Asklepios Angehörigen-Ambulanz - wenn Pflegende selbst Hilfe benötigen
Ein offenes Ohr für pflegende Angehörige. Sprechen Sie uns an!
In Deutschland sind mehr als 4,1 Millionen Menschen pflegebedürftig – Tendenz steigend. Mehr als die Hälfte von ihnen wird durch Angehörige betreut, die nicht selten über ihre Belastungsgrenze hinausgehen. Ein interdisziplinäres Team der Asklepios-Angehörigen Ambulanz in Hamburg bietet erschöpften Pflegenden Hilfe und Unterstützung an.
Wenn Dr. Frank Jürgensen die Situation pflegender Angehöriger reflektiert, nutzt er mit Vorliebe eine bildhafte Sprache. „Für viele mutet die Pflege von nahestehenden Angehörigen wie ein Sprint an, der sich dann jedoch zu einem Marathon entwickelt, bei dem die Versorgungsstationen fehlen“, sagt Jürgensen. Und er vergleicht die Pflege mit dem Spitzensport: „Da kann man auch nicht aus dem Stand Höchstleistung abrufen.“
Mithilfe der gewählten Bilder möchte der Leiter der deutschlandweit einzigartigen Angehörigen-Ambulanz (mit Standorten an den Asklepios-Kliniken Nord, Altona und St. Georg) die Belastungen für pflegende Angehörige unterstreichen und für das Thema sensibilisieren. Denn häufig blieben die Pflegenden physisch und psychisch auf der Strecke, da sie kaum an sich und ausschließlich an die zu betreuende Person denken würden. „Dabei ist gerade die Selbstfürsorge entscheidend, um anderen helfen zu können; das hat keinen Sinn, wenn die eigene Batterie leer ist“, sagt Jürgensen und wählt ein Bild aus dem Luftverkehr, um seine Sichtweise zu untermauern. „Wenn im Flugzeug die Sicherheitsvorkehrungen erläutert werden, heißt es immer, gesunde Erwachsene sollen zunächst sich selbst Weste und Atemmaske anlegen – erst danach Kindern und Hilfsbedürftigen.“ Eine Maxime, die im übertragenen Sinn auch für den Pflegebereich gelte.
Schnelle Hilfe garantiert
„In Deutschland sind mehr als vier Millionen Menschen pflegebedürftig, etwa genauso viele haben Pflegeverantwortung übernommen“, berichtet der Neurologe und Psychiater. Die wenigsten Pflegenden würden im Vorwege nach ihrer Bereitschaft für diese anspruchsvolle Aufgabe gefragt. Sie rutschten häufig komplett unvorbereitet in die Verantwortung hinein. „Umso wichtiger ist es, von Anfang an auf die eigene psychische Gesundheit zu achten“, so Jürgensen.
Anfangs sei die Aufgabe für viele noch zu bewältigen. „Oft verschlechtert sich aber der Zustand der Pflegebedürftigen im Verlauf. Die körperliche und seelische Belastung für die Pflegenden nimmt in der Folge zu.“ Insbesondere die psychische Last führe dann bei vielen zu körperlichen Beschwerden wie z.B. Rückenschmerzen. Hinzu kämen nicht selten Erschöpfungszustände oder Burn-Out – darunter Schlafprobleme, Gereiztheit, Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit. „Einige Pflegende erleiden schließlich Depressionen“, berichtet Jürgensen. „Sie sind dringend auf Hilfe angewiesen, aber soweit muss es nicht kommen!“ gezielte Unterstützung erhalten Betroffene in der Angehörigen-Ambulanz. „Dabei ist es egal, ob sie tatsächlich einen Angehörigen, einen Nachbarn oder einen Freund pflegen: Unsere Ambulanz steht allen Menschen offen“, betont Jürgensen.
Der erste Kontakt erfolgt in der Regel telefonisch (040 / 18 18 87-52 38) oder per Email, im Anschluss erhalten die Betroffenen zeitnah einen Termin in der Ambulanz. „Einigen Menschen hilft schon ein einmaliges Gespräch, andere benötigen eine längere Therapie“, berichtet Jürgensen. „Letztendlich geht es um die mentale Unterstützung und darum, dass die Pflegenden das Steuer wieder in die eigenen Hände nehmen.“ Ein Team aus Psycholog:innen, Ärzt:innen, Pflegekräften und Sozialarbeiter: innen steht zur Seite, sodass körperliche und psychische Beschwerden bestmöglich kuriert werden können.
