Asklepios Klinikum Harburg

Harninkontinenz

Blasenschwäche verstehen und behandeln

Harninkontinenz

Harninkontinenz, im Volksmund auch als Blasenschwäche bekannt, kann Menschen aller Altersgruppen betreffen. Sie äußert sich durch den unwillkürlichen Verlust von Urin und kann verschiedene Ursachen haben.

Wir haben für Sie im Folgenden die Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Harninkontinenz ausführlich beschrieben. Wir zeigen Ihnen, wie Sie als Betroffene oder Betroffener im Alltag mit der Erkrankung umgehen können. Unsere Expert:innen geben Ihnen auch Tipps, wie Sie einer Harninkontinenz vorbeugen können.

Nehmen Sie bei entsprechenden Symptomen zeitnah ärztliche Hilfe in Anspruch. Unsere Fachkräfte bei Asklepios verfügen über viel Erfahrung auf diesem Gebiet und sind gerne für Sie da. 

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Häufige Symptome der Harninkontinenz

Bei Harninkontinenz können verschiedene Beschwerden auftreten. Die häufigsten Symptome sind:

  • Ungewollter Urinverlust: Dies passiert in Form von einigen Tropfen beim Husten, Niesen, Lachen oder bei körperlicher Anstrengung und wird als Belastungsinkontinenz bezeichnet. 
  • Plötzlicher, starker Harndrang: Dieser kann so intensiv sein, dass man es nicht rechtzeitig zur Toilette schafft, was als Dranginkontinenz bekannt ist. 
  • Häufiges Wasserlassen: Betroffene müssen oft und in kurzen Abständen zur Toilette gehen, was besonders nachts zu Schlafstörungen führen kann. 
  • Nachtröpfeln: Nach dem Wasserlassen läuft noch Urin nach. Bei Männern tritt dies oft nach einer Prostataoperation auf.  
  • Unvollständige Blasenentleerung: Das Gefühl, dass die Blase nach dem Toilettengang nicht vollständig leer ist, kann ein Zeichen einer Überlaufinkontinenz sein. 
  • Urinverlust ohne vorherigen Harndrang: Dies kann bei der sogenannten Überlaufinkontinenz auftreten, wenn die Blase über ihre Kapazität hinaus gefüllt ist. 

Bei Frauen können die Symptome der Harninkontinenz durch Schwangerschaft, Geburt und Wechseljahre beeinflusst werden. Diese Ereignisse schwächen den Beckenboden und beeinträchtigen so die Funktion der Schließmuskeln. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Frauen nach der Geburt oder während der Menopause eine Belastungsinkontinenz entwickeln. 

Was tun bei akuten Symptomen der Harninkontinenz? 

Harninkontinenz ist meistens kein medizinischer Notfall. Wenn die Symptome plötzlich auftreten und Sie auch Schmerzen, Fieber oder Blut im Urin haben, sollten Sie dies aber auf jeden Fall rasch medizinisch abklären lassen. 

  • Beruhigen Sie die betroffene Person und helfen Sie ihr, zur nächsten Toilette zu gelangen. 
  • Inkontinenzeinlagen oder -hosen helfen Betroffenen, sich sicherer zu fühlen. 
  • Sorgen Sie für Privatsphäre und Würde der betroffenen Person, indem Sie beispielsweise eine Jacke oder Decke anbieten, um nasse Kleidung zu verdecken. 

In seltenen Fällen weisen die Inkontinenzsymptome auf eine schwerwiegendere Erkrankung hin, wie zum Beispiel einen Harnwegsinfekt oder eine akute Harnverhaltung. Wenn die Person starke Schmerzen hat, nicht urinieren kann, obwohl sie einen starken Drang verspürt, oder wenn Blut im Urin sichtbar ist, sollten Sie den Notruf 112 wählen. 

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Diagnose der Harninkontinenz: Wie wird sie festgestellt?

Die Diagnose der Harninkontinenz beginnt mit einem ausführlichen Austausch mit der Ärztin oder dem Arzt (Anamnese) über Ihre Symptome und Krankengeschichte. Folgende Fragen stellen sie Ihnen während des Gesprächs:

  • Wie oft und in welchen Situationen kommt es zum Urinverlust? 
  • Wie viel Urin geht verloren? 
  • Gibt es einen plötzlichen, starken Harndrang? 
  • Wie häufig ist der Toilettengang, insbesondere nachts? 
  • Gibt es Begleiterkrankungen oder Medikamente, die eingenommen werden? 
  • Gab es in der Vergangenheit Ereignisse wie Operationen, die eine Harninkontinenz begünstigen können? 

