Asklepios Klinikum Harburg

Frührehabilitation bei Hirntumoren

Umfassend und individuell

Frührehabilitation bei Hirntumoren

Bild: Hirntumor-Patient im Gespräch mit Arzt

Das gemeinsame Ziel unserer Expert:innen der Frührehabilitation bei Hirntumoren ist, dass ihre Patient:innen wieder bestmöglich selbstständig am Alltagsleben teilnehmen können. Wir erläutern Ihnen auf diesen Seiten den Prozess der Frührehabilitation und die Methoden, die wir anwenden.

Durch ein multidisziplinäres Vorgehen fördern unsere Fachkräfte die motorischen, kognitiven und emotionalen Fähigkeiten ihrer Patient:innen und sie unterstützen sie dabei, privat und gegebenenfalls auch beruflich wieder Fuß zu fassen.

Haben Sie Fragen? Suchen Sie Unterstützung? Wir helfen Ihnen gern weiter und bieten Ihnen bei Asklepios umfassende Beratung sowie medizinische, pflegerische und therapeutische Betreuung an.

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Frührehabilitation bei Hirntumoren: Ziele und Methoden

Die Frührehabilitation bei Hirntumoren soll die neurologischen Defizite minimieren, die der Tumor und dessen Behandlung verursacht haben. Die Herausforderungen in diesem Prozess sind vielfältig und erfordern ein individuell angepasstes, multidisziplinäres (also fachübergreifendes) Vorgehen.

Ziele der Frührehabilitation

Das primäre Ziel der Frührehabilitation bei Hirntumoren ist die Wiederherstellung oder Kompensation beeinträchtigter Funktionen. Dazu gehören motorische Fähigkeiten, kognitive Funktionen, Sprache und Schluckvermögen. Ebenso wichtig ist die psychosoziale Unterstützung, um den Betroffenen den Umgang mit ihrer Erkrankung zu erleichtern und die Rückkehr in den Alltag zu fördern. Unsere Teams möchten für ihre Patient:innen die größtmögliche Lebensqualität.

Methoden der Frührehabilitation

Die Frührehabilitation umfasst verschiedene therapeutische Ansätze:

  • Physiotherapie: Sie dient der Verbesserung von Kraft, Koordination und Gleichgewicht. Spezielle Übungen helfen, motorische Defizite zu reduzieren, und fördern so die Mobilität.
  • Beatmungsentwöhnung langzeitbeatmeter neurologischer Patient:innen.
  • Atmungstherapie: Atmungstherapeut:innen spielen neben dem intensivmedizinischen Fachpflegepersonal eine zentrale Rolle bei der Entwöhnung vom Beatmungsgerät.
  • Dysphagietherapie: Speziell ausgebildete Logopäd:innen und Ergotherapeut:innen behandeln die oftmals erheblich beeinträchtigte Schluckfunktion. Damit ermöglichen sie ihren Patient:innen, wieder zu essen und zu trinken.
  • Ergotherapie: Die Patient:innen sollen ihre Selbstständigkeit wiedererlangen und ihre alltäglichen Aufgaben wieder bewältigen können. Durch gezieltes Training fördern die Therapeut:innen die feinmotorischen Fähigkeiten und kognitiven Funktionen.
  • Logopädie: Logopäd:innen bearbeiten neben Schluckstörungen auch die Sprachdefizite unserer Patient:innen mit gezielten Übungen. Die Ziele sind eine sichere Nahrungsaufnahme und eine gute Kommunikationsfähigkeit.
  • Neuropsychologie: Unsere Expert:innen behandeln kognitive Defizite, die sich auf Gedächtnis, Aufmerksamkeit oder exekutive Funktionen, also die Selbstregulierung des eigenen Verhaltens beziehen.
  • Psychologische Betreuung: Sie unterstützt die emotionale Bewältigung der Erkrankung und hilft bei der Anpassung an die neue Lebenssituation.

