Herzklappenerkrankungen
Die Herzklappen übernehmen im Herzen die Funktion von Ventilen, die dafür sorgen, dass das Blut in die richtige Richtung weitergepumpt wird und nicht zurückfließt. Im menschlichen Herzen gibt es vier Herzklappen. Bei verengten Herzklappen spricht man von einer Stenose (z. B. Aortenklappenstenose) und bei undichten Herzklappen von einer Insuffizienz (z. B. Mitralklappeninsuffizienz). Grundsätzlich wird das Herz durch bedeutsam verengte oder undichte Herzklappen vermehrt belastet. Die Aortenklappenstenose und die Mitralklappeninsuffizienz sind die häufigsten Herzklappenerkrankungen im Erwachsenenalter. Danach folgen die Trikuspidalklappeninsuffizienz, die Aortenklappeninsuffizienz und die Mitralklappenstenose.
Symptome
Die Symptome einer Herzklappenerkrankung sind häufig ähnlich ausgeprägt wie bei einer Herzschwäche. Die Patienten klagen vor allem über Luftnot und eine verminderte Belastbarkeit. Weiterhin können sich folgende Symptome ausbilden:
- Ohnmachtsanfälle (typisches Symptom bei der Aortenstenose),
- Engegefühl in der Brust (Angina pectoris),
- Herzrhythmusstörungen (unregelmäßiger Herzschlag, Herzstolpern)
- geschwollene Beine (als Folge von Wassereinlagerungen, d. h. sog. Ödeme)
- unerklärliche Gewichtszunahme (aufgrund von Wassereinlagerungen)
Diagnostik
Bereits in der körperlichen Untersuchung (Abhören des Herzens mit dem Stethoskop, „Auskultation“) können sich Hinweise auf eine Herzklappenerkrankung finden. Die Ultraschalluntersuchung des Herzens („Echokardiografie“) ist allerdings das entscheidende Verfahren zur Diagnose und Schweregradeinschätzung einer Herzklappenerkrankung. Von außen („transthorakale Echokardiografie“) oder von innen („Schluckechokardiografie“, „transösopageale Echokardiografie“) kann die Funktion des Herzens und der Herzklappen exakt beurteilt werden. Die 3D-Echokardiographie kann darüber hinaus durch mehrdimensionale Darstellung der Herzklappen wichtige Details bei komplexer Anatomie veranschaulichen, um so individuell die richtige Behandlung auszuwählen. Neben der vorbereitenden Diagnostik spielt die begleitende Echokardiografie während einer kathetergestützten Behandlung von Herzklappenerkrankungen eine entscheidende Rolle für den Therapieerfolg.
Ergänzend können in Spezialfällen weitere Untersuchungen erforderlich sein (Magnetresonanztomografie (MRT), Computertomografie (CT) oder Herzkatheteruntersuchung).
Behandlung
Alle Patienten mit relevanten Klappenerkrankungen oder schwerer Herzinsuffizienz mit herzchirurgischen Therapieoptionen werden in einer Herzkonferenz besprochen, die wir regelmäßig mit der Abteilung für Herzchirurgie der Asklepios Klinik St. Georg durchführen. In der Herzkonferenz wird die Krankheitsgeschichte eines Patienten vorgestellt und alle relevanten kardiologischen, radiologischen und sonstigen Befunde werden gesichtet und bewertet. Auf Grundlage dieser Befunde und des abgeschätzten Operationsrisikos wird eine gemeinsame Empfehlung für das bevorzugte Therapieverfahren einschl. Zugangsweg abgegeben.
Kathetergestützte Behandlung von Herzklappenerkrankungen
Viele Herzklappenfehler können bei älteren und vorerkrankten Patienten schonend und effektiv mittels kathetergestützter Verfahren von der Leiste aus korrigiert werden (TAVI, MitraClip®). Eine Eröffnung des Brustkorbes ist bei diesen Verfahren nicht erforderlich. Die Eingriffe erfolgen ohne den Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine am schlagenden Herzen.
TAVI bei Aortenklappenstenose (Verengung der Aortenklappe)
Der häufigste Herzklappenfehler ist eine Verengung der Aortenklappe (Aortenklappenstenose). Die Aortenklappe ist die Herzklappe zwischen der linken Herzkammer und der Aorta (Hauptschlagader). Durch die verengte Aortenklappe muss die linke Herzkammer stärker pumpen, um das Blut in den Körperkreislauf zu bringen. Hierdurch kommt es allmählich zu einer Zunahme der Wanddicke und zu einer chronischen Schädigung der linken Herzkammer, welche sich durch Leistungsschwäche, Brustenge (Angina pectoris), Luftnot, Schwindel oder Ohnmachtsanfälle bemerkbar machen kann. Anfangs kompensiert der Körper die veränderte Hämodynamik gut, so dass keine Beschwerden vorhanden sind. Bei hochgradiger Aortenklappenstenose sind die Beschwerden allerdings oft ausgeprägt und können nicht durch Medikamente, sondern nur durch einen Herzklappenersatz behandelt werden.
