Diagnostik und Therapie bei Nierenversagen

In der Nephrologie (griechisch „nephros“: Niere) beschäftigen wir uns mit den Nieren. Sie dienen der Ausleitung von Schadstoffen und sind sozusagen die Entgiftungszentrale unseres Körpers. Zudem reinigen sie das Blut und sind für die Bildung des Harns verantwortlich, mit dem die ausgefilterten Abfallstoffe ausgeschieden werden.

Außerdem beeinflussen sie maßgeblich unseren Salz- und Flüssigkeitshaushalt sowie den Blutdruck. Auch einige lebenswichtige Hormone entstehen unter Beteiligung der Niere – diese wiederum sind verantwortlich für die Bildung der roten Blutkörperchen im Knochenmark (Erythropoetin) und die Aufnahme von Phosphat und Kalzium aus dem Darm. Ein gesunder Mensch hat zwei Nieren, die sich neben der Wirbelsäule, etwa auf Höhe der 11. und 12. Rippe befinden.

Bei Nierenerkrankungen kann insbesondere die Ausscheidung von Flüssigkeit und Abfallstoffen gestört sein. Da dies häufig keine unmittelbaren Beschwerden oder Probleme verursacht, bemerken Betroffene dies oft erst sehr spät. Das ist vor allem deshalb problematisch, da sich die Nieren ab einem gewissen Schädigungsgrad nicht mehr heilen lassen. Dann hilft nur noch Dialyse (Blutwäsche) oder eine Nierentransplantation.

Diagnoseverfahren

Allgemeine Untersuchung

Zur Diagnose zählt zunächst das Arzt-Patienten-Gespräch, um mögliche Auslöser eines akuten Nierenversagens zu erfassen. Das können Medikamente, ein vorausgegangener Kreislaufschock oder eine Operation sein. Im Rahmen einer körperlichen Untersuchung begutachten wir unter anderem, ob Flüssigkeitseinlagerungen (Ödeme) vorhanden sind, die auf eine Überwässerung im Körper hindeuten. Bei akutem Nierenversagen wird außerdem exakt protokolliert, wie viel Flüssigkeit Sie zu sich nehmen und ausscheiden.

Blutuntersuchungen

Bei der Blutuntersuchung konzentrieren wir uns in erster Linie auf die Menge von Harnstoff und Kreatinin. Mithilfe des Letzteren errechnen wir die sogenannte glomeruläre Filtrationsrate (GFR), die Aufschluss über die Nierenfunktion gibt und eine Stadieneinteilung der Erkrankung ermöglicht. Auch Salze beziehungsweise Elektrolyte (Natrium, Kalium, Calcium, Phosphat) sowie pH-Wert und Bikarbonat als Kennzahlen des Säure-Basen-Haushalts werden ermittelt. Ein verminderter Wert von Hämoglobin, also dem für den Sauerstofftransport verantwortlichen roten Blutfarbstoff, kann darauf hindeuten, dass eine verminderte Nierenfunktion zu Blutarmut geführt hat. Sollten wir Immunerkrankungen der Nieren vermuten, werden weitere Spezialanalysen durchgeführt.

Harnuntersuchungen

Mithilfe von Teststreifen messen wir verschiedene Kennzahlen im Urin, zum Beispiel rote und weiße Blutkörperchen, pH-Wert oder Glukose sowie Nitrit, das auf einen Harnwegsinfekt hindeutet. Befindet sich Eiweiß im Urin, kann eine Schädigung der Nieren dahinterstecken. Zur erweiterten Urin-Diagnostik werden labormedizinische Untersuchungen durchgeführt, etwa um eventuelle Bakterien nachzuweisen. Wenn es notwendig ist, analysieren wir auch Dichte und Gewicht des Urins. Bei einer eingeschränkten Nierenfunktion sind diese Werte nämlich reduziert.

Ultraschall-Untersuchungen

Mithilfe von Ultraschall (Sonografie) können wir Größe, Lage und Struktur der Nieren begutachten. Während bei einem akuten Nierenversagen eher große Nieren zu finden sind, sprechen kleine Nieren für ein chronisches Leiden. Mit Ultraschall können wir darüber hinaus auch Erweiterungen des Nierenbeckens gut erkennen, die beispielsweise von einem Harnstau infolge von Harnleitersteinen verursacht wurden. Um den Blutfluss darzustellen und so eine Verengung der Nierenarterien auszuschließen, nutzen wir die sogenannte Farbdoppler-Sonografie.

