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Enuresis bei Kindern und Jugendlichen

Ausscheidungsstörungen des Harntraktes

Enuresis bei Kindern und Jugendlichen

Ausscheidungsstörungen sind häufige Störungen im Kindesalter (zehn Prozent der Siebenjährigen nässen nachts ein, sechs Prozent tagsüber). Sie können aber auch Jugendliche und seltener Erwachsene betreffen.

Es handelt sich dabei um verschiedene Formen der Harninkontinenz, bei denen es zu einem unwillkürlichen Urinabgang kommt. Im Folgenden haben wir für Sie Informationen zu den Symptomen, den notwendigen Untersuchungen und den Behandlungsmöglichkeiten zusammengestellt.

Hat Ihr Kind Probleme dieser Art? Unsere Expert:innen bei Asklepios sind gerne für Ihr Kind da – mit einer sensiblen und kompetenten Diagnostik und Behandlung.

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Formen der Enuresis

Mediziner:innen unterscheiden das nächtliche Einnässen (Enuresis nocturna) und die tagsüber auftretende sogenannte funktionelle Harninkontinenz.

Enuresis nocturna

Enuresis nocturna, umgangssprachlich auch als Bettnässen bekannt, tritt vor allem bei Kindern auf, kann sich aber auch bis ins Jugendalter fortsetzen. Bei der Enuresis nocturna kommt es zu unwillkürlichem Wasserlassen während des Schlafes, auch während des Mittagsschlafes. Bei der Enuresis nocturna unterscheiden wir zwischen vier Formen, je nachdem, ob das Kind noch nie länger als sechs Monate in Folge trocken war oder es sich um einen Rückfall handelt und ob zusätzlich tagsüber Zeichen einer Blasenfunktionsstörung bestehen.

Funktionelle Harninkontinenz tagsüber

Hierunter verstehen Mediziner:innen unregelmäßiges Einnässen im Wachzustand, ohne eine zugrundeliegende organische Ursache. Die Einordnung der tagsüber auftretenden funktionellen Harninkontinenz ist deutlich komplizierter als die Enuresis nocturna.

Drei häufige Formen sind:

  • Überaktive Blase: plötzliche Drangsymptome, häufiges Wasserlassen von mehr als siebenmal pro Tag, jeweils kleine Urinmengen und gegebenenfalls Haltemanöver wie das Überkreuzen der Beine.
  • Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination: Störung der Blasenentleerung, wobei sich der äußere Schließmuskel bei der Entleerung nicht entspannt. In der Folge ist der Harnfluss unterbrochen und das betroffene Kind presst zu Beginn des Wasserlassens.
  • Stressinkontinenz: Abgang von kleinen Urinmengen bei erhöhtem Druck im Bauchraum.

Zudem gibt es seltene Formen wie eine unteraktive Blase, Rückfluss von Urin in die Scheide bei Mädchen und die reflexartige Entleerung großer Urinmengen bei Lachinkontinenz.

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Diagnostik bei Ausscheidungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen

Eine präzise Diagnosestellung ist ein wichtiger Schritt, damit wir betroffenen Kindern und Jugendlichen individuell helfen können. Unsere Ärzt:innen und Therapeut:innen arbeiten eng zusammen, um eine auf die persönlichen Bedürfnisse Ihres Kindes abgestimmte Therapie zu entwickeln. Hier sind die wesentlichen Schritte und Methoden, die wir für die Diagnose der Enuresis anwenden:

