Rekonstruktive Urologie

Wir helfen Ihnen

Angeborene oder erworbene Anomalien können zu einer eingeschränkten Funktion im Bereich des Urogenitaltrakts führen. Mithilfe der rekonstruktiven Urologie bekommt man derlei Probleme wieder in den Griff.

Neben den angeborenen Fehlbildungen sind solche Anomalien häufig die Folge von Operationen, Bestrahlungen oder Infektionen.

Mit oft sehr aufwendigen, modernen und zum Teil auch fachübergreifenden Operationsverfahren ist das Team um Herrn Prof. Dr. Wülfing in der Lage, Verengungen im Bereich des Harnleiters beziehungsweise der Harnröhre sowie Fehlwege (Fisteln) zwischen dem Harntrakt und anderen Organsystemen effektiv und dauerhaft auszubessern. Außerdem sind die Spezialisten in der Behandlung von krankhaften Penisverkrümmungen sowie bei Refertilisierungsoperationen sehr erfahren, also in der Wiederherstellung der männlichen Fruchtbarkeit nach einer Sterilisierung.

Im Folgenden möchten wir Ihnen das Spektrum der in unserer Abteilung angebotenen rekonstruktiv-plastischen Operationsverfahren präsentieren:

Nierenbeckenplastik

Von einer sogenannten Nierenbeckenabgangsenge spricht man, wenn der Übergang vom Nierenbecken in den Harnleiter verengt ist. Man unterscheidet hier zwischen den angeborenen sowie den erworbenen Engen. Außerdem wird unterteilt, ob sie durch eine überschießende Gewebsreaktion der Harnleiterwand selbst oder durch Kompression von außen verursacht wird, in der Regel durch ein den Harnleiter kreuzendes Nierengefäß. Weil das Harnleiterlumen eingeengt ist, staut sich Harn in der Niere, sodass es zu einer Überblähung des Nierenbeckenkelchsystems kommt. Dies kann zu Schmerzen sowie zu einer zunehmenden Einschränkung der Nierenfunktion bis hin zum vollständigen Funktionsverlust auf der betroffenen Seite führen. Heutzutage ist das laparoskopische Ausbessern der Nierenbeckenabgangsenge der aktuelle Behandlungsstandard. In unserer Urologie haben wir besondere Erfahrung in der sogenannten laparoskopischen Pyeloplastik, die wir seit 2011 bisher weit über 100 Mal erfolgreich vorgenommen haben. Die Vorteile dieser minimalinvasiven Technik gegenüber offen chirurgischen Verfahren bestehen in einer deutlichen Reduktion von postoperativen Schmerzen, einer Verkürzung der Krankenhaus-Liege-Zeit sowie exzellenten kosmetischen Ergebnissen. Unter der Leitung von Prof. Dr. Wülfing konnte das Verfahren so gut weiterentwickelt werden, dass sich eine Präparation der Niere vom Bauchraum aus (transperitoneales Verfahren) vermeiden lässt. Außerdem wird lediglich in die Körperhöhle eingegangen, in der sich die Niere auch tatsächlich befindet (Retroperitoneum). Dadurch konnte das Auftreten ungewollter Operationsfolgen, wie zum Beispiel Verwachsungen und Verklebungen von Darmschlingen, noch einmal reduziert werden.

Als Zugangsweg dienen 3 bis 4 kleine Hautschnitte in der Flanke der betroffenen Seite von circa 0,5 bis 1 Zentimeter Größe. Mithilfe von modernster Videotechnologie können unsere Experten die Anatomie perfekt darstellen, die Engstelle exakt entfernen und den Harnleiter anschließend präzise mit dem Nierenbecken wieder zusammenfügen. Die Eingriffsdauer beträgt etwa 90 Minuten und der Krankenhausaufenthalt 4 bis 6 Tage. Wichtig zu wissen ist, dass im Rahmen der präoperativen Vorbereitung (also als Vorbereitung für die Operation) ein Harnleiter-Stent eingelegt werden muss, den wir 6 Wochen nach der Operation wieder entfernen. Anschließend machen wir eine Erfolgskontrolle: am Tag nach der Stent-Entfernung mithilfe von Ultraschall sowie einer Röntgenuntersuchung (Ausscheidungsurogramm) und nochmals 4 bis 6 Wochen später mithilfe von einem nuklearmedizinischen Verfahren (Isotopennephrogramm).