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Herausforderungen und Lösungsansätze

Die Herausforderungen reichen von physischen Einschränkungen unserer Patient:innen über kognitive Beeinträchtigungen bis hin zu emotionalen Belastungen. Deshalb arbeiten in unserer Frührehabilitation verschiedene Fachkräfte unterschiedlicher Disziplinen eng und vertrauensvoll zusammen. Die behandelnden Teams erstellen jeweils einen individuell abgestimmten Rehabilitationsplan, den sie regelmäßig an die Bedürfnisse und Fortschritte ihrer Patient:innen anpassen.

Die Bereitschaft der Betroffenen, an den Therapien mitzuwirken, ist wichtig für den Behandlungserfolg. Doch die Erkrankung selbst und die manchmal nur langsamen Fortschritte machen es ihnen schwer, ihre Motivation stets aufrechtzuerhalten. Deshalb feiern unsere Teams auch kleine Erfolge und setzen von vornherein realistische Ziele. Die Einbindung von Angehörigen kann zusätzlich unterstützend wirken. Die soziale Komponente bei der Rehabilitation ist nicht zu unterschätzen.

Die Frührehabilitation bei Hirntumoren erfordert Geduld, Ausdauer und eine enge Kooperation zwischen Patient:innen, Therapeut:innen und dem sozialen Umfeld. Wenn das gelingt, ist das  gemeinsame Ziel – die Lebensqualität der Betroffenen deutlich zu verbessern und ihnen eine größtmögliche Selbstständigkeit zu verschaffen – realistisch.

Ablauf der Frührehabilitation bei Hirntumoren: Schritt für Schritt

Die Frührehabilitation bei Hirntumoren ist ein essenzieller Bestandteil des Gesamtbehandlungskonzepts und beginnt idealerweise bereits während des Aufenthalts auf der Intensivstation. Im Folgenden erklären unsere Expert:innen Ihnen die wesentlichen Schritte im komplexen Rehabilitationsprozess etwas genauer.

Schritt 1: Multidisziplinäre Bewertung

Zu Beginn der Frührehabilitation steht eine umfassende Bewertung der Patient:innen durch ein multidisziplinäres Team. Neurolog:innen, Physiotherapeut:innen, Ergotherapeut:innen, Logopäd:innen, Neuropsycholog:innen und gegebenenfalls Sozialarbeiter:innen erfassen in engem Austausch miteinander die physischen, kognitiven, emotionalen und sozialen Auswirkungen des Hirntumors. Auf dieser Grundlage erstellen sie einen individuellen Rehabilitationsplan.

Gleichzeitig führen die Teams, wenn möglich, die Patient:innen wieder zum eigenständigen Atmen und widmen sich den Folgen der maschinellen Beatmung.

Beatmungsentwöhnung (Weaning)

Bei Aufnahme in die Frührehabilitation sind viele der Patient:innen noch maschinell beatmet. Das erste Therapieziel besteht dann in der Entwöhnung vom Beatmungsgerät. Hierfür stehen bei Asklepios zertifizierte, spezielle Abteilungen zur Beatmungsentwöhnung im Rahmen der neurologischen Frührehabilitation bereit.

Entwöhnung von der Trachealkanüle

Eine Trachealkanüle ist ein Kunststoffschlauch, den die Ärzt:innen durch einen Luftröhrenschnitt in die Luftröhre legen. Er dient in der Regel als Beatmungszugang bei langfristiger Beatmung. Selbst nach einer erfolgreichen Entwöhnung vom Beatmungsgerät können die behandelnden Teams die Trachealkanüle nur in den seltensten Fällen sofort entfernen, weil sie einen Schutz vor Verschlucken (Aspirationen) darstellt. Verschlucken wiederum kann zu einer Lungenentzündung führen. Die Ärzt:innen entfernen die Kanüle schrittweise in einem strukturierten Entwöhnungsprozess im Rahmen der interdisziplinären Therapie.

