Wiederherstellungschirurgie – zum Beispiel nach Tumoroperationen, Unfällen oder bei Fehlbildungen
Die plastisch-rekonstruktive Chirurgie befasst sich mit der Wiederherstellung der Körperoberfläche und -funktion nach Tumoroperationen, Unfällen oder angeborenen Fehlbildungen. Dies beinhaltet die Korrektur von Haut und Weichteilen, Muskeln, Sehnen und peripheren Nerven sowie Knochen und Knorpel.
Die Einsatzbereiche der rekonstruktiven Chirurgie sind vielfältig: Die Wiederherstellung der weiblichen Brust nach einer Brustkrebs-Operation zählt ebenso dazu wie die Korrektur von Narben, Fehlbildungen im Kopf- und Halsbereich oder die Wiederherstellung von Extremitäten nach einem Unfall. Um der Vielzahl der möglichen unterschiedlichen Defekte gerecht zu werden, bedienen wir uns in der rekonstruktiven Chirurgie unterschiedlicher Techniken und Methoden. Insbesondere die Weiterentwicklung der sogenannten mikrochirurgischen Techniken hat die Möglichkeiten der Wiederherstellungschirurgie stark erweitert. Hierbei nutzen wir ein hochempfindliches Mikroskop und spezielle, extrem kleine Instrumente, um sogar einzelne Nervenfasern reparieren zu können.
Brustrekonstruktion nach Tumorchirurgie
Nach einer sogenannten Mastektomie – der Amputation einer Brust in Folge einer Brustkrebs-Erkrankung – gibt es verschiedene Möglichkeiten, ein natürliches Aussehen wiederherzustellen. Da viele Patientinnen nicht dauerhaft mit Prothesen oder Einlagen leben möchten, kann ein chirurgischer Wiederaufbau der amputierten Brust helfen. Ziel einer solchen Rekonstruktion ist immer die Wiederherstellung der Brustform und der Brustwarze. Je nach medizinischen Erfordernissen kann dies in einem Schritt mit der Mastektomie (Entfernung der Brustdrüse) oder in einer zweiten Operation zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
Rekonstruktion mit Implantaten
Entscheiden Sie sich für eine Rekonstruktion mithilfe eines Implantats, setzen wir zumeist Silikonimplantate ein, die heute eine hohe Qualität aufweisen und sehr sicher sind. Je nach Ihrer körperlichen Voraussetzung setzen wir das Implantat auf oder unter den Brustmuskel. Verbleibt nach der Mastektomie ein genügend großer Hautmantel (sogenannte skinsparing mastektomie), können wir das Implantat direkt einsetzen. In diesen Fällen lässt sich häufig auch die Brustwarze mit dem umliegenden Hof zumindest teilweise erhalten. Gelegentlich verbleibt aber im Zuge der Brustkrebs-Operation nicht ausreichend Haut für einen unmittelbaren Wiederaufbau. In diesem Fall ist eine Dehnung des Hautmantels nötig. Hierzu setzen wir einen sogenannten Expander ein: Hierbei handelt es sich um eine Art Beutel, den wir zunächst leer unter der Haut einsetzen. Nach und nach füllen wir ihn über ein Ventil mit Kochsalzlösung, um Ihre Haut schmerzarm zu dehnen und auf den Einsatz des finalen Implantats vorzubereiten.
Rekonstruktion mit Eigengewebe
Wenn Sie nach einer Mastektomie eine Rekonstruktion Ihrer Brust wünschen, aber die Vorstellung eines Fremdstoffes in Ihrem Körper ablehnen, können wir Ihre Brust mit Eigengewebe wiederherstellen. Hierzu „verschieben“ oder „verpflanzen“ wir einen Haut-Fett-Lappen mit oder ohne Muskulatur auf die Brust. Damit das verpflanzte Gewebe weiterhin mit Blut versorgt wird, verbinden wir es in aufwändiger mikrochirurgischer Technik mit den Blutgefäßen der Brustwand. Dementsprechend ist auch die Operationsdauer deutlich länger als bei einer Rekonstruktion mit Implantaten. Außerdem entstehen je nach Methode zusätzliche beziehungsweise größere Narben und die Erholungszeit nach der Operation ist länger. Für sehr schlanke Frauen kommt die Methode meist nicht in Frage, da nicht ausreichend transplantierbares Gewebe zur Verfügung steht. Für einen Aufbau mit Eigengewebe spricht, dass sich die rekonstruierte Brust sehr natürlich anfühlt, auf natürliche Veränderungen des Körpers reagiert und keine Abstoßungsreaktion hervorrufen kann. Wir besprechen mit Ihnen ausführlich, ob diese Methode für Sie in Frage kommen kann.
