Suchterkrankungen
Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 4,3 Millionen Menschen in Deutschland alkoholabhängig und 1,2- 1,5 Millionen Menschen medikamentenabhängig sind. Etwa 319 000 Menschen sind abhängig von Illegalen Drogen. Weitere sechs Millionen trinken zu viel Alkohol und haben zumindest ein Alkoholproblem.
Wir bieten Ihnen in unserer Klinik ein differenziertes Behandlungsangebot für alle Formen der sogenannten stoffgebundenen Abhängigkeit.
Wir helfen Ihnen bei
- Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit
- Missbrauch und Abhängigkeit von illegalen Drogen, wie Cannabis, Crystal-Meth und anderen Amphetaminen, Heroin, Kokain, anderen illegalen Drogen sowie NPS
- der Verhinderung drohender Rückfälle
- Entzug von Suchtmitteln und der Planung und Organisation weiterer notwendiger Behandlungsschritte
- allen psychiatrischen Erkrankungen, die im Zusammenhang mit oder im Vorfeld der Suchterkrankung aufgetreten sind
- Medikamentenabhängigkeit bei körperlichen Erkrankungen
Wie entsteht eine Suchterkrankung
Wie bei vielen seelischen Erkrankungen wirken auch bei Suchterkrankungen biologische, psychosoziale und in der spezifischen Wirkung der Substanz gelegene Faktoren zusammen.
Suchtmittel führen in der Regel zu einer vermehrten Ausschüttung z. B. von Dopamin in bestimmten Bereichen des Gehirns, z. B. im limbischen System. Dieser Bereich ist für Emotionen, Wohlbefinden und Schmerz zuständig. Diese vermehrte Ausschüttung versetzt den Menschen in einen gewünschten angenehmen Stimmungszustand und erzeugt so einen Belohnungseffekt. Es entsteht das starke Bedürfnis, diesen Gefühlszustand wieder zu erreichen, was den erneuten Wunsch nach Konsum der Substanz nach sich zieht.
Des Weiteren gewöhnt sich auch der Körper an die regelmäßige Zufuhr eines Suchtmittels. Er reagiert darauf z. B. indem er für einen schnelleren Abbau sorgt. Dies hat zur Folge, dass immer mehr von dieser Substanz konsumiert werden muss, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.
Das Aufwachsen in einer Suchtfamilie ist ebenfalls ein erheblicher Risikofaktor.
Auch genetische Faktoren scheinen eine Rolle zu spielen: Viele Suchtkranke haben nahe Verwandte, die ebenfalls Suchtprobleme haben. Auch Zwillingsstudien unterstützen diese Annahme.
Ebenso spielt die Verfügbarkeit einer Substanz bei der Suchtentwicklung eine Rolle.
In Deutschland ist z.B. Alkohol eine sozial gebilligte und preiswerte Droge. Bei zahlreichen gesellschaftlichen Ritualen steht der Alkoholkonsum im Mittelpunkt: das Bier nach Feierabend, der Sektempfang bei einer Vernissage oder der Beweis der Trinkfestigkeit bei Jugendlichen. In einer Kultur, die – bis zu einem gewissen Grad – Alkoholkonsum akzeptiert, ist die Gefahr höher, an Alkoholismus zu erkranken.
Woran erkennen Sie eine Abhängigkeit
Für die Diagnose Abhängigkeit müssen mindestens drei der folgenden Kriterien gleichzeitig während des letzten Jahres vorhanden gewesen sein.
1. Es besteht der starke Wunsch oder eine Art Zwang, das Suchtmittel zu konsumieren.
2. Die Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, des Endes und der Menge des Konsums verringert sich. Die Betroffenen können, wenn sie einmal mit dem Konsum begonnen haben, nicht mehr willentlich steuern, d. h. es wird länger, zeitiger und mehr konsumiert als ursprünglich vom Betroffenen geplant. Dies nennt man Kontrollverlust.