Kompass für das Leben
Das Angebot findet derzeit vor allem bei Frauen Anklang. „70 Prozent unserer Klient:innen sind weiblich“, erzählt Jürgensen. Das spiegele in gewisser Weise das vielfach noch immer traditionell geprägte gesellschaftliche Rollenverständnis wider. „Häufig sind es Frauen, die soziale Aufgaben innerhalb der Familie oder des Freundeskreises übernehmen, nebenbei die eigene Familie versorgen und zusätzlich einen Beruf ausüben“, so Jürgensen.
Auf die Angehörigen Ambulanz aufmerksam gemacht werden sie von ihren Hausärzt:innen, mehrheitlich jedoch von Mitarbeiter:innen der Hamburger Asklepios Häuser. „Selbst bei dem straffen Pensum, das Pflegekräfte sowie Ärztinnen und Ärzte auf Station absolvieren, sind oft sie es, die auf die völlig ausgelaugten Angehörigen aufmerksam werden und sie zu uns überweisen.“
Ziel sei es schließlich, den Betroffenen „wieder einen Kompass für ihr eigenes Leben zu schenken, aber auch für den Pflegebedürftigen selber ist das intakte soziale Umfeld als zentrale Quelle für die Lebensqualität entscheidend“. Und dass das in den allermeisten Fällen funktioniere, sei ein großes Geschenk für die Betroffenen, betont der engagierte Neurologe und Psychiater, der mitunter selbst zum Gegenstand bildhafter Vergleiche wird. „Ein Patient kam einmal zu mir und sagte: ‚Herr Dr. Jürgensen, Sie sind wie ein Schweizer Taschenmesser: Sie finden immer eine Lösung.‘“ Eine Beschreibung, die große Dankbarkeit impliziert und sicherlich auch Sprachbildliebhaber Jürgensen gefällt.
Auf welche typischen Warnsignale sollten Sie achten:
- Starke Sorgen und innere Unruhe, Traurigkeit, Depressionen
- Nervosität und innere Unruhe (Ängste)
- Energiemangel und Müdigkeit (Burnout)
- Körperliche Erschöpfung und Antriebslosigkeit
- Rücken oder Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden
- Schlafprobleme
- Gereiztheit, Dünnhäutigkeit
- Konzentrationsmangel
- Verlust der eigenen Interessen
- Gefühle von Freud, Hoffnungs- und Hilflosigkeit
- Belastung anderer Lebensbereiche (Arbeit, Freundschaft, Partnerschaft) durch die Situation
Häufige Fragen und Antworten
Wie bekomme ich einen Termin in der Angehörigen-Ambulanz?
Kontaktieren Sie uns gerne telefonisch unter 040-1818875238 oder hinterlassen uns eine Nachricht, wir rufen Sie zeitnah zurück. Schreiben Sie uns per Mail unter angehoerigenambulanz.nord@asklepios.de.
Unsere Termine finden Sie in der Sprechstunden-Suche.
Wie viele Termine kann ich wahrnehmen und wie häufig?
Der Umfang und die Frequenz der Termine sind in der Angehörigen-Ambulanz flexibel und werden mit Ihnen persönlich abgestimmt. Somit passen wir uns als Behandler an den realen Alltag pflegender Angehöriger an, bei welchem Mal mehr und Mal weniger Bedarf und zeitliche Kapazität vorhanden ist.
Wer übernimmt die Kosten, wenn ich das Angebot der Angehörigen-Ambulanz in Anspruch nehme?
Die Behandlung in der Angehörigen-Ambulanz übernimmt die Krankenkasse. Bringen Sie daher gerne zum ersten Termin Ihre Versichertenkarte oder ggf. eine ärztliche Überweisung mit.
Muss mein Angehöriger in einer Asklepios Klinik (gewesen) sein, damit ich das Angebot annehmen kann?
Nein, der/die von Ihnen gepflegte/ betreute Angehörige oder Sie selber müssen zu keinem Zeitpunkt in einer der Asklepios Kliniken in Behandlung gewesen sein.
Woher weiß ich, ob das Angebot der Angehörigen-Ambulanz für mich geeignet ist?
Viele pflegende/ betreuende Angehörige zögern lange, die eigene Belastung ernst zu nehmen und sich selbst Hilfe „einzugestehen“. Kommen Sie gerne frühzeitig auf uns zu und schildern uns Ihre Situation in einem ersten Gespräch. Gemeinsam sprechen wir auch über Ihre Ressourcen und finden wir dann heraus, womit Ihnen momentan am besten geholfen werden kann.
3 Fragen, 3 Antworten
Dr. Frank Jürgensen, Leiter und Initiator der Angehörigen-Ambulanz beantwortet die drei häufigsten Fragen zur Angehörigen-Ambulanz.
Sprechstunde der Angehörigen-Ambulanz
Nutzen Sie unsere Sprechstunde, um unverbindlich mit unseren Experten in Kontakt zu treten. Wir freuen uns auf Sie!