Verfahren zur Rekonstruktion der Brust mit Eigengewebe
TRAM-Lappen: Bei dieser Methode (Transverse Rectus Abdominis Muscle) stellen wir die Brust mithilfe von Muskel- und Fettgewebe aus dem Unterbauch wieder her. Hierfür durchtrennen wir die vordere Bauchmuskulatur und verschieben sie teilweise unter der Haut auf die Brust. Je nach Größe der Brust wird ein entsprechender Anteil Fettgewebe mit verschoben.
LADO-Methode: Hierbei handelt es sich um eine Rekonstruktion mithilfe des großen Rückenmuskels (Musculus Latissimus Dorsi), der teilweise abgetrennt und durch die Achselhöhle auf die vordere Brustwand "umgelagert" wird. Diesen langwierigen und aufwändigen Eingriff setzen wir jedoch nur ein, wenn andere Verfahren nicht in Frage kommen.
Verfahren ohne Einbeziehung von Muskelgewebe
Sofern bei der Operation Muskelgewebe aus dem Bauch oder dem Rücken verschoben wird, können an den Entnahmestellen Bewegungsschmerzen auftreten. Nach Möglichkeit setzen wir daher muskelschonende Verfahren ein, bei denen wir ausschließlich Fett und Haut verpflanzen. Die Muskulatur wird am ursprünglichen Platz belassen, sodass zum Beispiel die Bauchdecke als Entnahmestelle kaum geschwächt wird. Diese Verfahren sind anspruchsvoll und sollten nur von erfahrenen Operateuren, wie Sie sie in unserer Abteilung finden, durchgeführt werden. Folgende Verfahren bieten wir an:
- Verpflanzungen von Haut- und Fettgewebe des Bauches als DIEP-Methode (Deep Inferior Epigastric Perforator) oder SIEA (Superficial Inferior Epigastric Artery)
- sofern bei sehr schlanken Frauen nicht ausreichend Gewebe am Bauch zur Verfügung steht, können wir auch Gewebe vom Po für einen Wiederaufbau der Brust nutzen (I-GAP (Inferior Gluteal Artery Perforator, unterer Po)) oder S-GAP (Superior Gluteal Artery Perforator, oberer Po) oder auch von der Oberschenkelinnenseite den sogenannten PAP-Flap (Profunda Artery Perforator Lappen) oder von der Rückseite des Oberschenkels der sogenannte FCI-Flap (Fasciocutaner Infraglutealer Lappen).
Wiederaufbau der Brustwarze
Da sich die rekonstruierte Brust nach dem Eingriff noch verändern kann – zum Beispiel durch leichtes Absenken oder Nachgeben der Haut – rekonstruieren wir die Brustwarze erst, wenn sich die neue Brustform gefestigt hat, meist nach ca. 4 bis 6 Monaten. Brustwarze und Warzenvorhof rekonstruieren wir mithilfe kleiner Hauttransplantate, gegebenenfalls können wir gleichzeitig eine eventuell bestehende Asymmetrie der Brüste ausgleichen.
Wir beraten Sie gern
Gern beraten wir Sie in Zusammenarbeit mit unseren Kollegen aus dem Brustzentrum darüber, welche Methode für Sie individuell am besten geeignet ist. Selbstverständlich stehen dabei die medizinischen Aspekte und Ihre Gesundheit im Vordergrund – gleichzeitig gelingt uns aber in den allermeisten Fällen ein ästhetisch ansprechendes Ergebnis. So kann die plastisch-rekonstruktive Chirurgie einen wichtigen Beitrag zur psychologischen Krankheitsbewältigung leisten.