  • Anamnese: Eine ausführliche Anamnese ist der Grundstein der Diagnostik. In einem vertrauensvollen Gespräch mit Ihrem Kind und Ihnen erfragen unsere Ärzt:innen die Symptome und die Häufigkeit des Einnässens. Zudem besprechen sie mit Ihnen die Entwicklung des Kindes und Aspekte der Familiengeschichte. Spezifische Fragebögen können dieses Gespräch ergänzen, um ein noch umfassenderes Bild zu erhalten.
  • Miktionsprotokoll: Ein Miktionsprotokoll dokumentiert die Trink- und Urinmengen über einen Zeitraum von 48 Stunden, um die Art der Ausscheidungsstörung festzustellen. Die Dokumentation der Einnässhäufigkeit über zwei bis vier Wochen gibt zusätzliche Aufschlüsse.
  • Körperliche Untersuchung: Eine behutsame körperliche Untersuchung, insbesondere der Bauch-, Wirbelsäulen-, Anal- und Genitalregion sowie der Beine, ist unerlässlich, um organische Ursachen ausschließen oder identifizieren zu können.
  • Sonografie: Ultraschalluntersuchungen können wichtige Informationen über den Zustand der Blase, das Vorhandensein von Resturin und die Dicke der Blasenwand liefern.
  • Uroflowmetrie: Messung der Harnmenge pro Zeiteinheit (Harnflussrate).
  • Elektromyogramm des Beckenbodens: Ein Elektromyogramm ist eine elektrophysiologische Methode in der neurologischen Diagnostik, bei der die elektrische Muskelaktivität anhand von Aktionsströmen der Muskeln gemessen wird. Mit diesem Verfahren bewerten unsere Expert:innen die Funktion der Beckenbodenmuskulatur und die damit verbundenen Strukturen.
  • Urindiagnostik: Eine einfache Untersuchung des Urins mittels Teststreifen kann Aufschluss über eine mögliche Harnwegsinfektion geben, die mit Enuresis in Verbindung stehen könnte.
  • Screening auf psychische Störungen: Enuresis geht häufig mit psychischen Beeinträchtigungen einher. Deshalb raten unsere Expert:innen auch diese mögliche Ursache abzuklären.

Behandlungsmethoden bei Ausscheidungsstörungen: Ein Überblick

Wir möchten die Lebensqualität Ihres Kindes verbessern und ihm zu einem unbelasteten Alltag verhelfen. Vorab: Bei 15 Prozent aller Kinder verschwindet das Einnässen ganz oder teilweise ohne einen relevanten Eingriff.

Wir bieten bei Asklepios verschiedene Behandlungsmethoden an, die wir auf die individuellen Bedürfnisse Ihres Kindes abstimmen. Jede dieser Behandlungsmethoden kann dazu beitragen, die Symptome der Enuresis zu lindern und Ihrem Kind zu einem trockenen und selbstbestimmten Leben zu verhelfen. Hier erhalten Sie einen Überblick über die gängigsten Behandlungsansätze.

Standardurotherapie

Die Urotherapie ist eine nichtoperative und verhaltensbasierte Behandlungsmethode, die als erste Maßnahme bei allen Ausscheidungsstörungen des Harntraktes zum Einsatz kommt. Sie beinhaltet eine umfassende Aufklärung über die Blasenfunktion und soll das Toilettenverhalten (Miktionsverhalten) Ihres Kindes normalisieren. Wir unterstützen Sie und Ihr Kind mit Informationen und Anleitungen zu optimalen Trink- und Miktionsgewohnheiten sowie zur Ernährung. Ein wichtiger Bestandteil ist das Führen eines Miktionsprotokolls, um Trink- und Urinmengen zu dokumentieren sowie eine Kalenderführung bei nächtlichem Einnässen. Die Urotherapie umfasst auch regelmäßige Betreuung und Unterstützung durch unsere Fachkräfte, um die Motivation zu steigern und das Verhalten Ihres Kindes positiv zu beeinflussen. Durch eine Urotherapie werden 56 Prozent der betroffenen Kinder und Jugendlichen innerhalb eines Jahres trocken.

Apparative Verhaltenstherapie (AVT)

Die apparative Verhaltenstherapie, Teil der speziellen Urotherapie, auch bekannt als Klingelhose oder Klingelmatratze, ist eine effektive Methode zur Behandlung der Enuresis nocturna. Das Prinzip basiert auf einem Lernprozess: Sobald Ihr Kind die ersten Tropfen Urin ausscheidet, weckt ein Alarm Ihr Kind. Dadurch lernt Ihr Kind, den Harndrang wahrzunehmen und rechtzeitig auf die Toilette zu gehen. Die AVT wird so lange fortgesetzt, bis das Kind über 14 Tage in Folge trocken bleibt, maximal 16 Wochen. Unsere ausgebildeten Fachkräfte bei Asklepios unterstützen Sie und Ihre Familie bei der Anwendung dieser Methode und begleiten Sie durch den Lernprozess. 76 Prozent der betroffenen Patient:innen werden nach neun Wochen trocken, bei einer Rückfallquote von nur 23 Prozent.

