Geriatrie
Was ist Geriatrie?
Der Bereich Altersmedizin (Geriatrie) ist auf die spezielle Lebens- und Krankheitssituation älterer Patienten eingestellt. Sie leiden häufig an mehreren Erkrankungen bzw. funktionellen Störungen – von Herz-Kreislauf-Krankheiten und Diabetes mellitus über demenzielle Erkrankungen sowie Depression bis hin zu Osteoporose, Harn- oder Stuhlinkontinenz. Diese Patienten behandeln wir ganzheitlich: Neben den speziellen Erkrankungen berücksichtigen wir dabei auch die individuelle familiäre, soziale und lebensgeschichtliche Situation jedes Patienten. Im Mittelpunkt steht stets die Erhaltung oder Wiedererlangung von Selbstständigkeit, Lebensqualität und Lebensperspektiven für den Alltag.
Typisch für die geriatrische Versorgung ist das Zusammenwirken mehrerer Fachdisziplinen: Im „Therapeutischen Team“ arbeiten Ärzte, Pflegekräfte, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Sprachtherapeuten, Sozialarbeiter, Psychologen und Seelsorger eng zusammen.
Altersmedizin in Pasewalk
Das Team der Klinik für Geriatrie, Palliativmedizin und fachübergreifende Frührehabilitation behandelt und pflegt ältere Patienten mit verschiedenen Krankheitsbildern. Chefarzt Tom Splettstösser erklärt in diesem Video, wann es zur einer Mangelernährung bei älteren Menschen kommen kann, welche Symptome erkennbar sind und wie sein Team den Patienten wieder zu einer besseren Lebensqualität verhilft.
Wer wird auf die Geriatrie aufgenommen?
Konsensus der DGG, der DGGG, der BAG Geriatrie, des BDI, Sektion Geriatrie, und zugleich Diskussionsgrundlage der Europäischen Fachärztevereinigung, Sektion Geriatrie, ist:
- Ein geriatrischer Patient ist definiert durch die „Geriatrietypische Multimorbidität“ und
- höheres Lebensalter (überwiegend 70 Jahre oder älter),
- oder durch „Alter 80+“ („oldest old“) auf Grund der alterstypisch erhöhten Vulnerabilität, z.B. des Auftretens von Komplikationen und Folgeerkrankungen, der Gefahr der Chronifizierung sowie des erhöhten Risikos eines Verlustes der Autonomie mit Verschlechterung des Selbsthilfestatus.
Die geriatrietypische Multimorbidität ist hierbei vorrangig vor dem kalendarischen Alter zu sehen. Sie ist in zahlreichen Publikationen beschrieben und beinhaltet folgende Merkmale:
- Immobilität, Sturzneigung und Schwindel,
- kognitive Defizite, Depression, Angststörung,
- Inkontinenz (Harninkontinenz, selten Stuhlinkontinenz),
- Dekubitalulcera,
- Fehl- und Mangelernährung,
- Störungen im Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt,
- chronische Schmerzen,
- Sensibilitätsstörungen,
- herabgesetzte körperliche Belastbarkeit / Gebrechlichkeit,
- starke Sehbehinderung, ausgeprägte Schwerhörigkeit,
- rezidivierende Infektionen, verminderte Immunkompetenz,
- Mehrfachmedikation,
- herabgesetzter Medikamententoleranz,
- häufige Krankenhausbehandlung (Drehtüreffekt).
Geriatrische Patienten zeichnen sich somit neben dem höheren Lebensalter durch eine jeweils individuell zu betrachtende Problemkonstellation aus, wobei die physiologischen Veränderungen des gealterten Organismus eine fundamentale Rolle spielen, z.B. bezüglich veränderter Zusammensetzung von Muskelmasse, Anteil von Körperfett und Wasser. Dies hat Auswirkungen auf die Homöostase, die Stoffwechselprozesse, die Arzneimittelwirkungen und deren Interaktionen. Ein älterer Patient wird daher immer dann zu einem geriatrischen Patienten, wenn Erkrankungen mit Schädigungen (impairment) einhergehen, aus denen Fähigkeitsstörungen (functioning) und soziale Beeinträchtigung (participation) resultieren.
Bei Erkrankungen drohen stets Verlust von Alltagskompetenz und Selbstständigkeit und damit einhergehend ein Verlust von Lebensqualität.
Der ältere Patient weist darüber hinaus eine oft unspezifische oder fehlende Symptomatik und einen Krankheitsverlauf mit verzögerter Rekonvaleszenz auf.
Was sind die Ziele der Altersmedizin?
- Behandlung akuter, alterstypischer Erkrankungen
- Wiederherstellung größtmöglicher Selbstständigkeit in der gewohnten Umgebung
- Vermeidung beziehungsweise Verringerung von Pflegebedürftigkeit
- Vorbeugung weiterer Erkrankungen und deren Folgen
- Hilfe zur Selbsthilfe
- Verbesserung der Lebensqualität
Wir bieten Ihnen
Fachärztliche Behandlung
- für Geriatrie, Innere Medizin, Allgemeinmedizin,
- Spezialisierungen auf dem Gebiet der Kardiologie, Palliativmedizin, Rehabilitationsmedizin, Sozialmedizin, Notfallmedizin, Hypertensiologie und Ernährungsmedizin
- mit umfassender akutgeriatrisch medizinscher Diagnostik und Therapie (bei Bedarf Funktionsdiagnostik und Konsiliarbetreuung für alle angrenzenden Fächer)
- akutmedizinische und frührehabilitative Diagnostik und Therapie
- enge Zusammenarbeit mit der Klinik für Neurologie
Das gesamte Spektrum der diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten der am Standort Pasewalk vorhandenen Kliniken und Fachdisziplinen kann für unsere Patienten genutzt werden. Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit den Kliniken.
Physiotherapie und physikalische Therapie
Aufbau von Beweglichkeit, Kraft und Geschicklichkeit durch sämtliche Behandlungen der Krankengymnastik
Ergotherapie
Der Schwerpunkt der Ergotherapie liegt im Erarbeiten, Erhalten und Trainieren von Alltagskompetenzen u.a. durch Anziehtraining, Waschtraining und Gangschule.
Logopädie/ Sprachtherapie
Diagnostik und Therapie behandlungsbedürftiger Störungen auf den Gebieten der Stimme, des Sprechens und des Schluckens
Neuropsychologie
Diagnostik und Therapie von Defiziten und Einschränkungen in bestimmten Lebensbereichen u.a. durch neuropsychologisches Training, Hirnleistungstraining und Aufmerksamkeitstraining
Ernährungsberatung
Therapie und Schulung bei ernährungsabhängigen Erkrankungen wie Diabetes mellitus und Bluthochdruck sowie Betreuung bei Mangelernährung und Übergewicht.
Sozialdienst
Beratung von bedürftigen Patienten und Angehörigen zu weiterführenden
Hilfsangeboten nach dem Krankenhausaufenthalt. z.B. Vermittlung von ambulanten Pflegediensten und Senioreneinrichtungen Beantragung von Pflegestufen, Mahlzeitenservice, Notruf etc.