Narbenkorrekturen
Sofern bei Ihnen eine durch einen Unfall, eine Verbrennung oder eine Operation entstandene Narbe besteht, die auffällig oder störend ist, können wir sie mithilfe einer Narbenkorrektur unauffälliger gestalten. Eine Narbenkorrektur kann außerdem sinnvoll sein, wenn durch eine Narbe funktionelle Beschwerden entstehen, zum Beispiel Bewegungseinschränkungen durch die Verkürzung einer Narbe über einem Gelenk (sogenannte Narbenkontrakturen).
Die Operationstechnik legen wir je nach Ihrem individuellen Ausgangsbefund und medizinischen Möglichkeiten gemeinsam mit Ihnen fest. In den allermeisten Fällen genügen aber eine örtliche Betäubung und ein sehr kurzer Klinikaufenthalt.
Auffällige Narben im Gesichtsbereich
Verläuft eine Narbe den natürlichen Hautspannungslinien entgegen, können wir durch eine Operation zum Beispiel den Narbenverlauf durch ein z-förmiges Schnittmuster verlegen und damit eine günstigere Heilungsausgangssituation schaffen.
Hypertrophe Narben
Hypertrophe Narben sind wuchernde Narben, die jedoch die Narbengrenze nicht überschreiten. Bei den betroffenen Patienten schneiden wir die alte Narbe heraus, wenden spezielle plastisch-chirurgische Nahttechniken an und schaffen durch wiederholte Kortison-Injektionen die Voraussetzung für eine flache, unauffällige Narbenbildung.
Keloidnarben
Keloidnarben sind juckende, rötlich verfärbte, wuchernde Narben, die meistens im vorderen Brustbereich, über der Schulter oder am Ohr auftreten und auch über die Narbenbegrenzung hinaus wachsen können. Hier kommen Kortison-Injektionen, ein Herausschneiden mit anschließender niedrig dosierter Bestrahlung, eine lokale Vereisung oder auch Druckbehandlungen in Frage.
Grundsätzlich sollten operative Narbenkorrekturen erst nach der Abheilung der ursprünglichen Narbe durchgeführt werden, da sich die Narbenqualität während der Heilung meist verbessert und Rötungen sowie Schwellungen abnehmen. Besonders wichtig ist es uns, Sie realistisch über die Möglichkeiten und Erfolgsaussichten einer Korrekturoperation zu beraten: Häufig können wir die Narbe in puncto Verlauf und Qualität weniger auffällig und störend gestalten – „wegzaubern“ lässt sich eine Narbe allerdings trotz aller modernen Techniken nicht.
Nachbehandlung:
Je nach Operationsgebiet entfernen wir nach 1 bis 2 Wochen die Fäden. Häufig schließen sich konservative Behandlungsformen (Druckbehandlung, Salbentherapie, Massagebehandlung oder Entlastung durch Pflasterzügel) an, um gute Voraussetzungen für die Heilung zu schaffen. Um den Heilungsverlauf zu überwachen und gegebenenfalls Therapieergänzungen vorzunehmen, sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen von großer Bedeutung – wir möchten, dass Sie auch nach dem Eingriff bestens versorgt und gut aufgehoben sind.
Korrektur von Fehlbildungen im Kopf- und Halsbereich
Ob sie auf einen Unfall, eine angeborene Fehlbildung oder eine Tumor-Operation zurückgehen: Fehlbildungen im Kopfbereich bedeuten immer einen hohen psychischen Leidensdruck für die Betroffenen. Viele scheuen sich vor sozialen Aktivitäten und erfahren so eine enorme Einschränkung ihrer Lebensqualität. Mithilfe moderner, hochspezialisierter Operationstechniken können wir vielen Patienten sehr gut helfen und ein ansprechendes ästhetisches Ergebnis erzielen. Gern beraten wir Sie persönlich zu unserem Leistungsspektrum und den operativen Möglichkeiten.
Wiederherstellung von Extremitäten nach Unfällen
Bedeutete ein durch einen Unfall vom Körper getrennter Finger oder Arm noch vor einigen Jahren eine lebenslange Behinderung, können wir heute dank modernder Mikrochirurgie Extremitäten häufig wieder an den Körper transplantieren. Hierfür steht uns je nach medizinischer Ausgangssituation eine Vielzahl spezialisierter Verfahren zur Verfügung, unsere Experten sind sehr erfahren und medizinisch versiert.
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Andrea Reyer
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