Musik als Ressource in der seelsorglichen und spirituellen Praxis im Krankenhaus

Das besondere Projekt der Klinikseelsorge
2014 - 2019

Logo des Projekts

Musik kann ein „Wo-sein“, einen Raum schaffen, der ganz anders sein kann als der physisch gerade vorfindbare Raum und in dem andere Erfahrungen wirklich werden können als im physischen. So kann Musik eine aufbauende, heilsame und sinnlich erlebbare Gegenwelt zu den vielen beschädigenden Erfahrungen des Alltags generieren. In diesem Raum können Segenskräfte (Josuttis) wirken. Das Projekt hat das Ziel verfolgt, diesen Raum für die praktische Arbeit in Seelsorge und Spiritualität aufzuschließen, theoretische Modelle zu sichten und praktische Methoden zu entwickeln und zu erproben. Auf Honorarbasis waren von Anfang an eine Sängerin und Gesangspädagogin, eine Musiktherapeutin und eine Physiotherapeutin eingebunden.

Das Prinzip konsequent niedrigschwelliger und klientenzentrierter  Kommunikation, das den Standard seelsorglicher Kommunikation in diesem Haus darstellt, wurde für musikalische Kommunikationswege adaptiert und erwies sich dafür als erstaunlich gut geeignet, stellt allerdings einen völlig anderen Ansatz im Vergleich mit herkömmlicher Kirchenmusik-Praxis dar.

Die Arbeit mit den Patientinnen und Patienten geschah in drei der Intensität nach abgestuften Zirkeln:

  • Der innerste Zirkel war die Arbeit im geschützten Raum zu zweit oder zu dritt.
  • Darauf aufbauend haben wir im nächsten Zirkel krankenhausintern und auch über das Krankenhaus hinaus zu halboffenen Modulen eingeladen: dies waren  verschiedene Musikwerkstätten (zunächst ganz elementar: Rhythmus- Stimm- und Liederwerkstatt, später auch komplexer: Gospel- und Tango- Workshops, Improvisationswerkstatt), ab dem zweiten Jahr der Projektarbeit das Modul „Singen und Schweigen“, das den spirituellen Kern des Ganzen darstellte und ab dem dritten Jahr der Projektarbeit der inklusive Chor „Lukas singt“ mit Patientinnen und Patienen des Krankenhauses, psychiatrieerfahrenen Menschen aus dem Umfeld des Hauses und Menschen ganz ohne Psychiatriekontakt.
  • Öffentliche Veranstaltungen wie besondere Gottesdienste und Konzerte stellten den dritten Zirkel dar.

Die „großen Worte“ des Glaubens von oftmals lediglich behauptender Theologie in sinnlich erfahrbare Wirklichkeit zu transformieren war ein Schwerpunkt im letzten Jahr der Projektarbeit 2018/19. In der Kantate „Ich geh und suche mit Verlangen“ von Johann Sebastian Bach (BWV 49) mit ihrer zentralen Arie „Ich bin herrlich, ich bin schön“ haben wir versucht, dem Thema „Rechtfertigung“ nachzuspüren. „Ostern – Erlösung leben“ war eine Veranstaltungsreihe in der Woche nach Ostern, mithilfe der  Klaviermeditation „River flows in you“ des koreanischen Komponisten Yiruma haben wir versucht, spirituelle wie körperliche Verspannungen und Blockaden auf musikalisch-meditativem Weg wenigsten ansatzweise etwas zu „lösen“.

Das waren unsere Veranstaltungen im Rahmen des Projekts

25.08.2019 - Gottesdienst zum Projektabschluss - Predigt

"Glaube ist der Vogel, welcher singt, wenn die Nacht noch dunkel ist"

Rabindranath Tagore

Liebe Gemeinde,

was für ein anrührendes Bild - dieser kleine Vogel, der da singt, auch wenn es rings um ihn noch Nacht ist. Die dunkle, unheimliche Nacht kann ihn nicht einschüchtern, ganz im Gegenteil: in seinem Singen bietet der kleine Vogel der großen Angst machenden Nacht die Stirn. Diese Art zu singen hat etwas Befreiendes. Das lässt aufatmen und hoffen. Und staunend stehe ich vor diesem Bild und freue mich, dass es so etwas gibt: ein Vogel, der singt, auch wenn die Nacht noch dunkel ist. Das tut gut. Er hat so eine - ich möchte sagen: Lebensfrechheit.

Und ja, das kenne ich auch und es fühlt sich gut an - gerade in den Zeiten von Sorge, Krankheit und Krise, wo die Nacht besonders schwer erträglich ist, wo alles um mich herum dunkel und stumm ist - wenn dann der erste Vogel noch vor der Morgendämmerung zu singen beginnt: Lebenszeichen inmitten der bedrückenden stummen Nacht.

Diese dunkle Nacht kann uns näher rücken, als wir uns das im Licht des Tages vorstellen können. So viele Menschen in diesem Krankenhaus und auch anderswo müssen mit solchen Erfahrungen leben: die dunkle Macht der Depression, wenn das Leben in lähmender Antriebslosigkeit und endlosen Grübeleien versinkt. Die finstere Nacht der Angst und der Panikattacken. Die dunkle Nacht der Erinnerungen an Missbrauch und Gewalt, an eigene Schuld und Versagen - und soviel anderes mehr. Der spanische Karmelitermönch Johannes vom Kreuz hat diese Worte von der dunklen Nacht der Seele gefunden, als seine Ordensoberen ihn nach einer üblen Intrige für ein dreiviertel Jahr in ein finsteres Loch einsperrten, ohne Licht, ohne Hoffnung, ohne jeden Kontakt zu anderen Menschen. Irgendwann vermochte Johannes auch seinen Gott nicht mehr zu finden: dunkle Nacht der Seele.

Und niemand kann dann dem Vogel befehlen, dass er singt, wenn die Nacht noch dunkel ist. Niemand kann den Vogel antreiben - er wird von selber singen, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Aber aufmerksam in die Dunkelheit lauschen: das geht. Alle Sinne schärfen. Mit dem Gesang des Vogels rechnen, innerlich bereit sein dafür: das geht. Und vielleicht auch schon jetzt, in der dunklen Nacht, leben im Vertrauen auf das, was noch nicht da ist, aber kommen wird.

Was ist das, das in sich die Kraft hat, der dunklen Nacht standzuhalten?

Glaube ist der Vogel, welcher singt, solange die Nacht noch dunkel ist.

Es ist ja nicht so, dass die dunkle Nacht einfach verschwindet, wenn der Vogel zu singen beginnt. Der Glaube kann nicht zaubern. Wer so glaubt und so hofft, der wird enttäuscht werden.