Die Sie behandelnde Ärztin oder der Arzt untersucht Sie im Anschluss und führt eine Urinanalyse durch, um Infektionen oder andere auffällige Werte zu erkennen. Bei Frauen kann eine gynäkologische Untersuchung und bei Männern eine Untersuchung der Prostata notwendig sein. 

Nach den ersten Befunden werden zusätzliche Tests gemacht, um die Ursache herauszufinden: 

  • Ultraschall: Hiermit beurteilen unsere Ärzt:innen die Strukturen der Harnblase, der Nieren und bei Männern die der der Prostata. 
  • Uroflowmetrie: Eine Harnflussmessung, die Aufschluss über die Stärke des Urinstrahls und die Menge des entleerten Urins gibt. 
  • Restharnbestimmung: Nach dem Wasserlassen wird mittels Ultraschalls überprüft, ob Urin in der Blase zurückgeblieben ist. 
  • Blasendruckmessung (Urodynamik): Diese Untersuchung misst den Druck in der Blase während der Füllung und Entleerung und kann helfen, die Funktion der Blasenmuskulatur und des Schließmuskels zu beurteilen. 
  • Zystoskopie (Blasenspiegelung): Ein Verfahren, bei dem die Innenwände der Harnröhre und der Blase mit einer winzigen Kamera untersucht werden. 

Urodynamische Untersuchung 

Diese spezielle Diagnostik dient dazu, die Funktion der Blase und des Schließmuskels zu beurteilen. Es ist keine Standarduntersuchung. Wir bieten sie in spezialisierten Zentren bei bestimmten Fällen an. So bekommen wir zusätzliche Informationen, um die Behandlung anzupassen. 

Mit den Ergebnissen können die Ärzt:innen die Art der Harninkontinenz bestimmen und einen persönlichen Behandlungsplan erstellen. 

Behandlungsmethoden bei Harninkontinenz

Wir behandeln jede Harninkontinenz nach der Art und Schwere der Symptome und sprechen mit Ihnen über Ihre individuellen Bedürfnisse. Um Ihre Lebensqualität zu verbessern, nutzen wir verschiedene bewährte Behandlungsmethoden.

Beckenbodengymnastik 

Die Beckenbodengymnastik soll die Muskeln des Beckenbodens stärken. Unsere Fachkräfte bei Asklepios leiten Sie bei diesen Übungen an. Durch die Stärkung der Muskulatur können Sie die Kontrolle über die Blasenfunktion verbessern. Diese Therapie ist besonders wirksam bei Belastungsinkontinenz und kann auch vorbeugend eingesetzt werden. 

Biofeedback 

Beim Biofeedback geht es darum, Ihre Beckenbodenmuskulatur bewusster wahrzunehmen und zu kontrollieren. Sie lernen, wie sie diese Muskeln gezielt anspannen und entspannen können. Biofeedback steigert auch die Wirksamkeit der Beckenbodentherapie. 

TVT- oder TOT-Band (Suburethrales Band) 

Bei weiblicher Belastungsinkontinenz wird ein TVT- (transvaginal tape – ein Band durch die Scheide) oder TOT-Band (transobturator tape – ein Band durch den Hüftmuskel) eingelegt.   Das schmale Band unter der Harnröhre stützt diese und verhindert ungewollten Urinverlust. Erfahrene Chirurg:innen führen diesen minimalinvasiven Eingriff durch. Er bietet eine hohe Erfolgsrate bei gleichzeitig geringem Risiko für Komplikationen. 

Artefizieller Sphinkter (Künstlicher Schließmuskel) 

Der Einsatz eines künstlichen Schließmuskels hat sich besonders bei Männern bewährt. Der Eingriff erfolgt, wenn andere Therapien nicht erfolgreich waren. Wir bieten diese Operation in ausgewählten Einrichtungen an. Es wird ein mechanisches Gerät eingesetzt, das den Urinfluss reguliert. Der künstliche Schließmuskel wird um die Harnröhre gelegt, damit die Patient:innen die Blasenkontrolle wiedererlangen. Der künstliche Muskel wird über einen kleinen, unauffälligen Schalter bedient. Dieser wird im Hodensack (Skrotum) oder bei Frauen unter der Haut platziert. 