Pharmakotherapie

In einigen Fällen kann eine medikamentöse Behandlung sinnvoll sein. Der Wirkstoff Desmopressin, der dem antidiuretischen Hormon ähnelt, welches die Wasserausscheidung der Nieren mindert, reduziert die Urinproduktion während der Nacht. Vor dem Schlafengehen eingenommen, kann er die Anzahl der nassen Nächte reduzieren. Unsere erfahrenen Ärzt:innen passen die Therapie mit Desmopressin individuell auf Ihr Kind an und führen sie unter ihrer Aufsicht durch.

Ergänzende Maßnahmen

Weitere verhaltenstherapeutische Maßnahmen sind ein zusätzlicher wichtiger Bestandteil der Behandlung, je nach vorliegender Funktionsstörung der Blase. Sie beinhalten die Anwendung von Techniken wie dem Blasentraining, bei dem Ihr Kind lernt, seinen Harndrang zu kontrollieren und regelmäßig zur Toilette zu gehen. Zudem können Entspannungsübungen und positive Verstärkung das Selbstvertrauen Ihres Kindes stärken und einen regelmäßigen Toilettengang fördern. Unsere Fachkräfte bei Asklepios unterstützen Ihr Kind dabei, diese Techniken zu erlernen und im Alltag umzusetzen.

Biofeedback

Biofeedback ist eine spezielle Form der Urotherapie, die insbesondere bei nächtlichem Einnässen, das eine gestörte Blasenfunktion am Tag begleitet (nicht-monosymptomatische Enuresis) und anderen Formen der funktionellen Harninkontinenz zum Einsatz kommt. Dabei lernt Ihr Kind, seine Beckenbodenmuskulatur während der Blasenentleerung bewusst zu entspannen. Sensoren messen die Muskelaktivität und geben Rückmeldung in Echtzeit, was Ihr Kind dabei unterstützt, die Kontrolle über seine Blasenfunktion zu erlangen. Diese von unseren spezialisierten Therapeut:innen angebotene Methode kann einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Symptome leisten.

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Begleiterkrankungen bei Enuresis

Enuresis bei Kindern und Jugendlichen tritt nicht selten in Verbindung mit anderen Erkrankungen auf, die entweder als Ursache oder als Folge der Enuresis gelten. Die Identifikation und Behandlung dieser komorbiden Störungen sind für eine erfolgreiche Therapie der Enuresis von großer Bedeutung. Unsere Ärzt:innen und Therapeut:innen legen großen Wert auf eine ganzheitliche Betrachtung Ihres Kindes. Sie achten daher besonders auf das Vorliegen folgender Begleiterkrankungen:

Psychische Störungen

  • Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS): Kinder mit ADHS zeigen häufiger Enuresis. Die Symptome von ADHS wie Impulsivität, Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität können die Fähigkeit des Kindes beeinträchtigen, rechtzeitig auf die Toilette zu gehen oder den Harndrang zu erkennen.
  • Störungen des Sozialverhaltens: Diese können mit oppositionellem Verhalten einhergehen und die Einhaltung der für die Behandlung der Enuresis notwendigen Routinen erschweren.
  • Depressive und Angststörungen: Sie können die Enuresis verstärken, da sie das Selbstwertgefühl und die Motivation des Kindes beeinflussen können. Zudem kann die Enuresis selbst zu sozialer Isolation und damit zu depressiven Symptomen führen.

Neurologische Störungen

  • Schlafstörungen: Kinder mit Enuresis haben häufig einen besonders tiefen Nachtschlaf, der das Erwachen bei voller Blase erschweren und somit das Einnässen begünstigen kann.

Gastrointestinale Störungen

  • Obstipation und Stuhlinkontinenz: Diese Störungen können aufgrund des erhöhten Drucks auf die Blase das Risiko für Enuresis erhöhen. Eine effektive Behandlung der Verstopfung (Obstipation) kann oft auch die Symptome der Enuresis verbessern und gehört zeitlich an erste Stelle.