Harnleiterersatz sowie Harnleiterneueinpflanzung in die Harnblase

Der in der Niere gebildete Urin wird über einen Harnleiter in die Harnblase als Speicherorgan transportiert. Durch Engstellen im Harnleiterverlauf kann dieser Transport gestört sein. Die Folge ist häufig ein Harnstau der Niere auf der betroffenen Seite, welcher letztlich zu einer Funktionsminderung der Niere führen kann. Solche nicht-tumorbedingten Engstellen entstehen oft als Folge von Operationen oder Bestrahlungen, können aber auch durch Entzündungen oder ähnliches auftreten.

Ist die Verengung auf den distalen, also den blasennahen, Anteil des Harnleiters begrenzt, gelingt es häufig, den Harnleiter ohne Verwendung anderen Gewebes wieder mit der Blase zu verbinden. Im Rahmen der Operation wird dabei nach Entfernung des verengten Harnleitersegments die Blase mobilisiert und ein Zipfel von ihr auf der betroffenen Seite in Richtung Niere gezogen und am Lendenmuskel fixiert (Psoas-Hitch-Technik). Das kompensiert das Längendefizit des Harnleiters. Anschließend wird dieser in die Harnblase eingenäht. Gegebenenfalls muss aus dem Zipfel der Blase auch eine Röhre gebildet werden, um das Längendefizit des Harnleiters auszugleichen (Boari-Plastik). Die Operationsdauer beträgt ca. 2 Stunden, kann aber je nach Ausmaß der Vorschädigung stark variieren. Ihr Krankenhausaufenthalt liegt in etwa zwischen 5 und 7 Tagen.

Bei Verengungen von größerer Strecke, die den mittleren und/oder proximalen beziehungsweise nierennahen Harnleiterabschnitt betreffen, ist eventuell ein Harnleiterersatz mithilfe eines Darmsegments erforderlich. Nach Entfernung des verengten Harnleitersegmentes wird im Rahmen der Operation das zu überbrückende Längendefizit ermittelt, ein Darmsegment ausgeschaltet und am oberen und unteren Ende des Harnleiters eingenäht, so dass die Kontinuität des Ureters wiederhergestellt ist. Operations- und Krankenhausaufenthaltsdauer können hier stark variieren.

Bei sämtlichen beschriebenen Operationstechniken ist mindestens eine Versorgung mit einer inneren und nicht sichtbaren Harnleiterschiene über mehrere Wochen notwendig. Welches Verfahren das für Sie individuell am besten geeignete ist besprechen wir ausführlich mit Ihnen. Gerne beantworten wir Ihre Fragen, bis alle Unklarheiten beseitigt sind.

Fistelchirurgie

Unter einer Fistel versteht man eine Verbindung zwischen Organen, die an dieser Stelle normalerweise keine Verbindung aufweisen. Im Bereich der Urologie bestehen solche Fehlverbindungen zwischen der Harnblase, seltener auch Harnleiter oder Harnröhre und der Scheide, der Gebärmutter oder verschiedenen Abschnitten des Darms. Diese können angeboren oder eine Folge von Operationen, Bestrahlungen oder Entzündungskrankheiten wie zum Beispiel Morbus Crohn sein. Sehr häufig führen sie zu einem permanenten Urinverlust oder chronischen Harnwegsinfektionen und sind für die betroffenen Patientinnen und Patienten höchst belastend. Im Rahmen des operativen Eingriffs wird der Fistelgang entfernt, der Defekt verschlossen und gedeckt – sicher und dauerhaft. Die Qualität des Ergebnisses hängt stark von der Erfahrung der Behandler ab. Das Team um Prof. Dr. Wülfing ist äußerst versiert in der Therapie von Urinfisteln. Zusätzlich besteht eine enge Zusammenarbeit mit den Kollegen der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie (Chefarzt Prof. Dr. med. W. Schwenk) sowie der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe (Chefarzt Prof. Dr. med. V. Ragosch). So steht im Bedarfsfall ein erfahrenes multiprofessionelles Team für ein optimales Behandlungsergebnis zur Verfügung.

