Zertifizierte Stroke Unit mit Maximalversorgung

Die Notfall-Behandlung von Schlaganfallpatienten stellt einen besonderen Schwerpunkt der hiesigen Neurologie dar

Eine Stroke Unit (Schlaganfall-Behandlungseinheit) ist eine Spezialstation für Patienten mit akutem Schlaganfall, auf der die erste Diagnostik, Behandlung und Therapie stattfindet. Die hier tätigen Neurologen sind hierfür besonders ausgebildet. Der besondere Vorteil für die Patienten liegt in dem integrativen Behandlungskonzept durch ein spezialisiertes multiprofessionelles Team, das eine hochqualifizierte Diagnostik und Therapie bereitstellt. Zum Stroke-Unit-Konzept gehört zusätzlich die besondere pflegerische Kompetenz, die intensive logopädische Diagnostik und Therapie sowie die Behandlung durch die Physiotherapeuten und Ergotherapeuten, die spätestens am Folgetag nach der Aufnahme begonnen wird.

Durch eine qualifizierte Stroke Unit-Behandlung wird erwiesenermaßen die Schwere der neurologischen Ausfälle positiv beeinflusst. Wesentliche Gründe hierfür liegen in der Akuttherapie, wie z.B. der Thrombolyse (Auflösen von Gerinnseln in den Hirnarterien), der Verhinderung von akuten Folgeerkrankungen z.B. Lungenentzündungen, aber auch ganz wesentlich in der optimierten Überwachung mit engmaschigen Monitoring von Blutdruck, Herzaktionen, Temperatur, Blutzucker und anderen sogenannten Vital-Parametern. Ein erhöhter Stellenschlüssel von Ärzten, Pflege und Therapeuten gehört ebenso dazu. Als weiteres Merkmal der Stroke Unit-Behandlung kommt die rasche Einleitung der Diagnostik und Therapie, wie die medikamentöse Behandlung oder Operation/Erweiterung von Halsarterien hinzu.

In der Summe sind die kritischen ersten Tage nach dem Schlaganfall oft entscheidend. Oft kann aber bereits nach kurzer Zeit (einem oder mehreren Tagen) der Patient auf die Normalpflegestation verlegt werden. Falls notwendig, wird bereits parallel zur Stroke-Unit-Behandlung die Verlegung in eine Rehabilitationseinrichtung geplant.

Maximalversorgung

Zur Behandlung gehört außerdem die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Kollegen der Notaufnahme, der Kardiologie und Gefäßchirurgie und besonders den Kollegen der interventionellen Neuroradiologie und Neurochirurgie. In unserer Klinik sind alle hierfür erforderlichen Fachrichtungen vertreten, so dass eine sogenannte Maximalversorgung besteht, d.h. die akute Schlaganfallversorgung wird vollständig und rund um die Uhr (24/7) gewährleistet. Auswärtige Kliniken, die nicht über das komplette Spektrum der Versorgung verfügen, verlegen häufig die akuten Patienten zur Weiterversorgung zu uns.

Notfallbehandlung des akuten Schlaganfalls

Das rasche Erfassen und Behandeln der Ursache des Schlaganfalls, ob Hirninfarkt (Absterben von Hirnzellen durch Störung der Blutversorgung) oder Hirnblutung (Einriss einer Hirnarterie mit folgender Blutung in das Hirngewebe), ist ganz wesentlich für die Begrenzung der neurologischen und in etlichen Fällen sogar Verbesserung oder Behebung der Ausfälle. Letzteres gelingt nicht immer, ist aber zunehmend häufiger durch die rasche und gute organisierte Notfalltherapie möglich. Grundlage hierfür ist die Behandlung mittels Thrombolyse (Auflösen des Gerinnsels mittels eines hochwirksamen Medikamentes) und die Entfernung von besonders großen Gerinnseln mittels Thrombektomie (Hirn-Katheter durch die Neuroradiologie im Hause). Wie bei jeder Notfalltherapie werden alle Methoden an jedem Tag rund um die Uhr vorgehalten (24/7).