TAVI steht für Transcatheter Aortic Valve Implantation (transkatheter Aortenklappenimplantation). Die weltweit erste Prozedur erfolgte im Jahr 2002 und in Deutschland 2005. Da die gesetzlichen Vorgaben vorsehen, dass TAVIs in unmittelbarer Anwesenheit eines herzchirurgischen Partners erfolgen müssen, versorgen wir unsere Patienten nach der Vorbereitung und Diagnostik vor Ort an der Asklepios Klinik St. Georg. Für die kathetergestützten Eingriffe stehen dort hochmoderne Hybrid-Operationsräume zur Verfügung. Ein entscheidender Vorteil dieser Hybridräume ist die Möglichkeit, dass wir Kardiologen unsere Patienten gemeinsam mit den Herzchirurgen behandeln können, da zur Ausstattung sowohl die Röntgentechnik einer Herzkatheteranlage als auch die hygienischen Gegebenheiten eines chirurgischen Operationssaals gehören.
In der Regel wird der Eingriff in örtlicher Betäubung in Kombination mit einer leichten Narkose (keine Vollnarkose) ohne Schnitt durch Punktion der Haut entweder über die Leistenarterie oder die Schlüsselbeinarterie durchgeführt. Sollten die Gefäße in diesem Bereich zu klein sein, kann der Eingriff auch über einen kleinen Schnitt im Bereich des linken Brustkorbes über die Herzspitze durchgeführt werden. Der gesamte Eingriff findet am schlagenden Herzen statt, so dass der Einsatz einer Herzlungenmaschine in aller Regel nicht notwendig ist. Dieses minimalinvasive Verfahren ist insbesondere bei Patienten mit Begleiterkrankungen und hohem OP-Risiko klar zu empfehlen. Die Vorteile einer TAVI sind in der Regel wesentlich kürzere Eingriffszeiten, weniger Schmerzen und ein kürzerer Krankenhausaufenthalt. Schon am nächsten Tag kann der Patient das Bett verlassen. Bitte rechnen Sie mit einem ca. 5 - bis 7-tägigen Aufenthalt im Krankenhaus St. Georg.
Weiterbehandlung und Nachsorge
Nach dem Krankenhausaufenthalt besteht die Option einer ambulanten oder stationären Rehabilitation (AHB). Im Rahmen unseres standardisierten Nachsorgeprogramms („follow up“) durch unsere Herzinsuffizienz-Schwester erfolgen telefonische Nachkontrollen nach drei und zwölf Monaten.
Mitra-Clip® bei Mitralklappeninsuffizienz (Undichtigkeit der Mitralklappe)
Die Mitralklappeninsuffizienz ist der zweithäufigste erworbene Herzklappenfehler nach der Aortenklappenstenose. Die Mitralklappe reguliert den Blutfluss aus dem linken Vorhof des Herzens in die linke Herzkammer. Durch die geöffnete Herzklappe fließt Blut in die linke Herzkammer. Bei geschlossener Klappe pumpt die linke Herzkammer das Blut weiter in den Körperkreislauf zur Versorgung der Organe. Besteht eine Undichtigkeit der Mitralklappe (Mitralklappeninsuffizienz), fließt ein Teil des Blutes zurück in den linken Vorhof und den Lungenkreislauf. Hierdurch entsteht eine Schädigung des Herzmuskels mit Symptomen (Luftnot, Wassereinlagerungen und Abnahme der Belastbarkeit).
Seit 2008 im Einsatz hat sich weltweit bei der kathetergestützten Reperatur der Mitralklappeninsuffizienz das Mitra-Clip®-Verfahren etabliert. Hierbei wird das vordere und hintere Mitralsegel mit einer Klammer im Bereich der Undichtigkeit verschlossen und damit der Rückfluss beseitigt oder minimiert. In der Regel werden die Eingriffe durch Punktion der Haut durch die Leistenvene in Kombination mit einer leichten Narkose durchgeführt. Der gesamte Eingriff findet am schlagenden Herzen statt, so dass der Einsatz einer Herzlungenmaschine in aller Regel nicht notwendig ist. Dieses minimalinvasive Verfahren ist insbesondere bei Patienten mit Begleiterkrankungen und hohem OP-Risiko klar zu empfehlen.
