Anpassungsstörungen
Ihr Kind/Jugendlicher hat sich verändert. Vielleicht ist es oft traurig oder schläft nicht richtig, isst nicht genug, zu viel oder das Falsche, zieht sich in der Familie zurück oder kommt nicht immer rechtzeitig nach Hause, hat die falschen Freunde oder keine mehr, kriegt häufig Ärger mit den Lehrern oder schafft die Schulaufgaben nicht, verhält sich irgendwie komisch oder Sie finden keinen Zugang mehr, es klagt über wechselnde Schmerzen oder hat viele Ängste. All diese Symptome können Ausdruck einer Anpassungsstörung auf ein für Ihr Kind gravierendes Lebensereignis sein. Manchmal liegen die Auslöser dafür auf der Hand, wie z.B. eine schwierige Trennung der Eltern oder der Tod eines Familienangehörigen. Manchmal reagieren Kinder und Jugendliche aber auch auf Ereignisse, deren Bedeutung den Erwachsenen gar nicht so klar ist. Das können der Verlust eines Haustieres, die chronische Überforderung in der Schule, der Wegzug der besten Freundin, böse Kommentare im social network, das Miterleben gewalttätiger Auseinandersetzungen anderer, ein Lehrerwechsel oder eine Häufung von im Einzelnen nicht so gravierenden Belastungen sein.
Die psychische Verarbeitung äußerer Einflüsse ist so individuell wie es die Kinder und Jugendlichen sind. Wenn die daraus resultierenden Symptome länger als ein halbes Jahr anhalten oder so schwerwiegend sind, dass Ihr Kind seinen Alltag nicht mehr gut bewältigen kann, sollten Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
Ihr Weg zu uns:
Sie können einen Termin für eine Erstvorstellung in einer unserer Institutsambulanzen vereinbaren. Wenn Sie sehr dringlich und schnell Hilfe benötigen, können Sie hier auch einen Krisenvorstellungstermin bekommen. Auch die direkte Einweisung zur stationären Behandlung durch einen Arzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie ist möglich. Unbedingt sollten Sie (oder andere bevollmächtigte sorgeberechtigte Personen) das Kind zum ersten Termin begleiten. Nach dem ersten Gespräch können Sie und Ihr Kind dann gemeinsam mit unseren Mitarbeitern entscheiden, ob weitere ambulante Termine oder eine teil-/stationäre Behandlung erfolgen sollen.
Weitere Informationen
Der erste Schritt: Eine gründliche Diagnostik
Um die häufig sehr unspezifischen Symptome einer Anpassungsstörung zuordnen zu können, muss als erstes eine vertrauensvolle therapeutische Beziehung aufgebaut werden, um offen über belastende Lebensereignisse innerhalb und außerhalb der Familie sprechen zu können. Jugendliche benötigen dazu manchmal einen besonders geschützten Rahmen, der es ihnen erlaubt, auch sehr schambesetzte Themen zu benennen. Hier ist es wichtig, dass dafür auch eine ärztliche Schweigepflicht gegenüber den Sorgeberechtigten besteht, solange dadurch keine Gefährdung für das Wohl des Jugendlichen droht. Je kleiner das Kind aber ist, desto mehr sind wir auch auf Ihre Offenheit und Bereitschaft, über ganz private Dinge mit uns zu sprechen, angewiesen.
Zum Ausschluss anderer Ursachen für die jeweiligen Symptome können auch medizinische und testpsychologische Untersuchungsverfahren zur Anwendung kommen, wie z.B. die körperlich-neurologische Untersuchung, Bestimmung von Laborwerten, EKG, EEG, MRT, Leistungsdiagnostik, Fragebögen.
Behandlungsangebote:
Von der Art und Ausprägung der Symptome und der Art der Belastung hängt es ab, ob die Anpassungsstörungen eher ambulant, teilstationär oder stationär behandelt werden sollten. Manchmal ist die kurze stationäre Krisenintervention zum Innehalten und zur Entwicklung von Perspektiven aus dem Abstand zum Alltag heraus nötig. Manchmal braucht es zwar ein intensives Therapiesetting, die Trennung von zu hause würde aber eine zusätzliche Belastung darstellen. Dann kann eine tagesklinische Behandlung das beste Therapiesetting sein.
Ziel der Behandlung sollte es sein, dass Belastungen minimiert und die Ressourcen der Patienten zur Bewältigung von Umweltanforderungen mobilisiert werden.
Dazu bieten wir Ihnen folgende Therapiemöglichkeiten einzeln oder in Kombination an:
- Psychoedukation, d.h. Beratung des Kindes und der Bezugspersonen über die Krankheit und den möglichen Umgang mit den Symptomen
- Psychotherapie mit stabilisierendem Schwerpunkt (traumatherapeutisch, systemisch, verhaltenstherapetisch oder tiefenpsychologisch)
- Sport- und Bewegungstherapie, Ergotherapie, Reittherapie und andere handlungsorientierte Therapieverfahren in der Gruppe zur Selbstwertstärkung, Verbesserung der Selbst- und Fremdwahrnehmung und Förderung von Ressourcen
- Entspannungsverfahren wie PMR oder autogenes Training
- Soziales Kompetenztraining zum Erlernen selbstschützender Interaktionsmuster
- Sonderpädagogische Förderung in der Klinikschule
- Begleitete Belastungserprobungen (z.B. Schule)
- Medikamentöse Therapie zur kurzfristigen Symptomreduktion z.B. bei Schlafstörungen, Depressionen oder innerer Unruhe nach gründlicher Aufklärung über die Vor- und Nachteile und Behandlungsalternativen
Diagnostik und Therapie von Anpassungsstörungen ist in den Institutsambulanzen und auf allen Stationen möglich.
Nachsorge:
Nach ausreichender Stabilisierung bieten wir gern unsere Beratung für den Schritt zurück in den Alltag an. Dabei übernehmen wir auf Ihren Wunsch hin gern die Koordination von gemeinsamen Hilfen und stellen den Kontakt zu weiterbehandelnden Ärzten und Psychotherapeuten, Behörden, Schulen, Beratungsstellen und anderen Institutionen her.