Fast-Track-Protokoll

Bei Ankündigung des Notfallpatienten durch den Rettungsdienst wird ein definierter und trainierter Algorithmus ausgelöst, durch den die schnellstmögliche diagnostische Einschätzung und Therapie erfolgt (Fast-Track-Protokoll) . Ziel ist es, rund um die Uhr eine extrem kurze Zeitspanne zwischen Ankunft des Patienten in der Notaufnahme ("door") bis zum Beginn einer gegebenenfalls sinnvollen Thrombolysetherapie ("needle") zu gewährleisten. Je schneller die Behandlung einsetzt, desto mehr Hirngewebe wird vor dem Untergang bewahrt ("time is brain"). In einzelnen, sehr unkompliziert einzuschätzenden Fällen können Zeiten unter 10 Minuten für die "door-to-needle-Zeit" erreicht werden. Da jedoch die Thrombolyse-Therapie eine sorgfältige Abwägung bezüglich medizinischer Indikation und sicherer Durchführung voraussetzt, können in komplizierteren Fällen einige Minuten mehr zur Abklärung der Therapie-Entscheidung durchaus sinnvoll sein.

Spezielle Fälle: wake-up stroke, unklares oder überschrittenes Zeitfenster

Bei einem erheblichen Teil (ca. 25%) der akut zugewiesenen Schlaganfallpatienten sind die üblichen Kriterien für eine Stellung der Indikation zur Thrombolyse nicht erhebbar. So kann die genaue Uhrzeit seit Beginn der neurologischen Ausfallsymptome bei einem Menschen, der mit den Symptomen morgens erwachte, nicht bestimmt werden („wake-up-stroke“). Auch wenn die formalen Kriterien für die Anwendung der Thrombolyse nicht erfüllt sind, kann man nach klinischen Studien zu diesem Thema aber auch in diesen besonderen Fällen die Behandlung trotzdem durchführen: dies gilt, wenn mittels MRT- oder speziellen Computertomographie- Untersuchungen das Ausmaß der bereits eingetretenen Hirnschädigung bzw. das bedrohte, aber noch rettbare Hirngewebe dargestellt werden kann (multimodale Bildgebung). Diese Form der besonderen Notfallbehandlung wird von uns mit großer Erfahrung und auf der Basis eigener klinischer Studien durchgeführt. Dies gilt neben der Thrombolyse-Behandlung auch für die Thrombektomie (Hirnkatheter zur Entfernung des Hirnarteriengerinnsels).

Multimodale Bildgebung

Insbesondere bei Menschen mit unklaren Zeitfenster oder anderen Unsicherheiten (s.o.: wake-up-stroke, unklares oder überschrittenes Zeitfenster) benötigt der Arzt zusätzliche Informationen über das Ausmaß der bereits eingetretenen Hirnschädigung und welches Hirngewebe durch schnelle Wiederherstellung der Blutversorgung nach gerettet werden kann. Zusätzlich muss auch die vermutete Ursache der Durchblutungsstörung oder ggf. Hirnblutung schnell erkannt werden. Hierzu steht rund um die Uhr die erweiterte Bildgebung zur Verfügung, bei der neben den üblichen Computertomographischen Untersuchungen die Hirngefäße bzw. die Stelle des verstopften Gefäßes sowie die gefährdeten Bereiches des Hirn mittels Gefäßdarstellung und Durchblutungsmessungen besonders dargestellt werden. In der Regel geschieht dies durch die kontrastmittelgestützte Gefäßdarstellung (CT-Angiographie) und die sog. Perfusionsmessungen (CT-Perfusion), in selteneren Fällen auch durch die Magnetresonanztomographie und -angiographie (MRT/MR-Angiographie). Bei unklaren Fällen wird auch im Notfall die Duplexsonographie der Hals- und Hirnarterien eingesetzt, z.B. um die Thrombusbeschaffenheit von akuten Verschlüssen der Halsarterien oder die Durchblutungssituation in den großen Hirngefäßen darzustellen.

