Palligrafie – das Biografieprojekt für Palliativpatient:innen

Das Leben würdigen und dem Sterben Worte schenken

Palligrafie ® ist eine Wortschöpfung aus den Begriffen palliativ und Biografie, angelehnt an die Kalligrafie, die Kunst des schönen Schreibens. Dahinter verbirgt sich eine besondere Form der Biografiearbeit, die sich an lebensbedrohlich erkrankte Patientinnen und Patienten richtet. Die Palligrafie gibt ihnen die Möglichkeit, in vertrauensvoller Atmosphäre mit einem geschulten und achtsamen Gegenüber über die Dinge zu sprechen, die ihnen im Leben und Sterben wichtig sind, und die sie an Freunde und Familie weitergeben möchten.

Das von der Autorin und Palliativbegleiterin Sabrina Görlitz und Dr. Markus Faust, Chefarzt der Palliativmedizin in der Asklepios Klinik St. Georg, initiierte Projekt basiert auf der in Kanada von Prof. Harvey Chochinov entwickelten „Dignity Therapy“ (Würdezentrierte Therapie). Es unterscheidet sich jedoch insofern, dass neben dem wertschätzenden Rückblick auf das gelebte Leben auch die Gefühle und Gedanken im Hinblick auf den bevorstehenden Tod zum Ausdruck gebracht werden können. Während die Würdezentrierte Therapie vor allem die positiven Dinge in den Fokus ihrer Rückschau nimmt, finden in der Palligrafie ganz bewusst auch die traurigen Momente des Lebens und des Sterbens eine Zuflucht, mit denen sich palliativ erkrankte Menschen mitunter sehr allein gelassen fühlen können.

Das circa einstündige Gespräch wird als Tonaufnahme aufgezeichnet und anschließend verschriftlicht. Das Ergebnis ist ein individuell und liebevoll gestaltetes Schriftstück, das der/die Patient:in erhält und das er/sie in beliebiger Ausfertigung an Familie und Freunde weitergeben kann. Die Erstellung dieses zutiefst persönlichen Dokuments gibt tödlich erkrankten Menschen die Möglichkeit, für diejenigen Sorge zu tragen, die ihnen besonders am Herzen liegen. Die Palligrafie gibt ihnen die Gewissheit, dass ihre mitgeteilten Worte, was auch immer passiert, sicher festgehalten und für ihre Krankheit unerreichbar sind. Darüber hinaus bietet sie ein wirksames Gegengewicht gegen das Gefühl, eine Last zu sein oder gegen das wachsende Gefühl der Sinnlosigkeit, das entstehen kann, wenn Krankheit und Verlust überwältigend werden.

Indem sie Menschen ermutigt, ihre Geschichte zu erzählen und die ihnen wichtigen Gedanken, Gefühle und Wünsche zum Ausdruck zu bringen, hilft die Palligrafie dabei, das Gefühl, wertvoll und geschätzt zu sein, zu bewahren und zu fördern.

Häufig fällt es Menschen, die an dem Projekt teilgenommen haben, im Anschluss ein wenig leichter, ihr inneres Einverständnis in ihre Situation zu geben und ihre letzten Lebenswochen oder Monate, aber auch ihren Abschied ganz bewusst zu gestalten. 

Auch den Angehörigen kann das von einem geliebten Menschen verfasste Schriftstück in Zeiten der Trauer Trost spenden. Es ist tröstend und hilfreich zu wissen, wie ein Mensch erinnert werden möchte und welche Dinge ihm im Leben am wichtigsten waren. 

Text: Sabrina Görlitz (c) 2023

Was ist Palligrafie?

©Asklepios

Die Palligrafie® ist ein Biografieprojekt für Palliativpatient:innen. Sie gibt unheilbar erkrankten Menschen die Möglichkeit, in vertrauensvoller Atmosphäre mit einem geschulten und achtsamen Gegenüber über die Dinge zu sprechen, die ihnen im Leben und Sterben wichtig sind, und die sie an Freunde und Familie weitergeben möchten. Dr. Markus Faust, Chefarzt für Palliativmedizin an der Asklepios Klinik St. Georg, hat das Projekt gemeinsam mit Sabrina Görlitz https://storycare.de/ initiiert und implementiert. Er erklärt, was Palligrafie ist und wie das Verfahren durchgeführt wird.

Lebenserinnerungen für die Nachwelt festhalten

©Asklepios

Dr. Markus Faust, Chefarzt für Palliativmedizin an der Asklepios Klinik St. Georg, erklärt, wie die Palligrafie durchgeführt wird und auf welche ganz unterschiedliche Weise Patient:innen und ihre Angehörigen durch die Teilnahme profitieren.

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