Aber dieser Gesang des Glaubens kann mir helfen, lebensfähig zu werden - auch in der dunklen Nacht der Seele. Im Singen kann der Glaube die Kraft gewinnen, der dunklen Nacht standzuhalten. Singen macht etwas mit mir, es klingt nach außen und bewegt auch etwas in mir drin - Singen ist eine Kraft, die Wirklichkeit verändern kann, auch schlimme Wirklichkeit: Im Singen kann Verhärtetes sich aufweichen, kann endlich Friede einziehen, wo zuvor das Chaos tobte, kann ich Ruhe finden und neue Kraft schöpfen. Ja, die dunkle Nacht ist noch da, aber ihre böse Macht ist gebrochen, deswegen fürchte ich mich nicht und singe und traue mich, hörbar und wahrnehmbar zu werden - hier bin ich, ich lebe und ich singe, auch wenn ich mich vielleicht klein und unbedeutend wie ein Vogel fühle - ich singe, und vorbei ist es mit der Nacht des Mich-Zurücknehmens und Versteckens, der selbstzerstörerischen falschen Bescheidenheit. Eine ganze Menge Martin-Luther-Feeling ist da dabei: Hier stehe ich und singe, ich kann nicht anders, ich bin so frei ... eine ganze Menge Johann-Sebastian-Bach-Feeling: Tobe, Welt, und springe, ich steh hier und singe in gar sichrer Ruh - Erd und Abgrund muss verstummen, ob sie noch so brummen ... und zuletzt - und das ist ja die Wurzel von allem - eine ganze Menge Ostern-Feeling: Auch Ostern beginnt ja in der Finsternis, in der dunklen Karfreitags-Nacht der Seele für Maria Magdalena und die Frauen auf dem Weg, und als verwandelte Menschen kommen sie zurück vom Grab, in ein neues Leben hineinverwandelt und sagen: Wir haben den Herrn gesehen, und das hat er zu uns gesagt.

Glaube ist der Vogel, der singt, wenn die Nacht noch dunkel ist - ist eine Ostermacht, ist eine Lebensmacht.

Ein Held ist dieser Glaube nicht, der sich wie im amerikanischen Western den Weg freischießt. Und auch die Nacht verschwindet nicht so einfach. Aber singen: das geht. Wir haben das ausprobiert, seit zwei Jahren immer dienstags um fünf hier vorne rings um das Klavier. Gegen den November-Blues haben wir „I wake up this morning with the sun in my heart“ gesungen, gegen die Verzweiflung und die lähmende Antriebslosigkeit singen wir unser Lied vom „Aufstehn“. „Du bist da“ - das tut gut in Zeiten von Einsamkeit, Zweifel und Angst. Und jeden Dienstag, bevor wir auseinandergehen, singen wir miteinander: "Meine Zeit steht in Deinen Händen“. Wir nehmen den Klang in dieser wunderbaren Kirche als ein körperlich spürbares Gleichnis: Dass wir eingehüllt sind in Gottes Güte und Treue, so wie wir eingehüllt sind vom Klang unserer Stimmen in dieser Kirche.

Auszug aus dem Liedtext "Heilig, Gott voll Güte und Treue"
© W. Merx

Amen.

20.08.2019 - "Friede für Hiob"

Die Veranstaltungen zum Abschluss des Musikprojekts der Klinikseelsorge

Von der bunten Vielfalt der Figuren, die die Bibel uns vor Augen stellt und die ja alle irgendwie mit unserem Leben zu tun haben, ist die Figur des Hiob wohl am meisten im Krankenhaus präsent: Hiob ist ein Mensch, der sich nichts hat zuschulden kommen lassen, der ein vorbildliches Leben geführt hat  –  und trotzdem bricht über Nacht das Unglück und die Krankheit über ihn hinein. Und Hiob reibt sich die Seele wund an der Frage nach dem „warum“, und vehement fordert er von Gott, dass er anerkennt, dass er zu Unrecht leidet.  Und auch seine Freunde können ihm nicht helfen und machen am Ende alles nur noch schlimmer. Nach langem Schweigen antwortet Gott dem Hiob schließlich „ aus dem Wettersturm“  und Hiob „spricht sich schuldig“ und „tut Buße in Staub und Asche“ -  so die Übersetzung des an dieser Stelle unklaren hebräischen Textes in der evangelisch-lutherischen Tradition.

Der Schweizer Analytiker Daniel Barth greift eine andere Textvariante auf. Danach antwortet Hiob „Ich gebe auf und tröste mich“. Damit erhält das Ganze eine völlig andere Perspektive, und diese Diskrepanz war das zentrale Thema im Glaubensgesprächskreis, dem ersten Abend der Veranstaltungsreihe (20.08.2019): hier geht es nicht um Schuld und Unterwerfung, sondern darum, einen völlig aussichtslosen hoch neurotischen Kampf wenn auch unter Schmerzen aufzugeben und innerhalb unabänderlicher Grenzen eine neue Lebensbalance zu finden. Am Ende fasste eine Teilnehmerin ihre Erkenntnis in die Worte „hier hat Hiob nicht gegen Gott, sondern gegen seine eigenen Dämonen gekämpft“ - treffender als in diesem Satz, in dem viel eigenes Erleben mitschwang, lässt sich nicht ausdrücken, worum es ging.

Was im Gesprächskreis in verbaler Kommunikation entstanden war, wurde dann in einer Improvisationswerkstatt am folgenden Samstag, 24.08.2019, wieder  aufgegriffen und musikalisch verdichtet. Und während anfangs das „Fremdeln“ mit der Form der Improvisation noch zu spüren war, kam dann in den folgenden Durchgängen nach und nach die ganze Bandbreite der Affekte von Verzweiflung, Ohnmacht und Wut zum Durchbruch, in eigener existenzieller Betroffenheit von den Sprechenden artikuliert und musikalisch machtvoll unterstützt und kommentiert von der Orgel der Lukaskirche, dem Klavier und einem Keyboard, einem Kontrabass, einem großen Gong und verschiedenen Trommeln. Behutsam aufgefangen wurde diese dichte emotionale Atmosphäre schließlich durch die Gottesrede, die auf Vorschlag der Teilnehmenden von einer Frau gesprochen wurde und so ihren patriarchal-bedrohlichen Unterton verlor, und auch die Instrumente griffen diesen Ton mit großer Sensibilität auf. So konnte Hiob schließlich in die Stille hinein seine Antwort sprechen „Ich gebe auf und tröste mich“, und mit einer Improvisation aller Teilnehmenden über einen Heilig-Kanon fand die Hiob-Geschichte ein ebenso eindrucksvolles wie stimmiges Ende.

Am Sonntag, den 25.08.2019, fand dann in der Lukaskirche der ökumenische Gottesdienst zum Abschluss des Projekts statt, natürlich mit viel Musik. Im Zentrum des Gottesdiensts stand ein Text von Rabindranath Tagore, der auch Thema der Predigt war: „Glaube ist der Vogel, welcher singt, solange die Nacht noch dunkel ist“. Bei einem Empfang im Anschluss bestand dann Gelegenheit, anhand einer kleinen Ausstellung die Projektarbeit der vergangenen fünf Jahre noch einmal Revue passieren zu lassen und auch miteinander darüber ins Gespräch zu kommen.