Seit 2020 wird dieses Verfahren bei uns im Haus erfolgreich durchgeführt. Die Vorteile im Vergleich zur konventionellen OP sind in der Regel wesentlich kürzere Eingriffszeiten, weniger Schmerzen und ein kürzerer Krankenhausaufenthalt. Schon am nächsten Tag kann der Patient das Bett verlassen. Bitte rechnen Sie mit einem ca. 5- bis 7-tägigen Aufenthalt.
Weiterbehandlung und Nachsorge
Nach dem Krankenhausaufenthalt besteht die Option einer ambulanten oder stationären Rehabilitation (AHB). Im Rahmen unseres standardisierten Nachsorgeprogramms („follow up“) erfolgt eine persönliche Ultraschall-Nachkontrolle nach drei Monaten und telefonische Kontrollen durch unsere Herzinsuffizienz-Schwester nach sechs und zwölf Monaten.
Tri-Clip® bei Trikuspidalklappeninsuffizienz (Undichtigkeit der Trikuspidalklappe)
Interventionelle Trikuspidalklappenrekonstruktion mittels TriClip® bei Trikuspidalklappeninsuffizienz (Undichtigkeit der Trikuspidalklappe)
Die Trikuspidalklappeninsuffizienz ist in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus der Diagnostik und Therapie gerückt. Die Trikuspidalklappe reguliert den Blutfluss aus dem rechten Vorhof des Herzens in die rechte Herzkammer. Durch die geöffnete Herzklappe fließt Blut in die rechte Herzkammer und bei geschlossener Klappe pumpt die rechte Herzkammer das Blut weiter in den Lungenkreislauf. Besteht eine Undichtigkeit der Trikuspidalklappe (Trikuspidalklappeninsuffizienz), fließt ein Teil des Blutes zurück in den rechten Vorhof und die abhängigen Organe (Leber, Magen-Darm-Trakt, Nieren). Hierdurch entstehen Symptomen wie Luftnot, Abnahme der Belastbarkeit, Wassereinlagerungen in den Beinen oder der Bauchhöhle, Appetitlosigkeit oder Schwäche der Nierenfunktion.
Die interventionelle Trikuspidalklappenrekonstruktion mittels Tri-Clip®-Verfahren basiert auf den gleichen Prinzipien wie das weltweit etablierte Mitra-Clip®-Verfahren an der Mitralklappe. Aufgrund von positiven klinischen Erfahrungen und Studienergebnissen wird die interventionelle Trikuspidalklappenrekonstruktion mittels Tri-Clip® seit 2019 vermehrt eingesetzt. Hierbei werden die Segel der Trikuspidalklappe im Bereich der Undichtigkeit durch eine oder mehrere Klammern (bzw. Clips) so miteinander verbunden, dass der Rückfluss über die Klappe beseitigt oder minimiert wird. In der Regel werden die Eingriffe durch Punktion der Haut durch die Leistenvene in Kombination mit einer leichten Narkose durchgeführt. Der gesamte Eingriff findet am schlagenden Herzen statt, so dass der Einsatz einer Herzlungenmaschine in aller Regel nicht notwendig ist. Dieses minimalinvasive Verfahren ist insbesondere bei Patienten mit Begleiterkrankungen und hohem OP-Risiko klar zu empfehlen.
Seit 2022 wird dieses Verfahren bei uns im Haus erfolgreich durchgeführt. Die Vorteile im Vergleich zur konventionellen OP sind in der Regel wesentlich kürzere Eingriffszeiten, weniger Schmerzen und ein kürzerer Krankenhausaufenthalt. Schon am nächsten Tag kann der Patient das Bett verlassen. Bitte rechnen Sie mit einem ca. 5- bis 7-tägigen Aufenthalt.
Weiterbehandlung und Nachsorge
Nach dem Krankenhausaufenthalt besteht die Option einer ambulanten oder stationären Rehabilitation (AHB). Im Rahmen unseres standardisierten Nachsorgeprogramms („follow up“) erfolgt eine persönliche Ultraschall-Nachkontrolle nach drei Monaten und telefonische Kontrollen durch unsere Herzinsuffizienz-Schwester nach sechs und zwölf Monaten.
