Die Behandlung von Hodenkrebs
Der Hodenkrebs ist die häufigste Krebserkrankung des jungen Mannes. Der Häufigkeitsgipfel liegt zwischen dem 20.-45. Lebensjahr. In Deutschland erkranken jährlich etwa 4.000 Männer an Hodenkrebs. Allgemein gilt: je früher der Hodenkrebs erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Rund 95 % der Männer mit Hodenkrebs werden durch eine Leitlinien-gerechte Therapie wieder gesund. Daher gilt Hodenkrebs als das Paradebeispiel einer heilbaren Krebserkrankung.
Das Hodenkarzinom
typische Beschwerden
Häufig stellen die betroffenen Männer selbst eine schmerzlose Verhärtung und/oder Schwellung des Hodens fest. In seltenen Fällen treten auch Hodenschmerzen auf. Solche Veränderungen sollten nicht verdrängt werden, sondern immer Anlass sein, einen Urologen aufzusuchen, um eine weitere Abklärung des Befundes zu erreichen.
Die Urologen empfehlen allen Jungen und Männern zwischen 14 und 45 Jahren, beide Hoden regelmäßig abzutasten. Mit etwas Übung wird die Selbstuntersuchung der Hoden schnell zur Routine und benötigt wenig Zeit.
Risikofaktoren
Risikofaktoren für das Auftreten von Hodenkrebs sind:
ein Hodenhochstand bei Geburt, also ein ausgebliebener bzw. unvollständiger Abstieg des Hodens in den Hodensack, auch wenn dieser behandelt wurde
- eine Hodenektopie, das bedeutet eine Lage des Hodens außerhalb des Hodensacks
- Verwandte ersten Grades mit Hodentumor
- ein vorangegangener Hodentumor.
Tumorarten und Stadieneinteilung
Bösartige Neubildungen des Hodens werden grundsätzlich nach dem Gewebe, aus dem sie entstanden sind, eingeteilt. Prinzipiell unterscheidet man Keimzell-Tumoren mit einer Häufigkeit von 95% von Nicht-Keimzelltumoren (5%). Die Keimzelltumoren werden weiter in Seminome (mittleres Alter: 37. LJ) und Nichtseminome (mittleres Alter: 25. LJ) unterteilt. Diese Subgruppen bestimmen die weiteren Therapieverfahren.
Des Weiteren verwenden die Ärzte die sogenannte TNM-Klassifikation um den Hodentumor in verschiedene Stadien einzuteilen. Hierbei werden die Größe des Tumors, die Lymphgefäßausbreitung sowie der Lymphknoten- bzw. Organbefall berücksichtigt. Dementsprechend wird dann auch die geeignete Therapie für jedes Stadium festgelegt.
Urinuntersuchung:
Hierbei lassen sich auch mikroskopische Blutbeimengungen (rote Blutkörperchen) nachweisen. In einer Urinzytologie kann der Harn auf Tumorzellen untersucht werden.
Ultraschalluntersuchung des Urogenitaltraktes:
Ab einer bestimmten Größe lassen sich Blasentumore bereits bei der Ultraschalluntersuchung bei voller Harnblase erkennen. Insbesondere in fortgeschrittenen Stadien lässt sich gelegentlich durch die Infiltration des Tumors in die Harnleitermündungen eine neu aufgetretene Stauung der Nieren darstellen.
Zystoskopie:
Bei begründetem Verdacht ist die Blasenspiegelung (Zystoskopie) nach wie vor die aussagekräftigste Methode zum Nachweis eines Blasentumors.
Computertomographie mit Kontrastmittel:
Besteht der Verdacht auf einen fortgeschrittenen, schleimhautüberschreitenden Befund, kann durch eine Computertomographie des Bauchraums und ggf. auch des Brustkorbes (Thorax) eine Beurteilung der Tumorausdehnung bzw. einer möglichen Metastasenbildung erfolgen.
Diagnostik
Besteht der Verdacht auf Hodenkrebs, sollten entsprechende Untersuchungen zur weiteren Abklärung eingeleitet werden.
Bei der körperlichen Untersuchung werden beide Hoden vom Arzt abgetastet und fachgerecht beurteilt. Mittels Ultraschalluntersuchung, die nicht schmerzhaft ist und keine Strahlenbelastung verursacht, kann der Befund bildlich dargestellt und fachgerecht beurteilt werden.
Eine wichtige diagnostische Ergänzung sind Blutuntersuchungen zur Bestimmung der sogenannten Tumormarker. Hierbei handelt es sich um folgende im Blut zirkulierende, körpereigene Stoffe, welche bei einer Hodenkrebserkrankung vermehrt auftreten können:
- AFP (Alpha-Feto-Protein)
- Beta-HCG (Humanes Choriongonadotropin)
- LDH (Lactatdehydrogenase)
An den Tumormarkern kann man wichtige Informationen über die Art des Tumors erwerben. Außerdem, kann man anhand deren einen Tumorfortschritt oder Tumorrückgang im Verlauf der Therapie sehr gut erkennen. Allerdings sind diese Laborwerte nicht spezifisch. Das bedeutet, dass eine Erhöhung der Tumormarker nicht zwangsläufig durch eine Hodenkrebserkrankung bedingt sein muss.