Abschließendes Highlight der Veranstaltungsreihe war dann das Konzert „Finale kreativ“ am darauf folgenden Samstag, 31.08.2019. Unter dem Titel „Friede für Hiob“ stand die Gruppenimprovisation  im Mittelpunkt der Veranstaltung. Für wohl alle außer den musikalischen „Profis“ war dies die ersten Erfahrung mit der Improvisation, und ohne wenn und aber haben sich 20 Menschen sehr authentisch da hineinbegeben und Musik von großer Dichte und Intensität gestaltet - ein Gänsehaut-Erlebnis. Dazu passend las Luca-Christin Wenz vier eigene Texte, abgerundet wurde die Veranstaltung mit biblischen Liedern von Antonin Dvorak und zum Schluss sangen Gundula Bernhold und Regina Bujara den „Abendsegen“ aus der Märchenoper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck.

Im Rahmen der musikalischen Projektarbeit der Klinikseelsorge gab es in den vergangenen fünf Jahren 101 Veranstaltungen, die von insgesamt 3588 Menschen besucht wurden. Auch an dieser Stelle sei noch einmal der Asklepios Psychiatrie Niedersachsen GmbH herzlich gedankt, die durch ihre finanzielle Förderung dieses Projekt erst möglich gemacht hat - und natürlich allen, die dabei gewesen sind und mitgemacht haben.

Liederfrühling 2019 - Von "Mit Kawumm und Zärtlichkeit" bis „Lass´dich berühren - Lieder vom Suchen"

Eine Rhythmuswerkstatt im Großen Seminarraum im Sozialzentrum am 17.05.2019 war die Auftaktveranstaltung des diesjährigen Liederfrühlings der Klinikseelsorge, und es ging gleich richtig zur Sache: „Mit Kawumm und Zärtlichkeit“ - mit diesen Worten beschrieb eine Teilnehmerin den Sound dieser ersten Musikwerkstatt. Ingeborg Erler hatte eine Auswahl ihres Instrumentariums von den großen Congas bis zur kleinen Sansula mitgebracht, und die TeilnehmerInnen zögerten nicht lange, mit diesen Instrumenten auf Entdeckungsreise zu gehen. Von schüchterner Zurückhaltung war bald nichts mehr zu spüren, hingebungsvoll und voller Leidenschaft trauten die TeilnehmerInnen sich, auch einmal laut zu werden, und deutlich war zu spüren: das machte Spaß, das tat gut, das hatte etwas Befreiendes. In einer nächsten Runde kam dann noch etwas Body-Percussion dazu, und auch das hölzerne Podest vorne im Seminarraum hat einen hervorragenden Sound - es war schon eine Herausforderung, neben dem Körpereinsatz auch noch im Rhythmus zu bleiben, dazu noch die anderen zu hören und dies alles zu koordinieren, und mit spielerischer Leichtigkeit hat die Gruppe auch diese kniffligen Anforderungen bewältigt. Die Stimmung war hervorragend, selten haben wir in einem Workshop soviel gelacht - die Zeit verging wie im Flug.

Eine ganz andere Stimmung lag dann über den beiden Veranstaltungen am Wochenende 24.05.2019 und 25.05.2019. Christiane Grubitzsch war zu Gast in der Lukaskirche mit ihrem Programm „Lass´ dich berühren - Lieder vom Suchen“. Grubitzsch hat selber eine tiefe existenzielle Krise durchlebt, fast ein halbes Jahr lang war sie stationär in Göttingen und in dieser Zeit sind viele Songs entstanden - jedes Wort, jeder Klang in diesen Liedern ist gedeckt durch eigenes Erleben. Und diese Authentizität übertrug sich und öffnete innere Türen - niemand, der sich nicht berühren ließ, von Anfang an entwickelte sich im Workshop ein einfühlsamer Dialog auf Augenhöhe, ein behutsamer Wechsel von einander Zuhören und Reden, und dies in großer Offenheit. „Hier habe ich mich das erste Mal seit langer Zeit nicht mehr einsam gefühlt“ sagte eine Teilnehmerin am Ende des Workshops. Da haben die Lieder von Grubitzsch und ihre Art, diese Lieder vorzutragen, eine Atmosphäre geschaffen und einen Austausch in Gang gebracht, der mit Worten nicht zu erreichen gewesen wäre - und auch hier verging die Zeit wie im Fluge.

Für das Konzert am Tag darauf zusammen mit Martin Pottel (Trompete) hatte Grubitzsch dann ein Programm mit zehn Lieder zusammengestellt - selbst getextet, selbst vertont, selbst gesungen und dazu sich selber am Klavier begleitet, dies alles in großer Präsenz und mit großer Leidenschaft vorgetragen. Am Ende gab es dankbaren Applaus für ein starkes Konzert - und hier und dort auch eine Träne.

11.11.2018 - Bachkantate

"Es ist wirklich ein besonderer Ort hier und diese Bach-Kantate gehörte hierher …“

… so sagte es eine Frau nach dem Kantatengottesdienst am 11.11.2018 der Lukaskirche, und sie brachte damit zum Ausdruck, was wohl viele Menschen ähnlich empfanden. Und wo ein Seelsorger im Gespräch manchmal mühsam nach Worten sucht, um das auszudrücken, was mit Worten nur schwer auszudrücken ist - in dieser Kantate war von Anfang an alles da, zum Leben erweckt durch das einfühlsame und engagierte Musizieren aller Beteiligten - weiter als Worte reichen. „Ich bin herrlich, ich bin schön“, so singt es die Sopranistin in der zentralen Arie, begleitet von Oboe d´amore, Violoncello piccolo, Bass und Orgel - eine inspirierende und tief empfundene Einladung, sich auf ein ursprüngliches und heiles Bild von sich selbst einzulassen und so den verletzenden Erinnerungen ein neues Selbstbild entgegenzusetzen.

Das kam in eindrucksvoller Weise in der Musik von Johann Sebastian Bach zum Klingen, und es war zu spüren, wie sehr die Menschen in diesem Gottesdienst mit der Musik mitgegangen sind. Und einmal mehr war in diesem Gottesdienst zu erleben, welche einzigartigen Möglichkeiten die Lukaskirche für derartige Veranstaltungen bietet. SängerInnen und Instrumentalensemble waren vor dem großen Westfenster neben der Orgel platziert, dafür waren die Bänke gedreht und entlang der Längswände der Kirche aufgestellt: so saßen die Gottesdienstteilnehmer ganz dicht bei den Musizierenden, alles auf einer Ebene und ohne jede Barriere - so etwas geht in Göttingen nur in der Lukaskirche.

September 2018 - Ein Jahr "Lukas singt" ...

