Myasthenia gravis
Die Myasthenia gravis (oft MG abgekürzt), die wörtlich übersetzt „schwere Muskelschwäche“ bedeutet, beruht auf einer Fehlsteuerung des körpereigenen Immunsystems. Dadurch blockieren Antikörper Oberflächenstrukturen am Übergang von Nerv zu Muskelfaser, wodurch eine Störung der elektrischen Impulsübertragung entsteht und Muskeln geschwächt sind. Myasthenie kommt in allen Altersgruppen vor.
Die zunehmende Muskelschwäche wird typischerweise unter Belastung schlechter und in Ruhe wieder besser; die Beschwerden sind am Abend häufig stärker ausgeprägt. Insgesamt sind Verlauf und Schwere der Erkrankung individuell sehr unterschiedlich. Die Muskelschwäche kann beispielsweise die Augenmuskulatur betreffen und sich durch Doppelbilder oder ein hängendes Augenlid äußern, das Sprechen und Schlucken beeinträchtigen, aber auch die Kraft in Armen, Beinen und leider auch die Atemmuskulatur. Letzteres macht eine vorübergehende künstliche Beatmung und eventuell intensivmedizinische Betreuung erforderlich.
Die Schritte für Diagnostik und Therapie stimmen wir umfassend mit Ihnen ab. Ihre Fragen beantworten wir gerne und ausführlich.
Der erste Schritt: Die richtige Diagnostik
Besteht nach einem ausführlichen Gespräch zu Ihren Symptomen und Beschwerden der Verdacht auf eine Myasthenia gravis, sichern wir die Diagnose durch verschiedene klinische beziehungsweise labormedizinische Untersuchungen. Hierzu zählt unter anderem eine elektrophysiologische Untersuchung durch einen sogenannten Dekrement-Test, bei dem der motorische Nerv zu einem betroffenen Muskel mehrfach stimuliert wird. Bei Myasthenie-Patienten zeigt die Muskelantwort hier ein typisches Muster. Weitere Untersuchungen erlauben es uns, Auto-Antikörper nachzuweisen oder die Ermüdbarkeit betroffener Muskelgruppen zu bestimmen (Tensilon-Test). Im Rahmen der Diagnose ist es uns außerdem wichtig, die individuelle Ursache Ihrer Myasthenie zu bestimmen, da diese entscheidende Auswirkungen auf die mögliche Therapie hat. Sind zum Beispiel Thymome vorhanden, also Tumore der Thymus-Drüse, sollten diese operativ entfernt werden.
Unser Behandlungsangebot
Durch moderne Therapieverfahren, die auf das Immunsystem wirken, ist die zum Teil sehr schwerwiegend verlaufende Myasthenia gravis gut zu beeinflussen. Hierbei kommen zum einen Verfahren zum Einsatz, die das Abwehrsystem beeinflussen und so verhindern, dass die im Falle einer Myasthenia gravis schädlichen Antikörper gebildet werden. In diesem Zusammenhang kann auch die operative Entfernung der Thymusdrüse erforderlich sein. Aber auch symptomatische Behandlungsansätze, die auf die Minderung der Beschwerden ausgerichtet sind, haben große Bedeutung. Sogenannte Acetylcholinesterase-Hemmer verhindern den Abbau bestimmter Botenstoffe und dienen so der Verbesserung der neuromuskulären Erregungsübertragung. Im Falle einer myasthenen Krise, die bei etwa 10 % aller Patienten auftritt und mit lebensbedrohlichen Atem- und Schluckstörungen einhergeht, kann eine intensivmedizinische Betreuung notwendig werden. Therapeutisch setzen wir hier schnell wirksame immunmodulatorische Verfahren ein, die die Immunreaktion des Körpers regulieren, ohne das Abwehrsystem zu schwächen. Hierzu zählt beispielsweise die Blutwäsche (Plasmapherese).
In jedem Fall ist die Therapie – genau wie die Erkrankung selbst – sehr individuell und erfordert daher ein hohes Maß an Erfahrung, wie Sie es vor allem in unserem zertifizierten, kooperativen Myasthenie-Zentrum finden.
Zertifiziertes kooperatives Myasthenie-Zentrum: Kooperation zwischen Klinik und Praxis
Die Neurologie unserer Klinik ist gemeinsam mit der überregional tätigen neurologischen Schwerpunktpraxis "Neurologie Neuer Wall" (Dr. Karl Christian Knop) als „Kooperatives Myasthenie-Zentrum“ von der Deutschen Myasthenie Gesellschaft zertifiziert. Es handelt sich um die deutschlandweit erste Zertifizierung für einen Zusammenschluss aus Klinik und Praxis. Beide Kooperationspartner verfügen über langjährige Erfahrung auf dem Gebiet neuromuskulärer Übertragungsstörungen, insbesondere der Myasthenia gravis. Die inhaltliche Verzahnung zwischen Klinik und Praxis ist zukunftsweisend, lösen sich doch Sektorengrenzen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung, gerade bei komplizierten Fällen, im Interesse der Patienten zunehmend auf.
Die Kooperation beinhaltet die Betreuung ambulanter Patienten über die Praxis "Neurologie Neuer Wall", während in der Asklepios Klinik Barmbek Notfälle rund um die Uhr stationär versorgt werden.
Im Rahmen der Kooperation bieten wir Ihnen außerdem umfassende Diagnostik bei komplexen Fragestellungen sowie hochspezialisierte Therapieformen. Auch wenn Sie als Myasthenie-Patient zusätzlich an einer anderen Erkrankung leiden, sind Sie in unserem Zentrum gut aufgehoben: In enger Kooperation mit anderen Fachabteilungen der Asklepios Klinik Barmbek betreuen wir Sie und achten darauf, dass bei der Therapie eventueller weiterer Erkrankungen alle besonderen Erfordernisse der Myasthenie beachtet werden.
Um die Kooperation innerhalb unseres kooperativen Zentrums im Alltag zu gewährleisten, setzen wir auf engen fachlichen Austausch, gemeinsame Fortbildungen, inhaltliche Abstimmung in der Diagnostik und Therapie sowie einen strukturierten Informationsaustausch beim Wechsel eines Patienten vom ambulanten in den stationären Bereich und umgekehrt.