Im Rahmen der Ausbreitungsdiagnostik wird eine Computertomographie (CT) oder eine Kernspintomographie (MRT) der Lunge und des Bauchraums durchgeführt. Diese bildgebende Diagnostik liefert wichtige Informationen über eine mögliche Ausbreitung/ Streuung des Tumors in Lymphknoten oder Nachbarorgane (Metastasen), so dass anhand des Gesamtbildes die geeignete Therapie ausgewählt werden kann.
Behandlung
Operation
Die erste Behandlungsmaßnahme beim begründeten Verdacht auf Hodenkrebs ist grundsätzlich die operative Entfernung des betroffenen Hodens (Orchiektomie oder Ablatio testis oder Semikastration) mitsamt Samenstrang. Diese wird in der Regel über einen Schnitt durch die Leiste durchgeführt. Während der Operation kann eine vorläufige feingewebliche Untersuchung des entnommenen Materials (Schnellschnitt) durchgeführt werden. Unter bestimmten Voraussetzungen erfolgt in gleicher Sitzung eine separate Probeentnahme (Biopsie) der Gegenseite zur weiteren Untersuchung.
Die gesamte Operation dauert in der Regel 45 - 60 Minuten und ist mit einem 2-3 tägigen Krankenhausaufenthalt verbunden. Die Operation ist für die endgültige Diagnosestellung erforderlich, aber auch gleichzeitig der erste wichtige therapeutische Schritt.
Kryokonservierung
Ein Verlust der Zeugungsfähigkeit ist allein durch die Entfernung eines Hodens in der Regel nicht erwartet. Normalerweise reicht ein gesunder Hoden für die Produktion von männlichen Hormonen (Testosteron) und von Spermien aus. Durch eine mögliche weitere Behandlung der Krebserkrankung mittels Chemotherapie oder Bestrahlung kann allerdings die Fruchtbarkeit in einigen Fällen zeitweise oder sogar dauerhaft eingeschränkt werden. Deswegen gibt es die Möglichkeit, vor der operativen Entfernung des betroffenen Hodens, spätestens jedoch vor einer möglicherweise notwendigen Stahlen- oder Chemotherapie, Spermien einfrieren zu lassen. Dieses Verfahren nennt man Kryokonservierung.
Zweitmeinung
Nach der endgültigen feingeweblichen Untersuchung des entnommenen Hodens und nach durchgeführter Ausbreitungsdiagnostik muss das weitere Vorgehen festgelegt werden. Im Einzelnen wird festgelegt, ob und welche Chemotherapie notwendig ist, ob eine Tumornachsorge ausreicht, ob die Möglichkeit einer Strahlentherapie besteht oder wann bei fortgeschritteneren Tumoren eine weitere Operation angezeigt ist. Um optimale Behandlungsergebnisse zu erreichen, wurde in Deutschland das Hodentumor-Zweitmeinungsportal eingerichtet, das den behandelnden Ärzten ermöglicht kostenfrei über das Internet bei Hodentumorspezialisten rasch eine Zweitmeinung für jeden einzelnen Fall einzuholen.
Chemotherapie
Ziel der Chemotherapie ist Krebszellen im ganzen Körper durch zellwachstumshemmende Medikamente (Zytostatika/Chemotherapeutika) abzutöten. Zytostatika wirken gut gegen schnell wachsende Zellen, eine Eigenschaft, die auf Hodentumorzellen zutrifft.
Bei großen, auf den Hoden begrenzten Seminomen oder bei Ausbreitung in die Samenkanälchen (Rete testis-Infiltration) wird nach der Operation eine sog. adjuvante Chemotherapie mit dem Wirkstoff Carboplatin durchgeführt.
Eine Polychemotherapie mit den Wirkstoffen Cisplatin, Etoposid und Bleomycin (sogenanntes PEB-Schema) wird in fortgeschrittenen Krankheitsstadien durchgeführt, also dann, wenn bereits Lymphknoten oder andere Organe von der Krebserkrankung betroffen sind (Metastasen).
Bei Nicht-Seminomen kann diese Polychemotherapie auch in früheren Krankheitsstadien erfolgen, besonders dann, wenn in der feingeweblichen Untersuchung festgestellt wird, dass bereits Tumorzellen in die Hodengefäße eingedrungen sind (Gefäßinvasion).
Auch im fortgeschrittenen Stadium kann ein Hodentumor durch eine adäquate Chemotherapie dauerhaft therapiert werden.
Strahlentherapie (Radiatio)
Eine Strahlentherapie kann zur Behandlung von Seminomen in verschiedenen Stadien eingesetzt werden. Im Unterschied zum Seminom ist die Strahlentherapie keine Behandlungsoption für Nicht-Seminome.
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