Diagnostik und Behandlung von Schluckstörungen (neurogene Dysphagie)

Nicht selten führen Schluckstörungen durch Verschlucken (Aspiration) zu einer schweren Lungenentzündung. Um die Rate an Lungenentzündungen zu senken, räumen wir bei Asklepios dieser Problematik einen hohen Stellenwert ein. Für die Diagnostik stehen unseren Teams radiologische und endoskopische Verfahren zur Bewertung (Evaluation) des Schluckakts zur Verfügung. Hierbei kommt der funktionellen endoskopischen Evaluation des Schluckens (FEES) eine herausragende Bedeutung zu.

Schritt 2: Festlegung der individuellen Rehabilitationsziele

Basierend auf der ersten Bewertung legen unsere interdisziplinär arbeitenden Teams gemeinsam mit ihren Patient:innen und deren Angehörigen realistische und erreichbare Rehabilitationsziele fest. Diese Ziele sollten sowohl kurz- als auch langfristige Perspektiven beinhalten. Die Teams überprüfen den Rehabilitationsplan regelmäßig und passen ihn den Genesungsfortschritten an. Der Plan berücksichtigt verschiedene Therapieformen wie Physiotherapie, Ergotherapie, logopädische Behandlung und neuropsychologisches Training.

Schritt 3: Durchführung der Therapien

Die Therapien werden gemäß des Rehabilitationsplans durchgeführt. Die Therapeut:innen arbeiten dabei eng zusammen, um die verschiedenen Aspekte der Beeinträchtigung zu behandeln. Die Therapieeinheiten sollten für einen größtmöglichen Nutzen regelmäßig stattfinden.

Schritt 4: Intensivierung der Therapie

Die Teams überwachen die Fortschritte ihrer Patient:innen kontinuierlich, um den Rehabilitationsplan bei Bedarf anzupassen. Dies kann eine Intensivierung bestimmter Therapieformen oder die Einführung neuer Methoden beinhalten. Eine enge Kommunikation zwischen dem Behandlungsteam, den Patient:innen und deren sozialem Umfeld ist für diesen Prozess entscheidend.

Schritt 5: Unterstützung der Angehörigen

Freund:innen und Verwandte spielen eine wichtige Rolle im Rehabilitationsprozess. Die behandelnden Teams beziehen sie in die Therapie ein, leiten sie an und schulen sie, damit sie die Patient:innen im Alltag unterstützen können. Zudem besprechen die Teams die Erkrankung und den Umgang mit möglichen Herausforderungen mit dem engen sozialen Umfeld der Patient:innen.

Schritt 6: Vorbereitung auf die Entlassung und Nachsorge

Vor der Entlassung aus der Frührehabilitation erstellen die Teammitglieder einen Nachsorgeplan, der ambulante Therapien, Selbstmanagement-Strategien und gegebenenfalls soziale Unterstützungsmaßnahmen umfasst. Das Ziel ist, dass die während der Rehabilitation erzielten Fortschritte nicht nur erhalten bleiben, sondern sogar weiter ausgebaut werden.

Die Frührehabilitation bei Hirntumoren ist ein dynamischer Prozess, der Flexibilität und Anpassungsfähigkeit erfordert. Durch die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten können wir unsere Patient:innen bestmöglich unterstützen und ihre Lebensqualität signifikant verbessern.

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Hier finden Sie Termine zu diesem Thema.

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Bedeutung der Frührehabilitation bei Hirntumoren

Wird die Frührehabilitation bei Hirntumoren nicht adäquat durchgeführt, kann dies weitreichende Konsequenzen für den weiteren Genesungsprozess und die Lebensqualität der Betroffenen haben. Umgekehrt kann eine umfassend durchgeführte Frührehabilitation dauerhafte Beeinträchtigungen minimieren oder sogar vermeiden.

Ohne eine angemessene Frührehabilitation können motorische Defizite wie Lähmungen oder Koordinationsstörungen bestehen bleiben (persistieren) oder sich sogar verschlechtern. Eine dauerhafte Beeinträchtigung der Mobilität kann die Selbstständigkeit der Patient:innen erheblich einschränken und die Notwendigkeit einer langfristigen Pflege erhöhen.