3. Es treten Entzugserscheinungen auf, wenn der Betroffene versucht, weniger zu konsumieren oder ganz aufzuhören. Solche Entzugserscheinungen können je nach Art des Suchtmittels Zittern der Hände oder des Körpers, Schweißausbrüche, innere Unruhe, Bluthochdruckkrisen, ein stark beschleunigter Herzschlag, auch epileptische Anfälle bzw. ein Delirium tremens (schweres Alkoholentzugssyndrom mit Desorientierung und Trugwahrnehmungen), Bauchkrämpfe, Körperschmerzen, Reizbarkeit und v. a. sein.
4. Es entwickelt sich eine Toleranz. Es muss immer mehr vom Suchtmittel zu sich genommen werden, um die gewünschte Wirkung zu erreichen.
5. Der suchtkranke Mensch vernachlässigt andere Tätigkeiten um stattdessen zu konsumieren, sich das Suchtmittel zu beschaffen oder sich vom Konsum zu erholen. Die Gedanken kreisen um den Suchtmittelkonsum. Hobbies, Freundschaften, Partnerschaften, die Familie, aber auch die Arbeit werden zugunsten des Suchtmittels vernachlässigt.
6. Obwohl bereits körperliche, seelische oder auch soziale Schäden infolge des Konsums eingetreten sind und sie sich der ursächlichen Umstände bewusst sind, konsumieren die Betroffenen weiter das Suchtmittel.
Der erste Schritt: Die richtige Diagnostik
Vielleicht befürchten Sie, an einer Suchterkrankung bzw. Abhängigkeit zu leiden? Oder Freunde und Familie haben Ihnen geraten, Ihr Suchtmittelverhalten untersuchen zu lassen? Möglicherweise hat Sie auch Ihr Hausarzt in unser Fachklinikum überwiesen?
Wir wissen, dass Sie sich in diesem Moment große Sorgen um Ihre Gesundheit und Ihre Zukunft machen. Deshalb nehmen sich unsere Ärzte gerade beim ersten Gespräch viel Zeit, um mit Ihnen über Ihre Beschwerden zu reden. Dabei stellen wir Ihnen Fragen zu Ihren Konsumgewohnheiten, zu körperliche Beschwerden und zu Ihrem familiären, sozialen und beruflichen Hintergrund.
Auf dieser Grundlage erstellen wir Ihre Krankheitsgeschichte (Anamnese). In manchen Fällen und nur wenn Sie dies wünschen, sprechen wir auch mit Ihnen nahe stehenden Personen. Auf diese Weise können wir uns ein genaueres Bild von der Erkrankung machen.
Unseren Diagnoseverdacht stützen wir durch weitere Tests: Mittels neuropsychologischer und körperlicher Untersuchungen stellen wir fest, ob wir auch neurologische oder körperliche Erkrankungen behandeln müssen. Zudem überprüfen wir, ob der Suchtmittelkonsum eine weiter seelische Erkrankung ausgelöst oder verschlimmert hat. Die Ergebnisse aller Untersuchungen besprechen wir gemeinsam mit Ihnen und erstellen so ein individuelles Behandlungsangebot.
Ganz auf Sie abgestimmt: Unser Behandlungsangebot
Die Suchterkrankung wird Sie Ihr Leben lang begleiten. Aber wir können Sie im Umgang mit Ihrer Erkrankung unterstützen. Dabei orientiert sich das Ziel der Behandlung an Ihren Wünschen und Ressourcen.
Als Orientierung gilt hier die sog. Zielhierarchie in der Suchttherapie (nach Körkel und Kruse):
1. Sicherung des Überlebens
2. Sicherung des möglichst gesunden Überlebens
3. Reduzierung der Konsummenge und der Konsumexzesse
4. Verlängerung der konsumfreien Perioden
5. Dauerhafte Abstinenz
6. Lebensgestaltung und –bewältigung in Zufriedenheit
Stationäre Behandlung
Einen sehr tragfähigen Einstieg in den Ausstieg bietet eine Entzugs- und Motivationsbehandlung in der Suchtabteilung unseres Fachklinikums.