... oder: die „geht doch“-Erfahrung

Seit September 2017 gibt es im Rahmen der musikalischen Projektarbeit der Klinikseelsorge den kleinen Chor „Lukas singt“, der sich immer dienstags von 17:00 Uhr bis 17:45 Uhr in der Lukaskirche trifft.

Erwachsen ist diese Gruppe aus der Begleitung hauptsächlich von Patientinnen der Psychotherapie-Stationen zusammen mit der Sängerin und Gesangspädagogin Gundula Bernhold; nach der Arbeit zu zweit oder zu dritt war es irgendwann an der Zeit, den geschützten Raum des Gesangsstudios zu verlassen und auch den Zusammenklang in der Gruppe zu probieren. Dabei gehen die Teilnehmenden keinerlei Verpflichtung ein, durch die sie sich etwa für die Teilnahme an einer Veranstaltung binden würden.

Immer ist die ausgewählte Musik so konzipiert, das ein/e Sänger/in selbst unmittelbar vor der Aufführung noch aussteigen kann, wenn der Stress angesichts eines öffentlichen Auftritts zu groß werden sollte - das ist allerdings noch nie passiert. Immer aber ist die Anspannung der Sänger/innen in einer solchen Situation deutlich zu spüren, manche gehen bis an die Grenze dessen, was ihnen möglich ist, und alles hat bislang immer gut geklappt - eine aufbauende und Mut machende „geht doch“-Erfahrung.

Zwischen 6 und 16 Personen machen bei „Lukas singt“ mit, inzwischen kommen auch einige Menschen von außerhalb dazu, Menschen aus dem Umfeld des Krankenhauses, aber auch andere. Mit der Zeit hat sich ein Kern von hoher Verbindlichkeit gebildet, zu dem je nach Tagesform andere Sänger/innen hinzukommen.

Bei „Lukas singt“ geht es nicht zuerst darum, Musik für einen geplanten Auftritt zu üben; häufig gibt es auch Phasen meditativer Stille und gelegentlich einen spirituellen Impuls. Immer aber gibt es einige Übungen, die helfen, den Körper als „Instrument“ des eigenen Klangs zu spüren, das „Da-sein“ vertieft wahrzunehmen oder der eigenen verborgenen inneren Kraft nachzuspüren und auf der Basis dieser Kraft gut ausbalanciert laut zu werden. Und ganz oft zeigt sich dabei: die Hürden, laut zu werden, sind gewaltig hoch, aber wenn es dann auf einmal gelingt, kommt ganz viel - nicht nur sängerisch - in Bewegung: „Seit ich auf diese Weise den Zugang zu meiner inneren Kraft gefunden habe, fällt es mir leichter, entschieden und selbstbewusst im Kontakt mit anderen aufzutreten“, sagt ein Sänger. Geht doch!

Zurzeit singt der Chor hauptsächlich populäre geistliche Songs, einige Frauen sind auch bei der Bach-Kantate im Gottesdienst in der Lukaskirche am 11. November beteiligt. Der ganze Chor zusammen mit einem Instrumentalensemble ist dann in den beiden Weihnachtskonzerten am 13. und 20. Dezember in der Lukaskirche zu hören. Wer es mit dem Singen auch gerne einmal ausprobieren möchte, ist herzlich zum Mitmachen eingeladen!

Tangoherbst 2018 - Dialog der Herzen ... Leidenschaft ...

Tango: Dialog der Herzen ... Leidenschaft ...

...das waren einige der spontanen Assoziationen in den Workshops des Tango-Herbstes, zu denen die musikalische Projektarbeit der Klinikseelsorge im September eingeladen hatte. Mit großer Sensibilität für das empfindliche Verhältnis von Nähe und Distanz, mit Kreativität und ganz viel Fingerspitzengefühl verstanden es Ingeborg Erler, Monika Althoff und Manfred Büsing, die Teilnehmer*innen der Workshops zum Mitmachen einzuladen – und sie machten gerne mit.

Viele der großen Themen des Lebens waren, in Musik, Bewegung und Gesten des Tango verborgen, ganz ohne Worte im Raum präsent: Ich mache mich auf den Weg – kommst Du mit und wie weit kommst Du mit? Wie viel Kontakt, wie viel Nähe darf sein / soll sein / darf nicht sein? Und überhaupt: wie viel „Ich“, wie viel „Du“ und wie viel „Wir“ soll sein? Aber neben allem Abwägend-Nachdenklichem kam auch das Energische, das im Tango mitschwingt, zu Wort: Fasst Euch ein Herz, brecht auf, geht los ... Traut Euch, etwas hinter Euch zu lassen: das, was verbraucht oder missglückt ist im Leben, was vorbei ist ... Lasst Euch mitnehmen von dieser Musik, die Euch lockt und herausfordert ...

Das Highlight der gesamten Veranstaltungsreihe war dann das abschließende Konzert „Inspiration Tango“ am Sonntag – ein inspirierendes Zusammenspiel von Musik und Tanz, meditativer Stille und einigen spirituellen Impulsen. Mit großer Präsenz und Leidenschaft inszenierten Sandra Deike und Manfred Büsing den Tango als Spiegel des Lebens, und Goran Stevanovic begeisterte mit einer schier unglaublichen Vielfalt an Klängen von schwebender Zartheit bis zu zupackender Stärke, die er seinem großen Bajan-Akkordeon zu entlocken vermochte. Dieser Nachmittag war auch ein Fest für die Sinne: hören, schauen, sich innerlich mitnehmen lassen, mitgehen …

Gospelsommer 2018

In diesem Jahr feierte der Gospelsommer der ev. Klinikseelsorge ein kleines Jubiläum: zum 10. Mal war der Gospelchor „Together“ mit einem Workshop und einem Gottesdienst zu Gast in der Lukaskirche, und auch in diesem Jahr haben neben PatientInnen der Klinik wieder etliche Menschen aus der Region den Weg in die Lukaskirche gefunden, für die der „Gospelsommer“ mittlerweile ein festes Datum im Kalender darstellt.

Sklaven in Amerika haben den Gospel erfunden, aus ihrer Heimat verschleppte ausgebeutete Menschen, ohnmächtig und doch stark in ihrem Glauben und voller Hoffnung und Begeisterung, und eben diese Hoffnung und Begeisterung auch in schwierigen Zeiten macht den „Spirit“ dieser Musik aus. Und auch in diesem Jahr war es wieder beeindruckend, wie manche Menschen, die mit gesenktem Blick und schleppendem Schritt den Raum betreten hatten, sich nach und nach mitnehmen ließen von dieser Musik, wie die Gesichter weicher wurden, die Körperhaltung gelöster, wie gar ein erstes zaghaftes Lächeln sich hervortraute. Andere, weniger introvertierte Menschen hingegen hielt es von Anfang an nicht lange auf ihren Stühlen, sie ließen sich vom Schwung der Musik mitnehmen und bewegten sich dazu.