Urologische Störungen

  • Harnwegsinfektionen: Sie können ähnliche Symptome wie die Enuresis aufweisen und müssen daher im Rahmen der Diagnostik ausgeschlossen oder behandelt werden.
  • Vesikoureteraler Reflux: Dabei handelt es sich um einen Rückfluss des Urins von der Blase zurück in die Harnleiter, der das Risiko für Harnwegsinfektionen und Enuresis erhöhen kann.

Präventive Maßnahmen bei Enuresis: Tipps für den Alltag

Obwohl eine spontane Rückbildungsrate von 15 Prozent pro Jahr besteht, raten die Expert:innen bei Asklepios, vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen, um das Risiko des Einnässens zu minimieren und die Lebensqualität Ihres Kindes zu verbessern. Hier sind einige spezifische Tipps, mit denen Sie auch die Selbstständigkeit Ihres Kindes fördern und die Sie in den Alltag integrieren können:

Regelmäßige Toilettengänge

Ermutigen Sie Ihr Kind zu regelmäßigen Toilettengängen, etwa alle 2 –3 Stunden, um die Blase zu entleeren. Dies hilft, die Blasenkapazität zu trainieren und die Kontrolle über den Harndrang zu verbessern. Ein strukturierter Tagesablauf Ihres Kindes mit festen Toilettenzeiten kann dazu beitragen, das Risiko des Einnässens zu verringern.

Optimale Trinkmengen und -zeiten

Achten Sie darauf, dass Ihr Kind über den Tag verteilt ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt. Fachleute empfehlen eine Gesamttrinkmenge von etwa 1 Liter für jüngere Kinder und bis zu 1,5 Litern für ältere Kinder und Jugendliche. Vermeiden Sie es jedoch, Ihrem Kind kurz vor dem Schlafengehen große Mengen Flüssigkeit zu geben. Eine Reduktion der Trinkmenge auf etwa 100–150 ml in den letzten zwei Stunden vor dem Schlafengehen kann hilfreich sein.

Ernährung und Verdauung

Eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung kann Verdauungsprobleme wie Verstopfung verhindern, die das Risiko für Enuresis erhöhen können. Obst, Gemüse und Vollkornprodukte sollten Teil der täglichen Ernährung sein. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind regelmäßige Mahlzeiten einnimmt, und vermeiden Sie stark zuckerhaltige oder koffeinhaltige Getränke, da diese die Blase reizen können.

Schlafhygiene

Eine gute Schlafhygiene ist wichtig, um die Qualität des Schlafes zu verbessern und das nächtliche Erwachen zu erleichtern. Sorgen Sie für eine ruhige, dunkle und angenehm temperierte Schlafumgebung. Feste Schlafenszeiten und eine entspannende Abendroutine können Ihrem Kind helfen, besser zu schlafen und möglicherweise das nächtliche Einnässen zu reduzieren.

Stressreduktion

Stress und emotionale Belastungen können Enuresis verschlimmern. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über seine Gefühle und Sorgen und bieten Sie Unterstützung an. Entspannungstechniken wie Atemübungen oder leichte Yoga-Übungen können helfen, Stress abzubauen.

Blasentraining

Blasentraining kann die Fähigkeit des Kindes stärken, seinen Harndrang zu kontrollieren. Dies beinhaltet das schrittweise Hinauszögern des Toilettengangs, um die Blasenkapazität zu erhöhen. Beginnen Sie mit kleinen Schritten und erhöhen Sie die Zeitintervalle langsam.

Positive Verstärkung

Loben Sie Ihr Kind, wenn es trocken bleibt oder die oben genannten Maßnahmen umsetzt. Das und kleine Belohnungen können die Motivation und das Selbstwertgefühl steigern.

Frühzeitige Intervention

Wenn Sie Anzeichen des Einnässens bei Ihrem Kind bemerken, zögern Sie nicht, frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Stärken Sie Ihr Kind mit den genannten Maßnahmen. Haben Sie Fragen zum Einnässen? Unsere Fachkräfte bei Asklepios beraten und unterstützen Sie und Ihr Kind gern. Uns ist wichtig, dass Sie sich stets gut informiert wissen können – deshalb stellen Sie unseren Fachkräften immer alle Ihre Fragen. Sie werden sie gerne beantworten.

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