Kathetergestützte Behandlung von Herzklappenerkrankungen
Minimalinvasive Eingriffe
Unsere Abteilung ist spezialisiert auf die Behandlung von Patienten mit Herzklappenerkrankungen. Im Jahr 2008 begann unsere Klinik als eine der ersten Kliniken in Deutschland die sogenannte perkutane Therapie von Herzklappeneingriffen. Aktuell führen wir diese Eingriffe mehrmals täglich durch.
Herzklappenfehler können wir hierbei schonend und sehr effektiv mithilfe von kathetergestützten Verfahren behandeln. Eine Eröffnung des Brustkorbs ist nicht erforderlich. Die Eingriffe erfolgen meist in örtlicher Betäubung ohne Vollnarkose. Ferner ist der Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine nicht notwendig, da die kathetergestützten Verfahren am schlagenden Herzen durchgeführt werden.
Hybrid-Operationsräume
Für die minimalinvasiven (über sehr kleine Schnitte durchgeführten) Eingriffe stehen uns zwei hochspezialisierte Hybrid-Operationsräume zur Verfügung. Ein entscheidender Vorteil dieser Räume ist die Möglichkeit der gemeinsamen Behandlung eines Patienten durch Kardiologen und Herzchirurgen. Zur Ausstattung gehören eine Herzkatheteranlage sowie das gesamte Inventar eines chirurgischen Operationssaals.
Aortenklappenimplantation (TAVI=Transkatheter Aortenklappenimplantation)
Mit diesem Verfahren behandeln wir vor allem Patienten mit verkalkter, verengter Aortenklappe (Aortenklappenstenose). In bestimmten Fällen können aber auch Patienten mit undichter Aortenklappe (Aortenklappeninsuffizienz) behandelt werden.
In unserer Klinik wurde die kathetergestützte Aortenklappenimplantation bereits bei mehr als 2.700 Patienten durchgeführt. Die Asklepios Klinik St. Georg wurde als eine der ersten Kliniken in Deutschland im April 2015 von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie als TAVI-Zentrum zertifiziert.
Bei der Aortenklappenimplantation ist die Prothese an der Spitze eines Katheters (dünner Kunststoffschlauch) fixiert und wird in den meisten Fällen über die Leiste oder die Schlüsselbeinarterie zur Aortenklappe vorgebracht. Bei Patienten, welche starke Verkalkung der Leistengefäße aufweisen, wird ein Zugang über die Schlüsselbeinarterie ohne chirurgischen Schnitt (perkutaner Zugang) verwendet.
Abbildung links: Vor der Durchführung des Eingriffs werden mithilfe einer Computertomographie die großen Gefäße des Patienten dargestellt. Dadurch kann individuell entschieden werden, was der beste Zugangsweg für jeden Patienten ist.
Abbildung rechts: Schematische Darstellung der Implantation einer Aortenklappenprothese. Der Katheter wird über die Hauptschlagader in die linke Kammer des Herzens eingeführt. Anschließend wird der Ballon aufgeblasen und so die Prothese in der alten Herzklappe verankert.
Die Freisetzung der neuen Herzklappe erfolgt in die alte, verkalkte Klappe. Die Klappentaschen aus biologischem Material sind hierbei in ein Drahtgerüst genäht. Das Drahtgerüst verankert sich hierbei in dem Kalk der alten Herzklappe. Der Eingriff wird unter einer lokalen Betäubung durchgeführt und die Dauer beträgt circa eine Stunde.
Allgemein gibt es zwei verschiedene Arten von kathetergestützten Aortenklappenprothesen. Bei den „ballonexpandierenden“ Klappen ist die Prothese auf einen Ballon montiert und wird durch das Aufdehnen des Ballons in der richtigen Position verankert.
Auf der Abbildung sehen wir eine ballonexpandierende Klappe nach der Freisetzung. Das injizierte Kontrastmittel sammelt sich nur in der Hauptschlagader, was auf die regelrechte Funktion der Ventilfunktion der Klappe hinweist.
Bei den „selbstexpandierenden“ Klappe wird die Klappe in die richtige Position gebracht und dann langsam freigesetzt. Bei nicht zufriedenstellender Position kann die Klappe gegebenenfalls wieder geborgen und erneut implantiert werden.
Auf der Abbildung sehen wir eine "selbstexpandierende" Klappe, welche in eine verkalkte und verengte Aortenklappe implantiert wurde.
Es können mit dem gleichen Verfahren auch degenerierte, also nicht mehr funktionsfähige Herzklappenprothesen in Aorten- aber auch in Mitralposition ersetzt werden. Dabei wird die defekte Herzklappe als Stützgerüst belassen und die neue Herzklappe in diese eingesetzt.
Mitral- und Trikuspidalklappeninsuffizienz (Undichtigkeit der Mitral- oder Trikuspidalklappe)
Auch die Herzklappen zwischen der Herzkammer und der Vorkammer können mithilfe von kathetergestützten Verfahren behandelt werden. Undichtigkeiten dieser Klappen führen zu Symptomen wie Kurzatmigkeit, Druck auf der Brust, Herzrhythmusstörungen und Wassereinlagerungen in den Beinen. Mithilfe der im folgenden Abschnitt vorgestellten Verfahren sind wir in der Lage, die Undichtigkeit effektiv und schonend zu behandeln und so Beschwerden zu lindern. Da mittlerweile eine Vielzahl von verschiedenen Methoden zu Verfügung steht, ist es uns ein wichtiges Anliegen, in einem interdisziplinären Entscheidungsprozess das richtige Verfahren für unsere Patienten zu finden.
MitraClip® (Abbott Laboratories)
Bei Patienten mit einer Mitralklappeninsuffizienz existiert die meiste Erfahrung mit der MitraClip®-Therapie. Hierbei wird in Anlehnung an ein etabliertes chirurgisches Verfahren mit einer kleinen Klammer, welche von der Leiste über einen Katheter vorgebracht wird, das hintere und das vordere Segel der undichten Klappe verbunden, um die Undichtigkeit zu beseitigen. Seit 2008 wenden wir dieses Verfahren in unserer Klinik an, bereits mehr als 950 Patienten wurden mit einem MitraClip® behandelt.
Mithilfe von Röntgen und Herzultraschallwird der MitraClip® positioniert. Auf dieser Abbildung ist der MitraClip® noch an dem Steuerungskatheter befestigt und geöffnet.
Pascal® (Edwards Lifescience)
Die Therapie mittels Pascal®-Verfahren (Edwards PASCALTM Transcatheter Valve Repair System) ist eine neue Methode, bei dem ähnlich wie bei dem MitraClip®-Verfahren, eine Klammer das hintere und vordere Segel der Mitralklappe fasst und so die Undichtigkeit behandelt wird. Das Verfahren wurde im Januar 2020 das erste Mal in unserer Klinik durchgeführt und erweitert unsere Möglichkeiten der Reparatur von Mitralklappen, so dass verschiedene Klappenerkrankungen gezielt und individuell behandelt werden.
Schematische Abbildung eines implantierten Pascal®-Systems. Ähnlich wie eine Klammer fasst das System das vordere und hintere Mitralklappensegel.
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Marco Gries
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