Im „Spirit“ dieser Musik haben wir dann im Gottesdienst am Sonntag die Taufe einer Patientin gefeiert. Die inhaltliche Ausrichtung hatte die Patientin mit der von ihr für diesen Gottesdienst gewünschten Geschichte von „Daniel in der Löwengrube“ selbst vorgegeben – und die „Löwengrube“ mitsamt ihren Assoziationen von unmittelbarer Gefahr,  eingesperrt sein , nicht weglaufen können und ausgeliefert sein  erwies sich als ein starkes Bild für vieles, was nicht wenige der am Gottesdienst Teilnehmenden in ihrem eigenen Leben erfahren mussten – und in der Geschichte von Daniel war dieses dann doch aufgefangen in dem Bild vom Engel Gottes, dem starken Helfer an der Seite Daniels in der Situation von Ohnmacht und Ausweglosigkeit, der diese Situation für ihn überhaupt erst überlebbar gemacht hat.

Am Sonntag darauf waren dann die „Street Doves“ zu Gast in der Lukaskirche, ebenfalls in bester Erinnerung seit ihrem Auftritt im vergangenen Jahr. Musik von Mahalia Jackson, Jonny Cash und anderen Größen des Gospel stand auf ihrem Programm, aber auch Songs und Balladen von Elvis Presley und anderen und nicht zuletzt eigene Werke. Die Street Doves haben sich getraut, in diesem Konzert in der Lukaskirche auch von eigenen Lebenskrisen und Psychiatrie-Erfahrungen zu erzählen, das verlieh ihrem Auftritt neben der musikalischen Qualität eine große Authentizität, und bei „Crying in the Chapel“ (M. Jackson) hätte man eine Stecknadel fallen hören können, das hat viele Menschen tief berührt. Am Ende des Konzerts stellte sich dann heraus, dass mit „Claraluna“ aus Duderstadt noch eine zweite Gruppe unter den Zuhörenden in der Lukaskirche saß, und spontan haben sich dann beide Gruppen zusammen mit Musik von „Barclay James Harvest“ verabschiedet – mächtiger Sound, große Begeisterung.

Gospelworkshop am 16. Juni 2018, Gospelgottesdienst am 17. Juni 2018, Gospelkonzert 24. Juni 2018

22.04.2018 - Minnesänger in der Lukaskirche

Ein Hauch von Mittelalter erfüllte die Lukaskirche, als am 22.04.2018 der Minnesänger Holger Schäfer, gekleidet in das Gewand der fahrenden Sänger des Mittelalters, zur Harfe griff und seine Lieder vortrug: Lieder von Frühling und Liebe, entstanden zu der Zeit, als die Burg Plesse oder der Hanstein gerade gebaut waren und Ritter und adlige Burgfräulein sich an den Liedern der fahrenden Sänger erfreuten.

Lieder voll Sehnsucht und Verlangen, voll Höflichkeit und auch Verzicht - alle großen Gefühle waren da im Spiel, professionell und leidenschaftlich vorgetragen vom Minnesänger des Jahres 2012, der sich auf der Harfe selber begleitete und zu allem auch noch mindestens eine spannende Geschichte zu erzählen wusste- mal zart und zurückhaltend, mal augenzwinkernd doppelbödig.

Und so dauerte es auch nicht lange und der Funke war übergesprungen; und als dann auch noch die Sonne durch die Wolken brach und die Buntglas-Fenster der Kirche zu leuchten begannen, war der Zauber aus Musik und Licht perfekt.

06.04.2018 - "Da sein … ? Da sein!" Singen und Schweigen

Da sein … ? Da sein!

Zu einem weiteren Nachmittag des musikalisch-meditativen Formats „Singen und Schweigen“ hatte die musikalische Projektarbeit der Klinikseelsorge neugierige Menschen am 06.04.2018 in das Sozialzentrum in Göttingen eingeladen. Ingeborg Erler, Organistin an der Lukaskirche und Musiktherapeutin, hatte ihr Monochord mitgebracht, ein schon seit der Antike bekanntes faszinierendes Saiteninstrument. Mit seinen unaufdringlichen stillen Klängen lud es alle im Raum ein, selber auch in der Stille anzukommen, das „Jetzt“ des  Augenblicks zu spüren, die Sinne zu schärfen, so ganz bei sich selbst zu sein und – zumindest für die Dauer dieses Nachmittags – mit sich selbst befreundet zu sein. „Da sein“ – das war das Thema der ersten Runde des Nachmittags. Ein „Peace Chant“ aus Dakar im Senegal in Westafrika half uns dazu, uns selber zum Klingen zu bringen – exotische, ganz einfach strukturierte Musik, die dazu einlud, den eigenen Klang zu entdecken, ihn zuerst tastend und vorsichtig auszuprobieren und so nach und nach mit ihm vertraut zu werden.

Aber dabei haben wir es nicht belassen. In der zweiten Runde des Nachmittags ging es um das „wie“ des Daseins: da sein nicht nur zufällig und passiv, als Spielball der Launen des Alltags oder gar als Opfer der Umstände … Einige Körperübungen halfen uns dazu, als aufgerichteter Mensch ganz im Gleichgewicht, ganz wach und präsent, eben ganz da zu sein und darüber zu spüren, wie mit dem Klang im derart aufgerichteten Leib eine gesunde, zentrierte innere Stärke einhergehen und wachsen kann. Wir haben uns erlaubt, akustisch uns den Raum zu nehmen, den wir gerne haben möchten und dies auch als Ausdruck unserer inneren Freiheit und Würde zu verstehen. Und so stand am Ende der zweiten Runde, entwickelt aus den Klängen des „Peace Chant“ und des Monochords, ein machtvoller großer Klang im Raum, ganz anders als die vorsichtigen und verzagten Klänge des Anfangs.

Ein einfaches Lied und ein einfaches Instrument, die eigene Stimme und der eigene Körper, Stille und ein paar spirituelle Impulse – mehr brauchte es nicht für das Erlebnis eines inspirierenden Nachmittags. „Ich habe gefunden, gefunden, gefunden …“ mit diesen Worten drückte es eine Teilnehmerin in der Feedback-Runde aus.

22.09.2017 - Singen und Schweigen

Zur zweiten Veranstaltung dieses meditativen Formats lud die musikalische Projektarbeit der Klinikseelsorge am 22.09.2017 neugierige Menschen in das Sozialzentrum in Göttingen ein - und schnell war zu spüren, wie gut das, was beim ersten Hören so gegensätzlich klingt, zueinander passt und sich gegenseitig ergänzt. Der eigene Atem stand im Zentrum der Veranstaltung, das Gefühl, dass Leben mir zufließt ganz von selbst beim Einatmen - und dass ich diesen Atem auch getrost wieder loslassen kann, weil ganz sicher und ganz von selbst der nächste Impuls zum Einatmen kommen wird. Singend und schweigend haben wir dieses Vertrauen in den Grundrhythmus unseres Lebens meditiert und uns miteinander auf den Weg gemacht, in dieser Weise unser "Ja" zum Leben zum Klingen zu bringen.

