorarprofessur verliehen. Mehrere Anwärter sind noch beim ACH gelistet, obwohl die strikten Regelungen des Titelführungsrechts im ungarisch-deutschen Kontext es leider nicht zulassen, dass Honorarprofessoren der Semmelweis Universität den Titel „Professor“ bzw. „Prof.“ tragen.
3. Umfeld des ACH
Zum relevanten Umfeld des ACH gehören drei Dinge: der den Markt bestimmende gesetzliche Rahmen, der Wettbewerb sowie das Agieren des Medizinischen Fakultätentags (MFT) und Wissenschaftsrat. Von besonderem Interesse ist der derzeit in den Ministerien beratene und in der Fachwelt diskutierte „Masterplan Medizinstudium 2020“: Er enthält Vorschläge, die Auswirkungen auf den Bewerbermarkt des ACH haben können, sollten sie zur Umsetzung kommen. Dazu zählen z.B. Vorschläge bezüglich der finanziellen Ausstattung der Universitätsklinika im Bereich Lehre, der Kapazitäten-Regelungen oder der Zulassungskriterien.
Während diese möglicherweise den Markt beeinflussenden Entwicklungen noch nicht mit Sicherheit absehbar sind, gibt es klar festzustellende Entwicklungen beim Wettbewerb. In den vergangenen Monaten sind deutschlandweit gleich mehrere neue private Medical Schools mit Mutteruniversitäten im Ausland gegründet oder angekündigt worden. Teilweise wird hier ausdrücklich damit geworben, dass bei der Zulassung die Abiturnote keine Rolle spiele, sondern nach Eingangsdaten der Bewerbungen zugelassen werde. Solche Markteintritte und Trends rufen verständlicherweise den MFT auf den Plan. Der MFT vertritt die Interessen der fast 40 staatlichen medizinischen Fakultäten in Deutschland (also der Hauptwettbewerber des ACH um Studierende) und versteht sich als Hüter hoher Qualitätsstandards in der Medizinerausbildung. Vor allem seit 2014, als die private Paracelsus Medizinische Universität (Salzburg ) eine Niederlassung in Nürnberg eröffnete und für den vorklinischen Unterricht angeblich Dozenten aus Fachhochschulen unter Vertrag nahm, werden die Studienangebote von Medical Schools pauschal als „Medizinstudium light“ und als „Schmalspur-Ausbildung“ kritisiert.
ACH als möglicher Qualitäts-Benchmark
Die Ausbildung am ACH stand aufgrund von Dauer und Struktur des Curriculums, Reputation der Semmelweis Universität und klinischer wie wissenschaftlicher Potenz und Expertise der involvierten Asklepios Kliniken vor allem in Hamburg nie im Fokus der Kritik des MFT. Die erwähnten neueren Entwicklungen haben nun sogar dazu geführt, dass der ACH als ein Qualitäts-Benchmark unter den transnational verankerten Medical Schools für den MFT an Interesse gewinnt. Ein Zeichen dafür ist, dass Repräsentanten des MFT im Herbst dieses Jahres den ACH und Asklepios in Hamburg besuchen werden. Außerdem hat der MFT dem ACH nahegelegt, eine pilothafte freiwillige institutionelle Akkreditierung durch den Wissenschaftsrat zu erwägen. Eine freiwillige Akkreditierung hatte der Wissenschaftsrat in seinem Positionspapier Eckpunkte zur nichtstaatlichen Medizinerausbildung in Deutschland vom Januar 2016 solchen Niederlassungen ausländischer Universitäten vorgeschlagen bzw. empfohlen.
In Zusammenhang mit der Erstellung dieses Positionspapiers hatte der Wissenschaftsrat im Februar 2015 die Leitungen der Semmelweis Universität und ihres Campus in Hamburg zu einer Anhörung im Medizinausschuss nach Berlin gebeten. Aufgrund der im Vorfeld bereit gestellten umfangreichen schriftlichen Informationen sowie der Ausführungen und Diskussionen im Rahmen der Anhörung erhielt das Ausbildungsmodell ACH viel Lob und Anerkennung vom Medizinausschuss. Aktuell laufen die Planungen für ein erstes offizielles Informationsgespräch mit dem Wissenschaftsrat über Möglichkeiten und Chancen eines evtl. Antrags auf ein freiwilliges Akkreditierungsverfahren.
Falls der Wissenschaftsrat bereit ist, seine für Hochschulen konzipierten Kriterien anzupassen, hätte dies Vorteile für beide Seiten: unselbstständige Niederlassungen ausländischer Hochschulen könnten sich dem Verfahren mit einer fairen Erfolgschance unterziehen und der Wissenschaftsrat könnte bei den Medical Schools die Spreu vom Weizen trennen. Der ACH ist grundsätzlich sehr daran interessiert, zu den ersten universitären Einrichtungen ohne eigenen Hochschulstatus zu gehören, deren hohe Qualität in der medizinischen Ausbildung durch ein Gütesiegel des angesehenen Wissenschaftsrats bestätigt wird.