Kognitive Beeinträchtigungen, die nach der Behandlung von Hirntumoren auftreten können, sind Gedächtnisstörungen, Aufmerksamkeitsdefizite oder Schwierigkeiten bei der Problemlösung. Diese Symptome vermindern die Lebensqualität und können zu sozialer Isolation führen. Eine frühzeitige Intervention erhöht die Chance erheblich, dass die Betroffenen alltägliche Aufgaben allein bewältigen oder sogar in ihren Beruf zurückkehren können.

Die psychologischen Auswirkungen eines Hirntumors und seiner Behandlung sind nicht zu unterschätzen. Depressionen, Angstzustände und emotionale Labilität können sich ohne entsprechende psychologische Unterstützung und Therapie verstärken und die Genesung behindern.

Darüber hinaus kann das Fehlen einer adäquaten Frührehabilitation die Wahrscheinlichkeit von Sekundärkomplikationen wie Muskelschwund (Muskelatrophie), Gelenksteifigkeit oder Druckgeschwüren erhöhen, was zu zusätzlichen Gesundheitsproblemen und einer Verlängerung des Krankenhausaufenthalts führen kann.

Eine zeitnahe und fachgerechte Frührehabilitation kann die genannten negativen Folgen minimieren oder sogar vermeiden. Das schafft die bestmöglichen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Genesung.

Nachsorge nach der Frührehabilitation bei Hirntumoren

Nach einer erfolgreichen Frührehabilitation bei Hirntumoren bieten sich den Patient:innen verschiedene weiterführende Möglichkeiten, um die erzielten Fortschritte zu festigen und weiter auszubauen. Die Nachsorge ist ein wesentlicher Bestandteil des Rehabilitationsprozesses und beinhaltet in der Regel folgende Maßnahmen:

Ambulante Therapien

Die Patient:innen führen die in der Frührehabilitation begonnenen Therapien ambulant fort. Dazu gehören Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und neuropsychologisches Training. Diese Therapien sollen die motorischen Fähigkeiten, kognitiven Funktionen und die Sprach- sowie Schluckfähigkeiten weiter verbessern. Die Frequenz und Intensität der ambulanten Therapien passen die betreuenden Fachkräfte individuell an den Bedarf und die Belastbarkeit ihrer Patient:innen an.

Unterstützende Maßnahmen

Zur Unterstützung der Patient:innen im Alltag können verschiedene Hilfsmittel wie Gehhilfen, Kommunikationshilfen oder spezielle Ess-Utensilien zum Einsatz kommen. Ergotherapeut:innen können hierbei hilfreich zur Seite stehen. Darüber hinaus beraten zum Beispiel Sozialarbeiter:innen zu Reha-Nachsorgeleistungen, Schwerbehindertenrecht oder beruflichen Reintegrationsmöglichkeiten.

Regelmäßige Nachuntersuchungen

Regelmäßige medizinische Nachuntersuchungen sind notwendig, um den Gesundheitszustand der Patient:innen zu überwachen und die Therapien bei Bedarf anzupassen. Dazu gehören neurologische Untersuchungen, bildgebende Verfahren und gegebenenfalls onkologische Kontrollen.

Psychosoziale Betreuung

Die psychosoziale Nachsorge ist ein wichtiger Aspekt, um den Patient:innen den Umgang mit der Erkrankung und den damit verbundenen Veränderungen im Leben zu erleichtern. Psychologische Betreuung und gegebenenfalls Selbsthilfegruppen können dabei unterstützen, die emotionalen Herausforderungen zu bewältigen.

Wie bereits die Frührehabilitation bei Hirntumoren ist auch die Nachsorge ein kontinuierlicher Prozess, der eine enge Zusammenarbeit zwischen den Patient:innen, ihren Angehörigen und dem Behandlungsteam erfordert. Das gemeinsame Ziel ist, die Unabhängigkeit und Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und langfristig zu sichern.

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