Begleiterkrankungen bei Harninkontinenz

Harninkontinenz kann mit verschiedenen Begleiterkrankungen verbunden sein, die entweder als Ursache oder als Folge der Inkontinenz auftreten können. Diese zusätzlichen Erkrankungen können die Symptome der Harninkontinenz beeinflussen und die Behandlung komplexer gestalten. Hier sind einige der häufigsten Begleiterkrankungen:

  • Diabetes mellitus: Diabetes kann die Nerven schädigen, die für die Blasenkontrolle zuständig sind. Diese sogenannte diabetische Neuropathie (Nervenkrankheit), kann zu einer Überlaufinkontinenz führen, bei der die Blase sich nicht vollständig entleert. 
  • Chronische Harnwegsinfektionen: Häufige Infektionen können zu einer Dranginkontinenz führen, da die Blase gereizt wird und ein ständiger Harndrang besteht. 
  • Neurologische Erkrankungen: Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson oder Schlaganfall können die Nerven beeinträchtigen, die die Blasenfunktion steuern. Dies führt zu einer nervenbedingten Blasenfunktionsstörung. 
  • Prostataerkrankungen: Bei Männern kann eine vergrößerte Prostata den Urinfluss beeinträchtigen und zu einer Überlaufinkontinenz führen. Prostatakrebs und die Behandlung von Prostataerkrankungen können ebenfalls verschiedene Formen der Inkontinenz verursachen. 
  • Gynäkologische Probleme: Bei Frauen können ein Gebärmuttervorfall oder andere Beckenbodenerkrankungen die normale Funktion der Blase stören und zu einer Belastungsinkontinenz führen. 
  • Adipositas: Übergewicht erhöht den Druck auf die Blase und den Beckenboden, was die Wahrscheinlichkeit einer Belastungsinkontinenz erhöht. 

Wir legen Wert darauf, diese Begleiterkrankungen bei der Behandlung der Harninkontinenz zu berücksichtigen, da sie die Therapie beeinflussen können. Unsere Ärzt:innen erstellen einen passenden Behandlungsplan, der alle medizinischen Probleme umfasst. So gewährleisten wir Ihre ganzheitliche Betreuung.  

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Vorbeugung von Harninkontinenz: Maßnahmen und Integration in den Alltag

Sie können selbst in Ihrem Alltag vieles dafür tun, um einer Harninkontinenz vorzubeugen.

Beckenbodentraining 

  • Ziel: Stärkung der Muskulatur, die für die Kontrolle der Blase zuständig ist. 
  • Maßnahme: Regelmäßige Beckenbodenübungen, die Sie täglich für etwa 5 bis 10 Minuten durchführen sollten. 
  • Integration in den Alltag: Sie können solche Übungen in Ihre Morgenroutine einbauen oder einfach während alltäglicher Aktivitäten wie beim Zähneputzen oder Fernsehen ausführen. 

Gewichtsmanagement 

  • Ziel: Reduzierung des Drucks auf Blase und Beckenboden durch ein gesundes Körpergewicht. 

  • Maßnahme: Eine Gewichtsreduktion (bei bestehendem Übergewicht) von 5-10 Prozent kann die Anzahl der wöchentlichen Inkontinenz-Episoden halbieren. 

  • Integration in den Alltag: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung und integrieren Sie regelmäßige Bewegung, wie 30 Minuten Spazierengehen, in Ihren Tagesablauf. 

Ernährung und Trinkverhalten 

  • Ziel: Vermeidung von Blasenreizungen und ein guter Flüssigkeitshaushalt. 
  • Maßnahme: Trinken Sie täglich etwa 1,5 bis 2 Liter Wasser, was etwa 30 bis 40 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht entspricht, und vermeiden Sie Substanzen, die die Blase reizen können, wie Koffein und Alkohol. 
  • Integration in den Alltag: Führen Sie eine Trinkflasche mit sich und verteilen Sie Ihre Flüssigkeitsaufnahme gleichmäßig über den Tag, um plötzlichen Harndrang zu vermeiden. 