Paravalvuläre Leckage bei Klappenprothesen, Behandlung mit valvular plug
Selten kann es zu Undichtigkeiten im Bereich der Nahtstellen von Herzklappenprothesen kommen, zum Beispiel durch einen Nahtausriss. Hierdurch strömt Blut an der Herzklappenprothese vorbei zurück in die Herzkammer oder den Herzvorhof und verursacht Symptomen wie Luftnot oder Leistungsabfall. Eine Re-Operation geht in der Regel mit einem hohen Operationsrisiko einher, so dass die bevorzugte Methode ein interventioneller Verschluss mit einem Schirmchen (valvular plug) ist, der meist über die Leistenvene (oder –arterie) vorgebracht werden kann.
Heterotroper Trikuspidalklappenersatz mittels TricValve® bei Undichtigkeit der Trikuspidalklappe
Die Trikuspidalklappe reguliert den Blutfluss aus dem rechten Vorhof des Herzens in die rechte Herzkammer. Durch die geöffnete Herzklappe fließt Blut in die rechte Herzkammer und bei geschlossener Klappe pumpt die rechte Herzkammer das Blut weiter in den Lungenkreislauf. Besteht eine Undichtigkeit der Trikuspidalklappe (Trikuspidalklappeninsuffizienz), fließt ein Teil des Blutes zurück in den rechten Vorhof und die abhängigen Organe (Leber, Magen-Darm-Trakt, Nieren). Hierdurch entstehen Symptomen wie Luftnot, Abnahme der Belastbarkeit, Wassereinlagerungen in den Beinen oder der Bauchhöhle, Appetitlosigkeit oder Schwäche der Nierenfunktion.
Bei weit fortgeschrittener Trikuspidalklappeninsuffizienz kann es sein, dass die Anatomie nicht mehr für eine Rekonstruktion mittels eines kathetergestüzten edge-to-edge Verfahren (z.B. Tri-Clip®) in Frage kommt. Dann besteht die Möglichkeit eines heterotropen Klappenersatzes, um den venösen Rückfluss effektiv zu verhindern. Heterotrop bedeutet, dass die anatomische Lage des Implantats nicht mit der Lage der nativen Klappe übereinstimmt. Bei dem TricValve®- Verfahren werden zwei selbstexpandierende Herzklappen im Bereich der oberen und unteren Hohlvenen implantiert.
Die neuen Herzklappen werden kathetergestüzt über die Leistenvenen vorgebracht und unter Röntgen- und Ultraschallkontrolle in der richtigen Position freigesetzt. In aller Regel kann auf eine Narkose verzichtet werden und der Eingriff in leichter Sedierung durchgeführt werden. Der gesamte Eingriff findet am schlagenden Herzen statt, so dass der Einsatz einer Herzlungenmaschine nicht notwendig ist. Dieses minimalinvasive Verfahren ist insbesondere bei Patienten mit Begleiterkrankungen und hohem OP-Risiko zu empfehlen.
Seit 2023 wird dieses Verfahren bei uns im Haus erfolgreich durchgeführt. Schon am nächsten Tag kann das Bett verlassen werden. Bitte rechnen Sie mit einem ca. 5- bis 7-tägigen Aufenthalt.
Weiterbehandlung und Nachsorge
Nach dem Krankenhausaufenthalt besteht die Option einer ambulanten oder stationären Rehabilitation (AHB). Im Rahmen unseres standardisierten Nachsorgeprogramms („follow up“) erfolgt eine persönliche Ultraschall-Nachkontrolle nach drei Monaten und telefonische Kontrollen durch unsere Herzinsuffizienz-Schwester nach sechs und zwölf Monaten.
Video: Herzklappenfehler - 3 Fragen - 3 Antworten
Herzklappenerkrankungen können auf ganz unterschiedliche Art und Weise entstehen oder sind bereits angeboren. Die häufigsten Herzklappenfehler sind die Aortenklappenstenose im hohen Lebensalter oder eine undichte Mitralklappe. Diese tritt unabhängig vom Alter auf. Drei Fragen zum Thema beantwortet Ihnen Prof. Dr. Alexander Ghanem, der Chefarzt der Kardiologie und internistischen Intensivmedizin an der Asklepios Klinik Nord - Heidberg.
Video: Die Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten
Seit vielen Jahren arbeiten Ärzte der Asklepios Kliniken mit niedergelassenen Ärzten Hand in Hand zusammen. Ziel ist es, die Patienten optimal und schnell zu versorgen. Für Prof. Dr. Alexander Ghanem, Chefarzt der Kardiologie und Internistischen Intensivmedizin an der Asklepios Klinik Nord – Heidberg und seinen niedergelassenen Kollegen Bernhard Lutter ist die vernetzte Herzmedizin längst Alltag. Hier sehen Sie, warum die Patienten von der Zusammenarbeit zwischen den niedergelassenen Ärzten und den Klinikärzten profitieren und wie die Kooperation praktisch funktioniert.