Gegebenenfalls führen wir auch eine Ultraschall-Untersuchung des Herzens (Echokardiografie) durch: Nierenerkrankungen gehen häufig mit Bluthochdruck einher, der mit der Zeit zur Vergrößerung einiger Teile des Herzens führt. Dies lässt sich mit der Echokardiografie beurteilen.

Röntgenuntersuchungen

Anhand von Röntgenbildern des Brustkorbs können wir die Größe des Herzens bestimmen und feststellen, ob sich Wasser in der Lunge angesammelt hat – eine Folgeerscheinung bei Nierenversagen. Auch Röntgenbilder der Knochen können erforderlich sein. Beispielsweise zeigen sich bei fortgeschrittener chronischer Niereninsuffizienz charakteristische Veränderungen an den Fingern.

Nierenbiopsie

Eventuell benötigen wir eine Gewebeprobe aus der Niere (Nierenbiopsie). Nach Besprechung und Einweisung durch den niedergelassenen Nephrologen führen wir diesen Routineeingriff während eines stationären Kurzaufenthalts (eine Nacht) durch. Hierzu werden Sie am Morgen der Biopsie im Sonografiezentrum im 3. Stock aufgenommen. Nach einer Ultraschalluntersuchung der Nieren wird ein feiner, etwa 0,7 Zentimeter langer Zylinder Nierengewebe mit einer automatisierten Biopsienadel gewonnen. Die Niere ist während der Biopsie gut durch den Punktionsschallkopf sichtbar. Die Biopsie ist für Sie in der Regel schmerzlos und dauert etwa 15 Minuten.

Bitte bringen Sie folgende Unterlagen mit:

  • Einweisungsschein zur stationären Behandlung
  • Unterschriebener Aufklärungsbogen für die Nierenbiopsie
  • aktuelles Blutbild mit Thrombozyten
  • aktuelle Blut-Gerinnung
  • gegebenenfalls ärztliche Berichte und Laborwerte
  • aktuelle Medikationsliste

Folgende Punkte sind außerdem wichtig:

  • nehmen Sie 7 Tage vor der Biopsie kein Aspirin/ASS ein
  • nehmen Sie am Aufnahmetag wie gewohnt Ihre Medikation ein, verzichten Sie jedoch auf Bauchspritze/Heparin
  • bleiben Sie bitte nüchtern (bis auf die Medikamente)
  • Sie müssen 8 Stunden nach dem Eingriff strenge Bettruhe halten, können aber in der Regel am Folgetag nach einer erneuten Sonografie wieder entlassen werden

Therapiemöglichkeiten

Die Therapieoptionen richten sich sehr individuell nach der Ursache des akuten Nierenversagens. Wir versuchen zunächst, die auslösenden Faktoren zu beheben, gleichen zum Beispiel Flüssigkeitsmangel aus, regen den Blutdruck an oder setzen ein bestimmtes Medikament ab, was selbstverständlich unter ärztlicher Kontrolle erfolgt. Gegebenenfalls können wir im Anschluss versuchen, Ihre Nierenfunktion mithilfe anderer Medikamente wieder anzukurbeln. Mitunter wird aber auch ein Nierenersatzverfahren nötig, um die Zeit zu überbrücken, bis das Organ wieder arbeiten kann.

Weitere Schwerpunkte unserer Abteilung

Unsere Abteilung ist die einzige nicht-universitäre Abteilung in Hamburg, die sich speziell mit der Diagnostik und Therapie von internistischen Nierenerkrankungen, besonderen Formen des Bluthochdrucks sowie deren Folgeerkrankungen beschäftigt. Zu diesen besonderen Formen zählen therapierefraktärer Bluthochdruck, also solcher, der auf herkömmliche Therapien nicht anspricht, sowie Bluthochdruck als Folge einer anderen Erkrankung, sogenannte sekundäre Formen.

Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit der Behandlung von immunologisch ausgelösten Systemerkrankungen wie Lupus oder Morbus Wegener. Wir bieten alle apparativen Nierenersatzverfahren sowie alle Entgiftungsmaßnahmen (Detoxikation) an. Bei besonderen Erkrankungen kann eine Plasmaaustausch-Therapie oder Immunadsorption durchgeführt werden.

In Kooperation mit einem qualifizierten Gefäßchirurgen ermöglichen wir Dialysepatienten alle Formen der Gefäßzugänge. Spezielle Funktionsbereiche innerhalb unserer Abteilung sind die Dialyse und die Diabetologie.

Sprechen Sie uns bei Fragen an – wir beantworten diese gern.

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