Vermeidung von Blasenreizstoffen 

  • Ziel: Reduzierung von Substanzen, die die Blase irritieren können. 
  • Maßnahme: Nehmen Sie weniger Getränke und Speisen zu sich, die die Blase reizen können. 
  • Integration in den Alltag: Ersetzen Sie Kaffee durch koffeinfreie Alternativen und wählen Sie milde Gewürze für Ihre Mahlzeiten. 

Regelmäßige Toilettengänge 

  • Ziel: Training der Blase, um den Harndrang besser kontrollieren zu können. 
  • Maßnahme: Gehen Sie alle drei bis vier Stunden zur Toilette, auch wenn Sie keinen starken Harndrang verspüren. 
  • Integration in den Alltag: Legen Sie feste Zeiten für Toilettengänge fest, um die Blase zu trainieren und plötzlichen Harndrang zu vermeiden. 

Stuhlgang regulieren 

  • Ziel: Verstopfung vermeiden, da diese Druck auf die Blase ausüben kann. 
  • Maßnahme: Eine ballaststoffreiche Ernährung mit mindestens 25 bis 30 Gramm Ballaststoffen pro Tag kann helfen, den Stuhlgang zu regulieren. 
  • Integration in den Alltag: Mit Vollkornprodukten, Obst und Gemüse können Sie die Ballaststoffaufnahme erhöhen. 

Körperliche Aktivität 

  • Ziel: Stärkung des Beckenbodens und Erhalt eines gesunden Körpergewichts. 
  • Maßnahme: Regelmäßige körperliche Aktivitäten wie Radfahren, Schwimmen, Nordic Walking oder Yoga können den Beckenboden entlasten und stärken. 
  • Integration in den Alltag: Planen Sie feste Zeiten für Sport und Bewegung ein, idealerweise 150 Minuten pro Woche mit moderater Intensität. 

Mit diesen Maßnahmen können Sie aktiv zur Vorbeugung von Harninkontinenz beitragen. Achten Sie auf die Signale Ihres Körpers und sprechen Sie bei ersten Anzeichen von Harninkontinenz frühzeitig mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Unsere Expert:innen bei Asklepios stehen Ihnen beratend und unterstützend zur Verfügung. 

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Die Rolle der Harnblase bei Harninkontinenz

Die Harnblase ist ein zentrales Organ im Harnsystem und spielt eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Harninkontinenz. Sie dient als Speicher für den Urin, der von den Nieren produziert und über die Harnleiter zur Blase transportiert wird. Nur mit einer funktionsfähigen Blase ist eine bewusste Kontrolle über das Speichern und Abgeben von Urin möglich.

Anatomie und Funktion der Harnblase 

Die Harnblase ist ein muskuläres Hohlorgan, das sich im Becken befindet. Ihre Wand besteht aus einer speziellen Muskelschicht, dem Detrusor. Dieser kann sich dehnen, um Urin zu speichern, und sich zusammenziehen, um die Blase zu entleeren. Die normale Kapazität der Harnblase beträgt bei Erwachsenen etwa 300 bis 500 Milliliter. Ein gesunder Mensch verspürt in der Regel den ersten Harndrang, wenn die Blase etwa zur Hälfte gefüllt ist, also bei einer Füllmenge von 150 bis 200 Milliliter. 

Kontrollmechanismen 

Ein komplexes Zusammenspiel von Muskeln, Nerven und Schließmuskeln (Sphinkteren) gewährleistet die Kontrolle über die Blasenentleerung. Der innere Schließmuskel, der unwillkürlich gesteuert wird, und der äußere Schließmuskel, der willkürlich kontrolliert werden kann, sorgen dafür, dass Urin in der Blase gehalten wird, bis eine Entleerung gewünscht ist. Die Nervenversorgung der Blase ermöglicht die Kommunikation mit dem Gehirn, sodass wir das Bedürfnis zu urinieren bewusst wahrnehmen und steuern können. 

Harninkontinenz und Blasenfunktion 

Bei Harninkontinenz ist dieser Kontrollmechanismus gestört. Ursachen können eine Schwäche der Beckenbodenmuskulatur, Schäden an den Nerven, die die Blase steuern, oder andere Erkrankungen sein. Eine überaktive Blase, die zu häufigem und plötzlichem Harndrang führt, kann zu Dranginkontinenz führen, während eine Schwäche des Beckenbodens oder der Schließmuskeln oft Ursache einer Belastungsinkontinenz ist.