Eine Klaviermeditation von Matthias Nagel über einen Vers aus dem 90. Psalm ("Zeitlos. Du, Gott, bist Anfang und Ende") stand im Zentrum des letzten Teils der Veranstaltung. Ein großer Klang füllte am Ende den Raum, entwickelt aus dem Schlussakkord der Klaviermeditation und einem Gong, und miteinander haben wir singend und schweigend der Energie dieses Klangs nachgespürt, haben uns mit unseren Stimmen diesen Klang zu eigen gemacht und uns in ihm bewegt.

Ein gutes, erfülltes Gefühl stand am Ende, es hätte gut so noch weitergehen können und das auch häufiger als nur zweimal im Jahr - das war die einhellige Meinung aller Teilnehmenden. Deswegen soll "Singen und Schweigen" in Zukunft viermal im Jahr stattfinden.

Musikwerkstätten 2017 - Ein Männlein steht im Walde: Criminal Tango? Große Oper? Düstere Melancholie?

Ein Rückblick auf die Musikwerkstätten 2017 im Asklepios Fachklinikum Göttingen

Geht alles - und noch viel mehr! Ein simples Kinderlied, viele ganz unterschiedliche Stimmungen: Wir haben es ausprobiert in der dritten Musikwerkstatt der musikalischen Projektarbeit der Klinikseelsorge am 12. Mai, nur mit unseren Stimmen und unserer Phantasie, und es hat viel Spaß gemacht. Das war schon ganz erstaunlich, zu welcher Bandbreite an Klängen die Sängerin und Gesangspädagogin Gundula Bernhold die TeilnehmerInnen inspirieren konnte. Aber nicht nur die ausgelassenen und übermütigen, auch die mehr nach innen gewandten, meditativen Klänge hatten ihren Ort in dieser Musikwerkstatt.

Eine Woche zuvor hatte Ingeborg Erler, Musikerin, Musiktherapeutin und Organistin der Lukaskirche, zur zweiten Musikwerkstatt einige ihrer Rhythmusinstrumente mit gebracht. Große Congas waren dabei, auch wieder die faszinierende kleine Sansula aus Afrika und sogar eine kleine Badewannen-Quietschente - auch damit lässt sich Musik machen. Es war ausgiebig Gelegenheit, die Vielfalt von Klängen und Rhythmen auszuprobieren und sich auch mit einigen anzufreunden, die vielleicht gerade gut zur eigenen Lebenssituation passten. Von "A" wie "aggressiv" bis "Z" wie "zärtlich" haben wir schließlich die ganze Palette emotionaler Befindlichkeiten klanglich ausgelotet.

Ganz auf den erwachenden Frühling ausgerichtet war die erste Musikwerkstatt mit der Physiotherapeutin Monika Althoff. Mit einigen Qui-Gong-Übungen haben wir uns zu Beginn auch körperlich eingefühlt in den überall aufblühenden Frühling, und in langen musikalischen Bögen haben wir dann unserer Phantasie freien Lauf gelassen.

Mit dem Liederfrühling am 19. und 21.05.2017 klang die Reihe der Musikwerkstätten dann schließlich aus. Am Freitag war Gelegenheit, in der vierten Musikwerkstatt neue geistliche Lieder von den meditativen Gesängen aus Taizé bis hin zu schwungvollen brasilianischen Melodien kennenzulernen, und am Sonntag trafen sich dann viele sangesfreudige Menschen zum Liedergottesdienst in der Lukaskirche und füllten die Kirche mit ihrem Klang. Es tat gut, einfach zusammen mit den anderen in diese Klänge einzutauchen und sich mitnehmen zu lassen und mitzusingen oder aber auch zuzuhören und seinen ganz persönlichen Gedanken nachzuhängen.

Am Nachmittag des gleichen Sonntags gab es dann zum Abschluss der gesamten Reihe ein letztes Highlight: David Bosem sang Lieder neue geistliche Lieder und begleitete sich dazu auf der Gitarre.

Als letzte Veranstaltung im ersten Halbjahr luden wir im Juni wieder zum Gospelsommer ein. Erstmalig zu Gast in der Lukaskirche war die Göttinger Gruppe "Street Doves". Mit einem Konzert am Sonntag, dem 11.06.2017 um 16:30 Uhr in der Lukaskirche eröffneten sie den Gospelsommer. Die "Street Doves" spielen gerne Gospel, Blues und Verwandtes und schreiben über sich selbst: "Wir sind Straßentauben - ein Rastaman aus Barbados und zwei hiesige Weltbürger auf der Suche nach den glücklichen musikalischen Momenten - und auf der Suche nach Gleichgesinnten, die diese Augenblicke gerne mit uns teilen ..."

Eine langjährige gute gemeinsame Geschichte verbindet uns mittlerweile mit den Sängerinnen und Sängern des Gospelchors "Together" und ihrer Leiterin Gosia Borree. Am Samstag, dem 17.06.2017 gestalteten sie ab 16:00 Uhr wieder den Gospelworkshop im Sozialzentrum (Seminarraum). Wer mochte, konnte sich einfach zwischen die Sängerinnen und Sänger des Gospelchors setzen und sich so in das Gospel-Feeling mitnehmen lassen.

Den Abschluss des Gospelsommers bildete dann der ökumenische Gospelgottesdienst am Sonntag, 18.06.2017 ab 9:30 Uhr in der Lukaskirche. Wer mochte, konnte sich in diesem Gottesdienst mit einem persönlichen Wort segnen lassen.

Gospelsommer 2017

Eine der eindrücklichsten Veranstaltungen in der Lukaskirche in der letzten Zeit war der diesjährige Gospelsommer. Zum ersten Mal war die Göttinger Gruppe "Street Doves" hier zu Gast, und diesen charismatischen Musikern gelang es binnen weniger Minuten, die Zuhörenden in ihren Bann zu ziehen. Begeistert gingen die Menschen mit, man hätte die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören können während der mit leidenschaftlicher Intensität vorgetragenen langsamen Balladen, und bei anderen Stücken hielt es die Zuhörer nicht mehr auf den Kirchenbänken. Bereits jetzt haben die "Street Doves" ihr Kommen für den Gospelsommer 2018 schon zugesagt.

Eine Woche später war dann wieder der Gospelchor "Together" zu Gast in der Lukaskirche, und auch hier sprang der Funke ganz schnell über. Im Workshop am Samstag waren alle, die das wollten, eingeladen, sich zwischen die Sänger*innen des Chors zu mischen und so von Anfang an sich mitnehmen zu lassen und einzutauchen in das Gospelfeeling, und die Gospelsongs wurden dann am Sonntag im ökumenischen Segnungsgottesdienst in der Lukaskirche mit allen zusammen gesungen.