Abbildung Schlaganfall-CT

Computertomographie-Bilder eines akuten Schlaganfallpatienten


Rechts oben und links oben: Darstellung der Durchblutungstörung im Hirn als blaues Areal im rechten Bild. Im linken Bild wird mit einer anderen Messung dargestellt, dass die Restdurchblutung das Hirngewebe noch bislang hat überleben lassen.

Links unten: Gefäßdarstellung der Hirnarterien mittels CT-Angiographie mit Verschluss einer wichtigen Hirnarterie. Rechts unten: das CT des Hirn ist in der frühen Phase des akuten Hirninfarktes noch ohne sichere Schädigungszeichen.

Der drohende große Hirninfarkt konnte durch die erfolgreiche Behandlung verhindert werden und der Patient ohne wesentliche Ausfälle entlassen werden.

Ultraschalldiagnostik mit DEGUM-3-Zertifikat

Für die Beurteilung der Gefäßsituation beim Schlaganfallpatienten ist die Diagnostik mittels Ultraschalluntersuchung der Hals-und Hirnarterien besonders wichtig. Im Vergleich zu den anderen Verfahren können hiermit Erkenntnisse über die Flussgeschwindigkeiten und Flussrichtung des Blutes in den hirnversorgenden Arterien gewonnen werden. Hierzu wird ein "High-end" Ultraschallgerät verwendet. Dies erfolgt durch die Ärzte der Abteilung. Für die Diagnostik von Gefäßentzündungen z.B. der Schläfenarterien (Arteriitis temporalis) wird ein hochauflösender Schallkopf verwendet. In der Klinik für Neurologie verfügt der Chefarzt unserer neurologischen Klinik über das höchste Zertifikat für neurologische Ultraschalldiagnostik (DEGUM-Stufe 3). Es werden u.a. auch spezialisierte Ultraschalluntersuchungen wie Embolusdetektion (Aufspüren von Mikrogerinnseln in den Hirnarterien) und cerebrovaskuläre Reservekapazität (Bestimmung der Hirngefäße bei schweren Verengungen der hirnversorgenden Arterien) durchgeführt.

Schlaganfall-Ultraschallbilder

Ultraschalldarstellung der Hirngefäße und MRT-Untersuchung des Hirns beim akuten Schlaganfall


Links: Darstellung der Hirnarterien mittels Ultraschall durch den Schädel vor und nach Wiedereröffnung der mittleren Hirnarterie.
Rechts: MRT mit Gefäßdarstellung der Hirnarterien bei einem ähnlichen Fall mit akutem Schlaganfall.

Unser Team

Der Chefarzt der Neurologie, PD Dr. Jürgen Eggers, hat über 25 Jahre klinische Erfahrung in der Betreuung von Schlaganfallpatienten und ist daneben wissenschaftlich auf diesem Feld tätig und überregional renommiert. Neben der Tätigkeit als Regional-Beauftragter der Deutschen Schlaganfall-Stiftung ist er Fellow der American Heart and Stroke Association und der European Stroke Organisation. Zusätzlich verfügt er über die Zusatz-Qualifikationen für Intensivmedizin und Rehabilitationsmedizin.

Das ärztliche Team verfügt über langjährige Expertise in der Behandlung von Menschen mit akutem Schlaganfall.

Mit den ausgewiesenen Schlaganfallexperten in der Neuroradiologie und Neurochirurgie steht die optimale Ergänzung für weiterführende Behandlungen zur Verfügung. Dazu zählen u.a. operative Entlastungen bei Hirnblutungen oder interventionellem Verschluss von Hirngefäßfehlbildungen (z.B. Subarachnoidalblutung durch Blutung aus einen Aneurysma (Gefäßausbuchtung der Hirnarterien).

Informationsbroschüre für Patienten und Angehörige

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