Harnblasenersatz

Die Entfernung der Harnblase kann im Rahmen von fortgeschrittenen Tumorerkrankungen, aber auch bei funktionellen Störungen der Harnblase oder dem chronischen Beckenbodenschmerz-Syndrom sowie bei fortgeschrittenen Entzündungskrankheiten das letzte Mittel der Wahl sein. Wann immer möglich versuchen wir in der Urologischen Abteilung der Asklepios Klinik Altona, Ihre körperliche Integrität zu wahren und einen künstlichen Ausgang zu vermeiden. Ist dieser jedoch erforderlich, kann eine neue Harnblase aus dem Dünndarm geformt werden, die dann den Platz der entfernten Blase einnimmt und mit Harnröhre und Harnleitern verbunden wird (orthotope Neoblase). Wenn dieses Verfahren aus funktionellen, onkologischen oder anderweitigen Gründen nicht anwendbar ist, besteht die Möglichkeit, ein Reservoir aus einem Teil des Darms zu bilden, welches über einen komplexen Mechanismus mit dem Bauchnabel verbunden wird (Nabelpouch). Die Patientin beziehungsweise der Patient entleert das Reservoir über einen Katheter, welchen er sich zu bestimmten Zeiten über den Bauchnabel selbst einführt. Die körperliche Integrität bleibt so gewahrt, und es kommt zu keinem ungewollten Urinverlust. Für Patienten, bei denen keines der beiden Verfahren infrage kommt, sind Urinableitungen über einen künstlichen Ausgang (Stoma) eine Option. Ausführlich werden wir Ihnen unsere Therapieempfehlung, die wir individuell für Sie planen, mit Ihnen besprechen.

Harnröhrenplastik

Harnröhrenverengungen können die Folge sein von Infektionskrankheiten, Beckenverletzungen mit Harnröhrenbeteiligung oder Eingriffen, die durch die Harnröhre vorgenommen worden sind. Selbst die Einlage eines Harnblasenkatheters kann eine narbige Verengung der Harnröhre verursachen. Dann kommt es mitunter zu Störungen beim Wasserlassen wie abgeschwächtem Harnstrahl, verlängerter Blasenentleerungszeit (Miktionszeit), häufigerem Wasserlassen oder ständigem Harndrang, auch Ejakulationsprobleme sind typisch.

Eine Behandlungsoption ist die endoskopische Schlitzung der Harnröhrennarbe (Urethrotomia interna), also durch die Harnröhre hindurch. Sie ist allerdings mit einem relativ hohen Risiko für eine erneute Harnröhrenverengung verbunden (Rezidiv). Die Gefahr liegt bei 50 bis 70 %.

Langfristig deutlich stabilere Ergebnisse liefert die offen chirurgische Harnröhrenplastik, welche vom Damm aus erfolgt. Dabei können wir die Engstelle entweder komplett herausschneiden und die gesunden Harnröhrenenden wieder miteinander verbinden, oder es erfolgt eine Rekonstruktion mit gestielten oder freien Transplantaten von Vorhaut, Mundschleimhaut oder ähnlichem.

Besonderen Stellenwert in der urologischen Abteilung der Asklepios Klinik Altona hat die Rekonstruktion mit Wangenschleimhaut. Bei den offenen Operationsverfahren liegt das Risiko, erneut eine Engstelle zu entwickeln, bei 5 bis 20 %.

Refertilisierung

Ca. 30.000 bis 50.000 Männer lassen sich pro Jahr in Deutschland sterilisieren. Etwa 5 bis 10 % dieser Patienten bereuen den Schritt und wollen das Operationsergebnis wieder rückgängig machen, weil sie sich doch wieder Kinder wünschen. Neben der Sterilisation sind postentzündliche beziehungsweise posttraumatische Verklebungen oder Verengungen der Samenwege weitere Ursachen für einen unzureichenden Samentransport. Hierbei verbessert die sogenannte Vasovasostomie die Chance, wieder auf natürlichem Weg ein Kind zu zeugen. Das Zusammennähen der beiden Samenleiterenden erfolgt unter einem speziellen Operationsmikroskop mit bis zu 16-facher Vergrößerung und mit feinstem Fadenmaterial. Als Zugangsweg dienen zwei kleine Schnitte im Bereich des Hodensackes. In seltenen Fällen ist auch ein direkter Anschluss des Samenleiters an den Nebenhoden notwendig (Tubulovasostomie). Die Operationsdauer beträgt in etwa 2 Stunden, der anschließende stationäre Aufenthalt 2 Tage.

Ist die Operation erfolgreich verlaufen, liegt die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft bei bis zu 75 %. Sie ist am höchsten, wenn die Sterilisation nicht länger als 3 Jahre zurückgelegen hat. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass aufgrund von Heilungsprozessen der Operationserfolg erst nach 6 bis 12 Monaten bewertet werden kann. Und letztlich hängt die herbeigesehnte Schwangerschaft natürlich auch von der Fruchtbarkeit Ihrer Lebenspartnerin ab.

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