In diesem Jahr stand keiner der klassischen Gospel im Mittelpunkt des Gottesdienstes, sondern das erst 2016 entstandene Lied "Du siehst mich". Auch in der Zeit von Krise und Krankheit sich gesehen zu fühlen, beachtet, geachtet zu sein: das war ein Thema, das viele Menschen sehr berührt hat. Und wer wollte, konnte in diesem Gottesdienst mit einem persönlichen Segenswort auch gesegnet werden.

19.03.2017 - Kantatengottesdienst

Kantatengottesdienst

Johann Sebastian Bach

"Ich lasse Dich nicht Du segnest mich denn"

18.02.2017 - Singen und Schweigen

Zum ersten Mal hatte die musikalische Projektarbeit der Klinikseelsorge zu "Singen und Schweigen" eingeladen, und der große Seminarraum im Sozialzentrum Göttingen war erstaunlich gut gefüllt: 35 Menschen waren gekommen, einige mit viel sängerischer Erfahrung, andere ganz ohne, manche mit langjähriger eigener Meditationserfahrung, wieder andere ganz ohne, eine bunt zusammengewürfelte Menschenschar aus dem Krankenhaus und seinen Umfeld und aus der gesamten Region, alle mit großer Neugier, Offenheit und Lust, sich auf das auf den ersten Blick so ungewöhnliche Angebot dieses Nachmittags einzulassen.

Zweimal sind wir in großer Achtsamkeit und mit ganz viel Zeit diesen  Weg hin- und hergegangen: aus großer Stille in den großen Klang, in die große Stille und noch einmal in den großen Klang. Ein eindrucksvolles Erlebnis.

"Ich hätte mir bis heute nicht vorstellen können, dass zehn Minuten Stille so wohltuend sein können und so schnell vorbei sein können", sagte eine Frau in der Abschlussrunde. Für andere stand das Sich - Hineinbegeben in den Klang im Vordergrund, das Entdecken und Ausfüllen der eigenen Klangräume und des Raumklangs. Ein großer Gong hat uns dabei behutsam Hilfestellung geleistet.

Es hat Spaß gemacht, diesen Weg ein Stück weit miteinander auszuprobieren. Viel Potenzial liegt da noch verborgen. Manches werden wir dabei noch verändern, aber auch in Zukunft wird es "Singen und Schweigen" geben.

19.11.2016 - Konzertmeditation mit Anselm Grün und Hans-Jürgen Hufeisen

"Du bist ein Segen"

Unter dieser Überschrift hatte die Klinikseelsorge anlässlich des 150-jährigen Krankenhausjubiläums zwei Menschen eingeladen, die selber viel Segen in ihrem Leben erlebt haben und viel davon weiterzugeben haben: den Benediktiner-Pater Anselm Grün aus Münsterschwarzach und den Blockflötenspieler Hans-Jürgen Hufeisen.

Es war eindrucksvoll, was Anselm Grün über den Segen zu sagen hatte, formuliert in freier Rede ganz ohne Manuskript. Und eindrucksvoll war auch die Ausstrahlung, die von ihm ausging: Da war ein Mensch zu erleben, der konzentriert und so ganz bei sich selbst war. Und diese Ruhe, diese innere Sammlung und Gelassenheit strahlte aus in den Saal des Sozialzentrums. Ungefähr 230 Menschen waren gekommen, und immer wieder wurde es so still, dass man die sprichwörtliche Stecknadel hätte fallen hören können.

Mit einem Sortiment ganz verschiedener Flöten war Hans-Jürgen Hufeisen nach Göttingen gekommen, und auch er faszinierte die Zuhörenden mit seinem Blockflötenspiel: Unglaublich seine Virtuosität, wie rasend schnell sich seine Finger auf diesen kleinen Instrumenten bewegen konnten und was für Töne er seinen Flöten entlocken konnte. Und berührend war die meditative Schlichtheit, mit der er zum Schluss das Volkslied „Guten Abend, gute Nacht“ auf seiner Flöte spielte, bis nach und nach auch die  Zuhörenden mit einstimmten und das Lied mitsangen oder mitsummten. Thomas Strauß am Keyboard war ihm dabei ein technisch souveräner und  einfühlsamer Begleiter.

„Dieser Tag wird noch lange in uns nachklingen“ - das war das Echo bei vielen Menschen am Abend nach der Veranstaltung und auch noch in den Tagen danach.

Musikwerkstätten 2016 - Die kleine Sansula aus Afrika ...

Die kleine Sansula aus Afrika ...

... war unbestritten die Größte bei der zweiten Musikwerkstatt der musikalischen Projektarbeit am 09.09.2016. Das ist ein faszinierendes kleines "Daumenklavier" aus federnden Metallzungen, die mit den beiden Daumen gespielt werden und auf eine exotische, aber niemals dissonante Art gestimmt sind.

Andere dezente Instrumente gesellten sich dazu, und schnell breitete sich eine exotische Atmosphäre im Raum aus.

Aber auch die großen Bongos und Congas wurden ausgiebig genutzt, und deutlich war da zu spüren, wie ganz allmählich die "inneren Bremsen" sich lösten und mit Lust und Leidenschaft getrommelt wurde, bis die Hände schmerzten.

Ganz anders strukturiert waren die erste und die dritte Musikwerkstatt.

Hier standen Atem und Stimme im Zentrum. "Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen" - das Gedicht von Rainer Maria Rilke mit seinen faszinierenden Bildern bot den Teilnehmer/innen der ersten Musikwerkstatt am 26.08.2016 viele Anregungen, diese Bilder in Klänge umzusetzen und dabei über das eigene Ich und die eigenen Lebensgeschichte zu meditieren. Miteinander entwickelten die Teilnehmer/innen einen eindrucksvollen Klangteppich, über den dann einzelne Sätze des Gedichts in einer Art Sprechgesang deklamiert wurden.

Ein intensives Erlebnis der dritten Musikwerkstatt am 16.09.2016 war der gemeinsam gesungene Gospel "Amazing grace", den einige Teilnehmer/innen noch aus dem Gospelworkshop in Erinnerung hatten. Hierbei standen die Teilnehmer/innen im Kreis in einem breiten weichen Gummiband, in das sie sich hineinlehnen konnten und so während des Singens Halt und Stütze  im Lendenbereich und zugleich die Freiheit zu behutsamen Schwingen erleben konnten.

Es hat Spaß gemacht und es hat gut getan - und manch eine/r, der/ die bislang geglaubt hatte, nicht singen zu können und überhaupt ganz unmusikalisch zu sein, entdeckte da ganz neue Seiten an sich selbst. Auch im kommenden Jahr wird es wieder eine Serie von Musikwerkstätten geben.

Gospelsommer 2016 - Gospel is it!