Dabei ist die Station S1 dabei spezialisiert auf die Behandlung von Patienten mit Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit, die Station S2 legt ihren Schwerpunkt auf die Behandlung der Abhängigkeit von illegalen Drogen. Auf dieser Station können bereits Patienten ab dem 16. Lebensjahr nach einem Vorgespräch in der Ambulanz der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie aufgenommen werden.
Neben der medikamentösen Behandlung unterstützen wir Sie mit Therapien und Beratungsangeboten, die wir an Ihren Bedürfnissen und Interessen ausrichten.
Unser stationäres Angebot umfasst unter anderem:
- Gruppen- und Einzelgespräche
- Entspannungstherapien
- Informationsgespräche
- Ergotherapie
- Sporttherapie und Freizeitgestaltung
So helfen wir Ihnen, sich mit Ihrer Erkrankung bewusst auseinander zu setzen und innere Ressourcen zu mobilisieren.
Natürlich beziehen wir auch Ihre Angehörigen in die Behandlung mit ein – aber nur, wenn Sie das ausdrücklich wünschen.
Eine längere, komplexe stationäre Behandlung empfehlen wir, wenn durch eine ambulante Behandlung keine Abstinenz erzielt werden kann und wenn die Alkoholerkrankung bereits schwere Folgeerkrankungen nach sich gezogen hat. Aber nicht immer ist eine stationäre Behandlung notwendig.
Teilstationäre Behandlung
Teilstationäre Behandlungen für Suchtkranke finden bei uns in der Regel stationsintegriert statt. Tagsüber unterstützen Sie dort Ärzte, Therapeuten und Pflegekräfte auf Ihrem Weg zur Abstinenz. Am Abend kehren Sie in Ihr gewohntes Umfeld zurück und können das Gelernte auf Ihren Alltag übertragen.
Entwöhnungsbehandlung
Wenn bei Suchtkranken die Leistungs- und Erwerbsfähigkeit bedroht oder bereits eingeschränkt ist, gibt es die Möglichkeit einer Entwöhnungsbehandlung. Diese hat zum Ziel, die Motivation und die Fähigkeit zur Abstinenz zu entwickeln und zu fördern. Dazu gehört eine umfassende Diagnostik und Wissensvermittlung über die Suchterkrankung. In suchttherapeutischen Gesprächen können Auslöser und die Suchtmittelkonsum aufrechterhaltenden Faktoren analysiert werden. Außerdem werden Maßnahmen gegen Rückfälle erarbeitet, das Selbstwertgefühl gestärkt und soziale Kompetenzen ausgebaut.
Selbsthilfegruppen und Suchtberatungsstellen
Selbsthilfegruppen bieten Beratungsgespräche für Alkoholabhängige an und können sich, falls notwendig und gewünscht, um die Aufnahme in einer Entzugsklinik kümmern. Häufig übernehmen sie auch die Nachsorge.
Das können Sie gegen einen Rückfall tun
Die Suchterkrankung begleitet Sie ihr ganzes Leben.
Auslöser für Rückfälle sind oft unangenehme Gefühlszustände, wie Angst, Langeweile, Depressionen und Wut, Konfliktsituationen, die mit Streit und Ärger verbunden sind. Es gibt aber auch Verführungssituationen, zum Beispiel bei feierlichen Anlässen. Manchmal versuchen Suchtkranke auch, kontrolliert und mäßig zu konsumieren. Auch körperliche Beschwerden, Erkrankungen oder Schlafstörungen können zum Rückfall führen.
Wer rückfällig geworden ist, sollte frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch nehmen: Um ein weiteres Fortschreiten der Suchterkrankung und insbesondere weitere körperliche und seelische Schäden zu vermeiden, ist eine rasche Behandlung notwendig, um so schnell wie möglich wieder abstinent zu werden. Im Rahmen einer qualifizierten Rückfallbehandlung werden die Auslöser und Ursachen für den Rückfall analysiert und gemeinsam mit dem Betroffenen Abstinenzstrategien entwickelt.
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