Erfunden wurde der Gospel von den Sklaven in Nordamerika: Menschen in großer existenzieller Not, die ihre Klagen und ihre ganze Sehnsucht, aber genauso auch ihre ganze Hoffnung und Begeisterungsfähigkeit in diese Musik hineinlegten - die ganze Bandbreite der Gefühle, von "Nobody knows the trouble I´ve seen" bis "Oh happy day" . Musik, die unmittelbar anspricht und die Kraft schenkt, auch in schweren Zeiten sein Leben in Vertrauen auf die Zukunft zu leben und zu feiern. Dieser Geist war in den drei Veranstaltungen des diesjährigen Gospelsommers zu spüren.

Insgesamt waren mehr als 200 Menschen dazu in die Lukaskirche gekommen. Manchmal ließ der Sound die Butzenscheiben der Lukaskirche erzittern, und es hielt die Teilnehmenden nicht mehr auf den Kirchenbänken. Dann wieder waren es ganz ruhige und meditative Klänge, die dazu einluden, die Seele auf die Reise zu schicken. Die dramatische Lebensgeschichte von John Newton mit ihren zahlreichen Abstürzen und Niederlagen und seiner ganz erstaunlichen Lebensbilanz "amazing grace" lud zum Nachsinnen über die eigene Lebensgeschichte ein, und wer wollte, konnte sich zu Gospelklängen persönlich segnen lassen. Fast alle haben dieses Angebot für sich wahrgenommen

11.10.2015 - Gottesdienst mit Bach-Kantate

Auch wenn die Lebensverhältnisse zur Zeit Johann Sebastian Bachs gewiss ungleich schwieriger waren als heute, musste Bach doch auch für damalige Verhältnisse ungewöhnlich viele Schicksalsschläge durchleiden: Seine Mutter stirbt 1694, da ist der kleine Johann Sebastian 9 Jahre alt. Sein Vater stirbt ein Jahr später, im Alter von 10 Jahren ist er Vollwaise und kommt in die Familie seines ältesten Bruders. Mehrere seiner Kinder hat er zu Grabe tragen müssen, und im Sommer 1720, als Bach auf Reisen ist, stirbt seine erste Frau Maria Barbara; als Bach zurückkommt, ist sie bereits begraben.

Woher gewinnt Johann Sebastian Bach seine Kraft zum Leben in diesen schlimmen Krisenzeiten? Wie kann er trotz allem derart kraftvolle, dem Leben zugewandte Musik schreiben? Was kann seine Musik uns heutigen Menschen in unseren Krisenzeiten geben?

Die Kantate "Ach Gott, wie manches Herzeleid" stand im Mittelpunkt des Gottesdienstes am 11.10.2015. Komponiert als Dialog zwischen der Stimme einer Menschenseele (Sopran) und der Stimme Christi (Bass), durchschreitet sie die ganze emotionale Bandbreite von tiefer Verzweiflung bis hin zu ausgelassener, fast übermütiger Freude. Es musizieren ein Solistenensemble und das Orchester "Concertino Göttingen" unter der Leitung von Wolf-Friedrich Merx, Pastorin Gundula Bondick wird über die Kantate predigen.

Musik in der Lukaskirche

Innenraum der Lukaskirche mit Altar

Im Jahr 1866 wurde auf dem Leineberg in Göttingen die "Königliche Landesirrenanstalt" in Betrieb genommen. Inspiriert von klösterlichen Vorbildern und im neugotischen Baustil errichtet, entstand ein bis heute unverändert erhaltenes Gebäudeensemble von großer architektonischer Harmonie. Die Lukaskirche beeindruckt durch ihre sorgfältig renovierten Buntglasfenster und eine kunstvoll gestaltete Holzdecke.

Im Jahr 2016 feierte das Asklepios Fachklinikum Göttingen, das heute das Gebäudeensemble nutzt, das 150-jährige Jubiläum der Psychiatrie in Göttingen.

Lukas singt...

Das Sozialzentrum mit der Lukaskirche

Lukas singt ist der Chor der Lukaskirche, der sich regelmäßig triff.

Lukas singt ist ein besonderer Chor an einem besonderen Ort, ganzheitlich und vielfältig. Aufführungen und sängerische Leistungen stehen nicht im Mittelpunkt. Auch stilistisch ist Lukas singt nicht festgelegt: von den klösterlichen Gesängen der Mönche des Mittelalters über Bach bis zu Gospel und Pop ist alles möglich, manchmal auch improvisiert und ganz ohne Noten: so können aus Worten und Gefühlen Klänge werden. Dazwischen gibt es immer auch Phasen meditativen Schweigens - so kann aus Stille Klang wachsen.

Lukas singt ist ein Ort der Begegnung mit dem Ziel, etwas Schönes und Wohltuendes entstehen zu lassen - für sich selbst und für andere.

Für Menschen während des stationären Aufenthalts und Menschen aus der Region, egal ob psychiatrieerfahren oder nicht. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, einzige Voraussetzung ist ein gelassener und entspannter Umgang mit eigenen und fremden „Fehlern“.

Wir treffen uns immer dienstags, 17:00 Uhr bis 17:45 Uhr in der Lukaskirche.

Wolf-Friedrich Merx

Wir luden Sie ein

Im geschützten Raum

wir gingen aus von Ihrer Lieblingsmusik und hörten dabei auf den Klang Ihrer Stimme - sie war ein Echo Ihres persönlichen Befindens. Mit Ihnen zusammen versuchten wir Ihr stimmliches, spirituelles und persönliches Potential zu entwickeln.

Dabei arbeiteten wir mit Ihnen allein oder auch mit anderen zusammen in verschiedenen Musikwerkstätten. Parallel zu der musikalischen Arbeit begleiteten wir Sie auch seelsorglich und / oder spirituell.

Öffentlich

luden wir ein zu Gottesdiensten und Konzerten, hier arbeiteten wir mit Chören und anderen Musikern zusammen. Alle Veranstaltungen waren kostenfrei.

Das Projekt-Team

Monika Althoff

  • Physio- und Körpertherapeutin,
  • Fortbildungen in Tanz- und Bewegungstherapie, Atem-, Stimm- und Klangarbeit.

Gundula Bernhold

  • Sängerin und Gesangspädagogin
  • Diplom-Sprecherzieherin
  • Milton-Erikson-Zertifikat.
  • Staatsexamen evangelische Theologie

Ingeborg Erler

  • Musikerin und Musiktherapeutin
  • Organistin an der Lukaskirche
  • Heilpraktikerin für Psychotherapie
  • Arbeit mit Rhythmus und Trommeln

Wolf- Friedrich Merx

  • Pastor
  • Diplom- Kirchenmusiker
  • Klinikseelsorger in der Asklepios Psychiatrie Niedersachsen GmbH (i.R.)
  • Leiter des Projekts

Projektverantwortlicher

Pastor Wolf-Friedrich Merx (i.R.)

ehem. Klinikseelsorger an der Asklepios Psychiatrie Niedersachsen GmbH
Projektleiter "Musik als Ressource in der seelsorglichen und spirituellen Praxis im Krankenhaus"

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